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Die Kanonen von Dambanor II

Die Kanonen von Dambanor II

Titel: Die Kanonen von Dambanor II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Steifheit der Bewegung nach sich. Ich denke, Sie haben nichts dagegen, wenn ich mich jetzt in meine Kabine zurückziehe.«
    »Natürlich nicht, Nebos.« Ein vergleichsweise schwaches Zischen unterstützte die letzten Worte des Kapitäns. Handelsherr Nebos drehte sich um und ging gemessenen Schrittes davon. Seine Bewegungen wirkten tatsächlich etwas steifer und unbeholfener als sonst.
    Auch Bedros spürte, wie die Kälte der Nacht sich langsam in seinem Körper ausbreitete. Da er sehr gut trainiert war und im Gegensatz zu dem Handelsherrn über beachtliche Muskelpakete verfügte, ging dieser Prozess bei ihm langsamer vonstatten – außerdem waren hier im Süden die Nächte ohnehin viel milder als im Norden.
    Ein Gerücht über die Außenweltler besagt, dass ihr Blut permanent auf ein und derselben Temperatur gehalten wird – und zwar ohne Wärmezufuhr von außen , rief sich Bedros ins Gedächtnis, während er noch eine ganze Weile an der Reling stand und in die Nacht hinausblickte, die jetzt zunehmend dunkler wurde. Wolken und Nebel zogen auf. Einer der vier bereits aufgegangenen Monde war hinter dem Horizont verschwunden.
    Dafür stieg zwar am Horizont ein weiterer Mond aus dem Meer, doch eine Nebelbank ließ ihn wie einen diffusen Lichtfleck erscheinen, der immer mehr verblasste.
    Piratenwetter! , dachte Bedros. Das hat uns gerade noch gefehlt. Er ging an der Reling entlang. Schließlich stieg er hinauf zum Ruder, wo der zweite Steuermann auf seinem Posten stand. »Alles klar?«
    Der Steuermann stieß einen fauchenden Laut aus, der abrupt endete – eine Bestätigung in militärisch-zackigem Stil, wie sie zumindest unter den Offizieren in der Handelsflotte der Seekönige üblich war. »Da braut sich was zusammen, Kapitän.« Er streckte die vierfingrige Pranke in Richtung des Ufers aus, das wie ein pechschwarzes Schattenband dalag.
    Die geisterhaften Umrisse der bizarren Felsformationen, die das Kap der Schädelfelsen kennzeichneten, hoben sich als Schemen ab.
    Die PARALA musste darauf achten, genügend Abstand zum Ufer zu halten – schon der tückischen Untiefen wegen.
    Währenddessen bewegte sich eines der Sternenschiffe der Außenweltler über den Nachthimmel. Die Positionsleuchten machten es bei Nacht gut sichtbar. Wahrscheinlich kam es von einem der Monde und würde irgendwo hinter dem Horizont bei einer der Städte landen, die die Außenweltler auf der von ihnen beanspruchten Nordinsel errichtet hatten.
    Die Ankunft der Außenweltler hatte alles verändert. Sie hatten aus den Dutzenden von Kleinstaaten, in die die Gheroor seinerzeit aufgeteilt gewesen waren, die Vier Reiche geschaffen: Das Reich der Südinsel, das Waldreich, das Wüstenreich und das Reich der Seekönige. Damit hatten sie die politische Landkarte des Planeten drastisch vereinfacht. Die dauernden Kleinkriege hörten auf, nur noch gelegentlich kam es zu Auseinandersetzungen zwischen den Reichen.
    Die Außenweltler mischten sich nicht ein, solange diese Kriege im Rahmen blieben und vor allem ihre eigenen Interessen nicht berührten. Ansonsten pflegten sie rücksichtslos durchzugreifen.
    Aber der entscheidende Einfluss der Außenweltler lag auf kulturellem Gebiet. Die Säugetierabkömmlinge auf der Nordinsel hatten auf der Einführung einer einheitlichen Verkehrssprache für ganz Gher bestanden. Innerhalb von drei Generationen hatte sich diese Verkehrssprache, das Gherooroi, durchgesetzt und die vielen lokalen Sprachen und Dialekte komplett abgelöst.
    Die Vorteile lagen dabei auch für die Gheroor auf der Hand – gleichgültig, aus welchem der vier noch existierenden Reiche sie stammen mochten.
    Was sind wir für sie? , fragte sich Bedros. Er hatte schon oft darüber nachgedacht. Sehen die Außenweltler in uns nichts weiter als Tiere, mit denen man sich zwar einigermaßen unterhalten kann, die aber nicht zur Kategorie der vernunftbegabten Wesen zu zählen sind?
    Kapitän Bedros war hin und wieder Außenweltlern begegnet. Sie gingen mitunter durch die Straßen Sorobas und bestaunten die Einwohner dieser Perle im Reich der Seekönige wie exotische Wunder. Manchmal kauften sie irgendwelche Dinge, die sie für kulturelle Schätze hielten und bei denen es sich in Wahrheit nur um billigen Tand handelte.
    Auch Wissenschaftler dieses eigenartigen Volks, das angeblich von einer Welt namens Erde stammen sollte, waren bereits unter den Gheroor aktiv geworden. Lustige Geschichten über das eigenartige Verhalten und die seltsamen Fragen, die sie den

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