Die Kanonen von Dambanor II
seit der Explosion des Großen Quaders gab es Bahnabeichungen von bis zu 600.000 Kilometern.
»Captain, wir erhalten eine Nachricht von den Xabong«, meldete Lieutenant Seiichi Ishikawa. Der Funkoffizier der PLUTO bestätigte eine Schaltung an seiner Konsole. »Soll ich den Admiral rufen?«
»Tun Sie das, Lieutenant Ishikawa.« Van Deyk nickte. Rudenko hatte den Raum des Captains in Beschlag genommen und benutzte den dortigen Rechnerzugang für Dinge, die wohl zu geheim waren, um einen einfachen Commander darüber in Kenntnis zu setzen. Wahrscheinlich will er das Gespräch im Raum des Captains entgegennehmen! Immerhin habe ich dadurch eine Ausrede dafür, dass ich meine Logbucheintragungen noch nicht vervollständigt habe, solange mir mein Büro nicht zur Verfügung steht.
Überraschenderweise öffnete sich wenig später die Schiebetür, und Admiral Rudenko trat auf die Brücke.
Auf dem großen Panoramaschirm wurde die Gestalt eines Xabong sichtbar. Seine Flügel waren ebenso gespreizt wie sein Gang.
»Der Kanal ist frei, Sir, aber wir müssen mit geringfügigen Störungen rechnen«, sagte Ishikawa.
Die PLUTO hatte seit ihrem Zusammentreffen mit der STERNENFAUST die Dunkelzone des Black Hole weiträumig umflogen, sodass der störende 5-D-Einfluss auf Transmissionen nach Xabonga nicht mehr wirksam sein konnte.
Die ebenfalls zum Verband gehörenden Leichten Kreuzer CATALINA unter dem Kommando von Commander Ned Levonian und die BAIKAL unter Commander Craig Manninger waren an Positionen beordert worden, die etwa vier Astronomische Einheiten oberhalb beziehungsweise unterhalb der Systemebene lagen. Ideale Bobachtungspositionen, von denen man ungestört orten konnte, wenn Feindschiffe aus dem Zwischenraum materialisierten.
Die PLUTO näherte sich Xabonga. Die Zeitverzögerung im Normalfunkspektrum betrug allerdings immer noch mehrere Minuten, weswegen trotz der Störanfälligkeit eine Verständigung über Bergstrom-Funk versucht wurde.
»Hier spricht Tongklongorong, der Alpha-Dominante!«, brüllte der Xabong. Er trommelte mit den Fäusten auf seine Brust.
Die zur Macht gehörenden Rituale hat er jedenfalls ziemlich schnell gelernt , dachte van Deyk sarkastisch.
Der Xabong schien Freude daran zu haben, seinen für die Öffentlichkeit bestimmten Namen und den neuen Rang immer wieder zu erwähnen. In seinem Begrüßungsstatement tat er das insgesamt fünf Mal, und es war für das Übersetzungsprogramm nicht leicht, diese Erwähnungen sinnvoll in den Satzzusammenhang einzufügen. Mitunter war das wohl auch kaum möglich.
»Kommen Sie zur Sache, Tongklongorong!«, fuhr Rudenko dazwischen. »Und ich bin davon überzeugt, dass Ihr Volk es Ihnen danken wird, wenn Sie sich seinen Problemen zuwenden, anstatt sich auf ihren Lorbeeren auszuruhen, die Sie sich beim Kampf um die Macht verdient haben.«
Diplomatisches Einfühlungsvermögen nenne ich etwas anderes , überlegte van Deyk. Rudenko wäre allerdings wohl kaum Rudenko, wenn er dabei nicht eine ganz klar umrissene Absicht hegen würde. Aber vielleicht überschätze ich ihn einfach auch nur … Wer es so jung schon zum Admiral gebracht hat, kann selbst dann nicht dumm sein, wenn er Protektion genoss – darauf läuft das alles wohl hinaus.
Tongklongorong ließ nicht erkennen, ob er sich in irgendeiner Form beleidigt fühlte. Er blähte die Nasenflügel und trommelte mit der linken Faust auf seinen mächtigen Brustkorb. Ein hohler, dumpfer Laut entstand. Was dies zu bedeuten hatte, wusste niemand an Bord der PLUTO. »Wir haben mit Ihrer Regierung Kontakt aufgenommen. Ein Emissär-Schiff befindet sich in einem System, das bei Ihnen die poetische Bezeichnung Stern der neuen Hoffnung trägt.«
Das New-Hope-System am Rande des Niemandslandes. Weshalb erkennt der Translator das nicht sofort? Oder hat der Xabong die Bedeutung des Namens so umschrieben, dass der Bordrechner nicht in der Lage war, dies zurückzuübersetzen?
Van Deyk beobachtete Rudenko.
Eine kaum merkliche Veränderung war im Gesicht des Admirals vor sich gegangen, während der Alpha-Dominante der Xabong davon sprach, ein Gespräch mit der Regierung der Solaren Welten geführt zu haben.
Und zwar an Rudenko vorbei! Ich glaube, das ist der Punkt, der ihn wurmt. Man hat ihn einfach übergangen. Niemand könnte das schlechter vertragen als so ein Ehrgeizling wie er.
»Unsere Entscheidung ist gefallen«, sagte der Alpha-Dominante der Xabong und nahm eine seltsam verkrampfte Haltung ein. Vielleicht ein
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