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Die Kanonen von Dambanor II

Die Kanonen von Dambanor II

Titel: Die Kanonen von Dambanor II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Beamten der Seekönige falsch festgesetzt worden waren. Dies konnte man zwar dem Umstand anlasten, dass nicht nur hervorragende Mathematiker in den Staatsdienst übernommen wurden, sondern durchaus auch mittelmäßige Begabungen. Seltsam war nur, dass diese falschen Berechnungen kaum jemals die steuerpflichtigen Privatleute, aber fast immer die Staatskasse der Seekönige begünstigten, sodass die Redensart »Rechnen wie ein Seekönig« schon auf ganz Gher sprichwörtlich für den mathematisch verbrämten Betrug geworden war.
    Die PARALA dümpelte vor sich hin.
    Gerade deswegen herrschte unter der Mannschaft erhöhte Aufmerksamkeit. Jederzeit konnte der schnelle Vorstoß von Ruderbooten, die sich bis dahin in einer benachbarten Bucht verborgen hatten oder von den küstennahen Inseln aus aufgebrochen waren, einen Piratenüberfall einleiten.
    Die Flaute war in diesem Fall aufseiten der Piraten, denn sie verhinderte, dass das zur Beute erkorene Schiff flüchten konnte. So waren die Gefechtsstände an den insgesamt zwölf Kanonen an Bord der PARALA jetzt rund um die Uhr besetzt. Auch der Ausguck musste ständig bemannt sein, um die ersten Anzeichen eines Überfalls rechtzeitig zu entdecken.
    Allerdings stellte das die Mannschaft vor erhebliche Probleme. Insbesondere bei bewölktem Himmel oder Nebel wurden die häufig mit kleineren Geschützen besetzten Boote erst entdeckt, wenn es schon zu spät und der Feind zu nahe heran war. Hatten die Piraten erst einmal einen Handelssegler geentert, nutzten diesem auch die großen Geschütze nichts mehr.
    »Ich denke übrigens daran, meine Geschäfte in Zukunft auszuweiten«, wandte sich Handelsherr Nebos an den Kapitän.
    Bedros horchte auf. Die beiden transparenten Lider schoben sich von unten über seine großen Augen und zogen sich danach wieder zurück. Das diente der Befeuchtung, war aber in der Kultur der Gheroor auch ein Zeichen der Aufmerksamkeit. Der Zackenkamm verfärbte sich leicht. »In welcher Weise wollen Sie Ihr Geschäft ausdehnen, Herr Nebos?«
    Die Tatsache, dass Nebos bislang nichts gesagt hatte und auch jetzt noch zögerte, alarmierte den Kapitän. Was mochte hinter den Anwandlungen des Handelsherrn stehen? Wollte er etwa Handel mit den Rivalen von der Südinsel treiben, die von den Seekönigen mit einem Boykott belegt worden waren?
    Bedros wusste, dass es Schiffe gab, die diese Route fuhren. Die Gefahren waren immens. Wer erwischt wurde, musste damit rechnen, aus der Kapitänsgilde ausgeschlossen zu werden. Für die betroffenen Handelsherren galt Ähnliches. Sie durften in einem solchen Fall nicht länger Mitglied der Händlergilde bleiben, was bedeutete, dass sie in den Städten der Seekönige nie wieder Geschäfte abwickeln konnten. In manchen Städten wie etwa Gadaros galten noch weit strengere Gesetze. Dort konnte auch das gesamte Vermögen eingezogen und der Schuldige hingerichtet werden, da der Handelskontakt mit dem Reich der Südinsel als Hochverrat und nicht nur als Vergehen gegen die Gesetze der Gilde betrachtet wurde.
    Nebos stieß einen Laut aus, der ein Mittelding zwischen Gurren und Quaken war. Eine Äußerung, die Amüsement und Sarkasmus zum Ausdruck bringen konnte. »Der, der wagt, wird von den Göttern belohnt.«
    »Aber die Götter existieren nicht – sagt die neu aufgekommene Wissenschaft«, erwiderte Bedros.
    »Wollen wir dieses Thema wirklich diskutieren?«
    »Wie ich gehört habe, wird tatsächlich wieder über Religion und Tradition philosophiert. Mehr als in den letzten hundert Gher-Jahren.«
    »Wie auch immer. Es geht jedenfalls nicht um den illegalen Handel mit der Südinsel.«
    »Da bin ich aber beruhigt, denn dazu stünde ich Ihnen auch nicht zur Verfügung«, betonte Bedros. »Ich hänge nämlich an meiner Kapitänslizenz. Und ich würde ungern meinen Platz in der Gilde räumen, nur um eines schnellen Profits willen.«
    Nebos stieß einen zischenden Laut hervor, der einen ironischen Kontrapunkt zu den Worten des Kapitäns bildete. »Eigenartig. Ich hätte Sie für materialistischer und wagemutiger gehalten.«
    Bedros hatte keine Lust mehr, mit dem Handelsherrn über dieses Thema zu reden. »Nun spannen Sie mich nicht länger auf die Folter – worum geht es?«
    Nebos hob den Kopf. Der Zackenkamm, der sich vom Kopf bis in den Nacken zog, färbte sich etwas dunkler, was durch eine stärkere Durchblutung bewirkt wurde. Die Gheroor setzten die Färbung des Kamms zur nonverbalen Unterstützung ihrer Argumente ein. »Ich möchte in

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