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Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange

Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange

Titel: Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
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dass dich die Bänder so was von schnell einwickeln –«
    »Oh, das würde ich nicht tun«, warnte Setne. »Hör zu, ich bin der Einzige, der das Buch herausnehmen kann, ohne von ungefähr sechzehn verschiedenen Flüchen abgeschossen zu werden.«
    Zwischen den Hörnern des Stiers blitzte die goldene Sonnenscheibe auf. Auf seiner Stirn erwachte die Kobra zum Leben, sie wand sich, zischte und spuckte wie wild Feuer.
    Zia zog ihr Zaubermesser. Bildete ich es mir ein oder fing ihre Skarabäuskette tatsächlich zu dampfen an? »Pfeif diese Kreatur zurück, Setne. Oder ich schwör dir, dass ich –«
    »Ich kann nicht, Püppi. Tut mir leid.« Er grinste hinter dem Sockel des Stiers hervor. Es schien ihm nicht übermäßig leidzutun. »Das ist Teil des Sicherheitssystems, verstehst du? Wenn ihr das Buch haben wollt, müsst ihr den Stier ablenken und ihn hier raustreiben, während ich das Podest öffne und das Buch des Thot heraushole. Ich vertraue euch da voll und ganz.«
    Der Stier scharrte auf seinem Sockel und sprang herunter. Zia zog mich zurück in den Gang.
    »Genau!«, rief Setne. »Genau wie beim Sedfest. Beweise, dass du des Pharaonenthrons würdig bist, Junge. Renn oder stirb!«
    Der Stier stürzte auf uns zu.
    Ein Schwert wäre echt nett gewesen. Ich hätte mich auch über einen Matadorumhang oder einen Speer gefreut. Oder ein Sturmgewehr. Stattdessen rannten Zia und ich durch die Katakomben zurück und merkten schnell, dass wir nicht mehr herausfanden. Es war eine dämliche Idee gewesen, uns von Setne in dieses Labyrinth führen zu lassen. Ich hätte Brotkrumen streuen oder die Wände mit Hieroglyphen kennzeichnen sollen oder so was in der Richtung.
    Ich hoffte, dass die Tunnel zu eng für den Apis-Stier sein würden. Aber das wäre ja zu schön gewesen. Ich hörte, wie hinter uns die Felswände rumpelten, als der Stier durch die Gänge stürmte. Dann gab es ein Geräusch, das mir noch viel weniger gefiel – ein tiefes Surren, dem eine Explosion folgte. Ich konnte es zwar nicht einordnen, aber es war auf jeden Fall ein guter Ansporn, noch schneller zu rennen.
    Wir mussten schon durch ein Dutzend Gänge gelaufen sein. In jedem standen zwanzig oder dreißig Sarkophage. Ich konnte es nicht fassen, wie viele Apis-Stiere sie hier unten mumifiziert hatten – Jahrhunderte von Stieren. Hinter uns grölte unser gewaltiger Steinfreund, während er sich den Weg durch die Tunnel rammte. 
    Ich drehte mich nur einmal um und bereute es auf der Stelle. Der Stier kam immer näher, die Kobra auf seiner Stirn spuckte Feuer.
    »Hier lang!«, schrie Zia.
    Sie zog mich in einen Seitengang. Am Ende schimmerte durch eine Türöffnung etwas, das nach Tageslicht aussah. Wir sprinteten darauf zu.
    Ich hoffte, dass es sich um einen Ausgang handelte, doch wir stolperten bloß in eine weitere runde Kammer. In der Mitte befand sich keine Stier-Statue, dafür standen um das Kreisrund vier riesengroße Steinsarkophage. Die Wände waren mit Bildern aus dem Kuhparadies bemalt – Kühe, die gefüttert wurden, Kühe, die auf Wiesen herumtollten, Kühe, die von dummen kleinen Menschen angebetet wurden. Das Tageslicht strömte durch einen Schacht in der Kuppel mehr als fünf Meter über uns. Der Sonnenstrahl, der die staubige Luft zerteilte, traf wie ein Scheinwerfer auf den Boden. Als Fluchtweg war der Schacht allerdings nicht zu gebrauchen. Selbst wenn ich mich in einen Falken verwandelt hätte, die Öffnung war zu schmal und ganz abgesehen davon hätte ich Zia nicht im Stich gelassen.
    »Sackgasse«, sagte sie.
    »HRUUUFF!« Der Apis-Stier baute sich in der Türöffnung auf und versperrte uns den Ausgang. Seine Kobra-Kühlerfigur zischte.
    Wir wichen in die Kammer zurück, bis wir im warmen Sonnenlicht standen. Es wäre ein grausamer Tod, unter Tausenden Tonnen Fels eingesperrt zu sein, aber die Sonne sehen zu können.
    Der Stier scharrte mit den Hufen. Er machte einen Schritt, dann zögerte er, das Sonnenlicht schien ihn zu stören.
    »Vielleicht kann ich mit ihm reden«, sagte ich. »Er hat schließlich eine Verbindung zu Osiris, oder?«
    Zia sah mich an, als hätte ich den Verstand verloren – das war ja auch der Fall –, aber etwas Besseres fiel mir nicht ein.
    Sie griff nach ihrem Zaubermesser und ihrem Zauberstab. »Ich geb dir Rückendeckung.«
    Ich ging auf das Ungeheuer zu und zeigte ihm meine leeren Hände. »Hübscher Stier. Ich heiße Carter Kane. Osiris ist mein Dad, na ja, so ähnlich. Was hältst du davon, wenn wir uns

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