Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kanonen von Dambanor II

Die Kanonen von Dambanor II

Titel: Die Kanonen von Dambanor II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
Vom Netzwerk:
gut wie unmöglich, sich zu orientieren.
    Ein erfahrenerer Steuermann übernahm das Ruder. Mit dem ihm eigenen Instinkt versuchte er vor allem, die tückischen Untiefen in Ufernähe zu umschiffen, die schon so vielen Seglern zum Verhängnis geworden waren. Wer nach Yshan fuhr, hatte sich den Reichtum, den er damit erwarb, oft teuer erkauft. Und viele waren hier buchstäblich auf der Strecke geblieben.
    Die Angreifer gingen sehr diszipliniert vor. Sie bewegten sich kaum, kauerten in geduckter Haltung in ihren Booten und warteten ab. Lautlos tauchten die Paddel und Ruder in das dunkel schimmernde Wasser.
    Die schlechten Sichtverhältnisse waren ihr wichtigster Verbündeter. Das wussten sie. Und das war auch der Grund dafür, weshalb sie sich nicht schon längst auf die PARALA gestützt hatten, die für sie die fetteste Beute war, die ihnen seit langer Zeit untergekommen war.
    Das gefährlichste Stück für die Piraten war jene Distanz, in der sie sich in Schussweite der Geschütze befanden. Wenn sie innerhalb dieses Zeitraums eine Wache bemerkte und Alarm schlug, waren sie verloren. Nur eine einzige Breitseite der PARALA – und von ihren Booten blieb so gut wie nichts übrig.
    Außerdem waren die meisten Gheroor schlechte Schwimmer. Das galt selbst für Seeleute, die schon mehr oder minder den gesamten Weltozean von Gher kreuz und quer durchfahren hatten. Wozu hätte man die Seefahrt erfinden sollen, wenn wir Gheroor doch weiter auf die eigenen Schwimmfähigkeiten angewiesen bleiben sollten , lautete ein beliebter Spruch unter den Männern, die Kapitän Bedros im Hafen von Soroba angeheuert hatte.
    Wenn der Kanonendonner die Boote der Angreifer kentern ließ, konnten es nur die wenigsten noch aus eigener Kraft bis zum nahen Ufer schaffen. Und für die Mannschaft der PARALA hätte es nicht als nobel, sondern als Akt der puren Dummheit gegolten, ihre Feinde aus den Fluten zu retten.
    Aber die Angreifer überwanden dieses gefährliche Stück, ohne dass etwas geschah. Kein Geschützdonner, kein Musketenfeuer und kein schrilles Alarmpfeifen durchdrang die Nacht.
    Es herrschte weiterhin geradezu gespenstische Stille.
    Wasserläufer huschten über die spiegelglatte Oberfläche und stellten die Geduld der Angreifer auf eine harte Probe. Diese Wasserläufer waren ultraleichte, insektenartige Wesen mit sehr dünnen Beinen und einem Körperbau, der es ihnen erlaubte, über das Wasser zu huschen, ohne dabei dessen Oberflächenspannung zu durchdringen. Und sie hatten die sehr unangenehme Eigenschaft zu stechen. Sie lebten von Blut. Insbesondere das Blut der Gheroor schien ihnen zu schmecken.
    Die Angreifer mussten dies still leidend ertragen. Jeder unbedachte Schlag, jede schnelle Bewegung konnte einen der Wächter auf die Piraten aufmerksam machen.
    Dann hatten es die Piraten endlich geschafft. Das erste Boot erreichte die Schiffswand der PARALA. Ein Wurfeisen wurde emporgeschleudert. Wenig später erklommen einige schwer bewaffnete Echsenwesen das Schiff.
    Schon fiel der erste Schuss. Ein Wächter sank getroffen zu Boden.
    Jetzt erst ertönte das schrille Alarmsignal. Es war ein spezieller Ton, der einen Piratenüberfall anzeigte. Jeder an Bord sollte sofort wissen, was los war, und umgehend zur Waffe greifen.
    Der Geschützdonner brach los.
    Der Großteil der Geschosse flog über die Angreifer hinweg. Nur einige Nachzüglerboote wurden in Mitleidenschaft gezogen und kenterten. In einem Fall gab es einen Volltreffer, und das Boot wurde völlig zertrümmert.
    Entsetzliche Schreie gellten durch den Nebel. Sie erinnerten an das Krächzen mancher Vogelarten des Planeten.
    Kapitän Bedros wurde durch den Lärm geweckt. Er griff nach seinen Waffen und versuchte verzweifelt, dafür zu sorgen, dass sein Blut endlich warm wurde und seine Beweglichkeit stieg, damit er kein willenloses Schlachtopfer für die Piraten abgab.
    Bedros hängte sich die Schärpe mit dem Degen um. Dann machte er sich daran, die Ladung seiner Pistole zu überprüfen. Schließlich öffnete er eine Truhe, aus der er noch eine zweite Steinschlosspistole hervorholte, die er ebenfalls lud.
    Die Tür zur Kapitänskabine sprang auf.
    Ein Pirat mit Krummsäbel und Pistole stürmte herein und stieß einen von Zischlauten durchsetzten, röhrenden Kampfruf aus. Dazu mischte sich ein schnarrender Ton, den ein besonderes Zäpfchen an der Nasenscheidewand bewirkte. Sein Zackenkamm war dunkelrot.
    Ein angebrannter Geruch hing in der Luft. Die sehr empfindlichen Riechsensoren an

Weitere Kostenlose Bücher