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Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange

Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange

Titel: Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
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Sachen berühren kannst, andere aber nicht?«, fragte ich.
    Setne zuckte die Achseln. »Kumpel, ich hab die Regeln der Geisterwelt nicht erfunden. Wir können Gold und Juwelen berühren. Aber Müll aufheben und mit Giftpfeilen rumhantieren geht nicht. Diese Drecksarbeit müssen wir den Lebenden überlassen.«
    Jedes Mal, wenn die Fallen außer Gefecht gesetzt wurden, leuchteten versteckte Hieroglyphen auf und verschwanden anschließend. Manchmal mussten wir über Gruben springen, die sich im Boden auftaten, oder zur Seite ausweichen, wenn Pfeile aus der Decke schossen. Bilder von Göttern und Pharaonen lösten sich von den Wänden, formten sich zu geisterhaften Wächtern und verblassten. Setne ließ ununterbrochen Kommentare ab.
    »Dieser Fluch hätte deine Füße abfaulen lassen«, erklärte er. »Der hier? Der ruft eine Flohplage herbei. Und der hier – oh, Mann. Das ist einer meiner Lieblingsflüche. Er verwandelt einen in einen Zwerg! Ich hasse diese kurzen kleinen Kerle.«
    Ich sah ihn fragend an. Setne war kleiner als ich, aber ich beschloss, das Thema nicht weiter zu vertiefen.
    »Ja, in der Tat«, fuhr er fort. »Du hast Glück, dass ich dabei bin, Kumpel. Sonst wärst du jetzt schon ein von Flohstichen geplagter Zwerg ohne Füße. Und das Schlimmste hast du noch gar nicht gesehen! Hier lang.«
    Keine Ahnung, wie sich Setne nach so langer Zeit an so viele Einzelheiten erinnern konnte, aber er war offensichtlich stolz auf diese Katakomben. Er hatte es wohl richtig genossen, sich tödliche Fallen auszudenken.
    Wir bogen in einen anderen Gang ein. Der Boden fiel erneut ab. Die Decke war so niedrig, dass ich den Kopf einziehen musste. Ich versuchte, ruhig zu bleiben, aber ich konnte kaum atmen, weil ich an nichts anderes denken konnte als diese Tonnen von Stein über mir, die jeden Moment herunterstürzen konnten.
    Zia ergriff meine Hand. Der Tunnel war zwar so eng, dass wir im Gänsemarsch laufen mussten, doch ich drehte mich zu ihr um.
    »Alles in Ordnung?«, fragte ich.
    Sie formte lautlos die Worte: Pass auf, was er tut.
    Ich nickte. Vor welcher Falle uns Hapi auch gewarnt hatte, noch schienen wir – trotz der ganzen Fallen ringsum – nicht auf sie gestoßen zu sein. Wir waren mit einem blutrünstigen Geist allein, tief unter der Erde, in seinem angestammten Revier. Ich hatte mein Chepesch nicht mehr. Aus irgendeinem Grund hatte ich es nicht aus der Duat herbeirufen können. Und meinen Kampfavatar konnte ich in diesem engen Tunnel auch nicht einsetzen. Wenn Setne auf uns losging, würde es schwierig werden.
    Schließlich wurde der Gang breiter. Wir blieben in einer Sackgasse stehen – vor einer dicken Wand, neben der rechts und links zwei Statuen meines Vaters standen … ich wollte sagen, von Osiris.
    Setne drehte sich zu uns um. »Okay, Folgendes, Leute. Ich muss diese Wand mit einem Entzauberungsspruch öffnen. Das dauert ein paar Minuten. Ich will nicht, dass ihr mittendrin ausflippt und mich mit rosa Bändern einwickelt, sonst wird es richtig unschön. Nicht zu Ende gebrachte Magie hier drin und dieser ganze Tunnel kracht auf uns herunter.«
    Ich schaffte es gerade noch, nicht wie ein Kleinkind loszuschreien – aber wirklich nur haarscharf.
    Zia drehte das Feuer auf ihrem Zauberstab auf Weißglut. »Vorsicht, Setne. Ich weiß, wie eine ordentliche Entzauberung klingt. Sobald ich den Verdacht habe, dass du etwas anderes tust, fackel ich dich zu ektoplasmischem Staub ab.«
    »Ganz ruhig, Püppi.« Setne ließ die Knöchel knacken. Die Diamantenringe an seinen kleinen Fingern blitzten im Feuerschein. »Du musst diesen Skarabäus unter Kontrolle behalten, ansonsten wirst du nämlich selbst zu Asche.«
    Ich sah ihn fragend an. »Skarabäus?«
    Setne betrachtete uns abwechselnd und lachte. »Ach, das hat sie dir gar nicht erzählt? Und du bist nicht draufgekommen? Ihr jungen Leute heutzutage! Ihr seid so herrlich dumm!«
    Er drehte sich zur Wand und begann seinen Sprechgesang. Zias Feuer verebbte zu einer kühleren roten Flamme. Ich warf ihr einen fragenden Blick zu.
    Sie zögerte – dann berührte sie die Kuhle an ihrem Hals. Früher hatte sie keine Halskette getragen. Da war ich mir sicher. Doch als sie ihre Kehle berührte, wurde ein Amulett sichtbar – ein glitzernder goldener Skarabäus an einer Goldkette. Sie musste ihn mit einem Zauber versteckt haben, einem magischen Trugbild ähnlich dem, das Setne bei den Bändern der Hathor benutzt hatte.
    Der Skarabäus schien aus Metall zu bestehen,

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