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Die Kanonen von Dambanor II

Die Kanonen von Dambanor II

Titel: Die Kanonen von Dambanor II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Gheroor zu stellen pflegten, machten immer wieder die Runde.
    Zweifellos war die Begegnung mit den Außenweltlern für die Kultur der Gheroor das mit Abstand einschneidendste Ereignis ihrer Geschichte gewesen, sah man von dem Absturz des siebten Mondes ab, dem vor mehr als zweieinhalbtausend Jahren eine gewaltige Flutwelle gefolgt war. Ganze Städte waren dabei ins Meer gerissen worden. Eine Katastrophe, wie sie schlimmer kaum vorstellbar war.
    Der Absturz des siebten Mondes zog anhaltende kulturhistorische Folgen nach sich. Die Katastrophe wurde als Ergebnis eines titanenhaften Kampfes unter den Göttern interpretiert. An der Macht des Übernatürlichen konnte es angesichts dieser Ereignisse keinen Zweifel geben. Ein Gott war vom Himmel gestürzt und ins Meer getaucht, woraufhin er eine Flutwelle ausgelöst hatte, um die Gheroor für ihre mangelhafte Treue zu strafen – so lautete die theologische Interpretation. Mehr als ein Jahrtausend der Frömmigkeit und der vollkommenen Demut gegenüber der Macht der Götter und der Erhabenheit des Kosmos schlossen sich an.
    Ein weiteres Jahrtausend verging damit, diese Vorstellungen Schritt für Schritt durch wissenschaftliche Erkenntnisse zu ergänzen.
    Erst die Ankunft der Außenweltler sorgte für eine Wende im Bewusstsein der Gheroor. Der Glaube an die Götter kam ins Wanken und machte mehr und mehr den Erkenntnissen der Wissenschaft Platz.
    Traditionell brachten alle Gheroor-Kulturen die Monde mit den Göttern in Verbindung; nur worin die Verbindung bestand, war höchst umstritten. Aber seit die Bewohner Ghers mit bloßem Auge beobachten konnten, wie die Außenweltler in ihren Himmelsschiffen zu den Monden flogen und auf ihnen landeten, stellte sich die Frage, mit welcher Art von Göttern man es zu tun hatte, wenn diese sich so leicht ihren angestammten Bereich streitig machen ließen.
    Die Existenz der Götter wurde stark in Zweifel gezogen. Die Gläubigen blieben den Tempeln fern. Statt die alten Überlieferungen in den Priestergilden zu studieren, wandten sich junge Gheroor den neu gegründeten Hochschulen zu, in denen versucht wurde, den Kosmos mit den Mitteln einer exakten Wissenschaft zu erklären.
    Genauso, wie es auch die Außenweltler taten, wie man es nach und nach von ihnen gelernt hatte. Gerade die Hinwendung zur Wissenschaft schien der Schlüssel zu ihrer unvorstellbaren Überlegenheit zu sein. Immer mehr Gheroor sahen es im Verlauf des letzten Jahrhunderts als erstrebenswertes Ziel an, die Methoden der Außenweltler zu kopieren, um irgendwann genauso effektiv Maschinen konstruieren zu können wie sie.
    Ein mühsamer Weg, wie sich gezeigt hatte.
    Für manche zu mühsam.
    Inzwischen gab es bereits eine Gegenbewegung, die eine Rückkehr zum alten Glauben forderte, verbunden mit einer Besinnung auf die eigenen Traditionen. Eine Bewegung, die glaubte, dass man mithilfe der Macht der Götter die Außenweltler eines Tages wieder vom Antlitz dieser Welt vertreiben konnte.
    Kapitän Bedros hielt das für die Illusion von Fanatikern. Im weltoffenen Reich der Seekönige fanden diese Anhänger des alten Glaubens vergleichsweise wenig Anhänger. Aber insbesondere aus dem Waldreich drangen besorgniserregende Nachrichten in die Städte an der Küste. Angeblich war es in der Stadt Rrôngu bereits zur Hinrichtung von Wissenschaftlern gekommen, die des Frevels angeklagt worden waren.
    Das Pendel schlug zurück.
    Aber damit musste man rechnen , dachte Bedros.
    Nach dem nächsten Wachwechsel zog er sich in seine Kabine zurück. Statt seiner schob nun sein Erster Offizier Serendos an Deck Dienst.
    Die Wachen patrouillierten mit der Muskete in der Hand über die Planken. Die Geschützmannschaften hielten die großen Kanonen ständig schussbereit, aber ihre Aufmerksamkeit hielt sich in Grenzen. Die gefährlichste Zeit war das letzte Viertel der Nacht, die Zeit vor dem Morgengrauen, wenn die Nebelbildung besonders stark war.
    Kapitän Bedros legte sich ins Bett und schlief rasch ein.
    Hätten wir das Kap der Schädelfelsen doch schon hinter uns , war sein letzter Gedanke, bevor er in den Schlaf der Erschöpfung hinüberdämmerte.
     
     
    Niemand hörte die Angreifer kommen. Eine dichte Nebelsuppe umgab die PARALA von allen Seiten und sorgte dafür, dass man kaum ein paar Körperlängen weit hinaus auf den Ozean sehen konnte.
    Das Ufer war schon längere Zeit nicht einmal mehr als schattenhaftes Etwas auszumachen. Den schwierigsten Part hatte jetzt der Steuermann, denn es war so

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