Die Kanonen von Dambanor II
Raum des Captains. Er ließ sich in einen der Schalensitze fallen, die um den Konferenztisch gruppiert waren.
Das hätte ich Benson nicht zugetraut , durchfuhr es ihn. Oder steckt dieser langweilige Provinzpolitiker, der immer gerne den Visionär zu spielen versucht, etwa gar nicht dahinter? Hat sich das jemand ganz anderes ausgedacht? Ist auch gleichgültig.
Seltsam war die Angelegenheit auf alle Fälle.
Erst musste ich darum kämpfen, diese Mission überhaupt weiterzuführen – jetzt lädt man die Xabong dazu ein, sich an der Grenze des Menschheitsterritoriums anzusiedeln. Da stimmt doch etwas nicht …
Rudenko aktivierte einen Touchscreen am Konferenztisch. Anschließend versuchte er, eine Bergstrom-Raumverbindung zum Oberkommando aufzubauen. Seine besten Kontakte hatte er schließlich immer noch innerhalb des Star Corps, auch wenn es letztlich politische Kreise gewesen waren, die Rudenkos Karriere so sehr gepuscht hatten, dass es schon mehr als auffällig war. Zumindest für einen unabhängigen Betrachter der Szenerie.
Schließlich kam ein holpriger Überlicht-Funkkontakt zu Admiral Müller zustande. Das Bild fiel immer wieder aus. Zusätzlich wanderten immer ein paar Schlieren über das Bild und verdeckten es teilweise.
»Ich kann Sie leider nur hören, Gregor«, sagte Admiral Müller. »Tut mir leid, aber Ihr Videostream kommt bei uns nicht an.«
»Das macht nichts«, erwiderte Rudenko, der ohne Umschweife zur Sache kam. »Wer hat beschlossen, die Xabong nach Dambanor I umzusiedeln?«
»Das hört sich an, als wäre diese Entscheidung nicht in Ihrem Sinn. Dabei haben Sie doch stark darauf hingewirkt, Gregor.«
»Ich wollte, dass man den Exodus der Xabong unterstützt und sie strategisch günstig ansiedelt – aber in einem unbewohnten System.«
»Dambanor I ist unbewohnt.«
»Aber der Rest des Systems nicht. Und ich wage zu bezweifeln, dass derjenige, der das entschieden hat, sich überhaupt der Lage bewusst ist, die dort herrscht.«
»Das war Hans Benson persönlich – natürlich mit einer Mehrheit im Hohen Rat im Rücken. Er hat alle Skeptiker mit einem Vorschlag überrumpelt, der nun wirklich jeden im hohen Haus überrascht hat. Sogar Julio Ling und seine wirtschaftsfreundlichen Anhänger haben dem zugestimmt. Wahrscheinlich wittern sie eine Chance, die immensen Militärausgaben, die die Solaren Welten derzeit schultern müssen, etwas zu strecken, wenn wir an unserer Grenze einen treuen Verbündeten wissen.«
»Das ist eine Illusion!«
Müller zuckte die Schultern. »Wem sagen Sie das? Aber Benson hat den Beschluss herbeigeführt. Jetzt ist er amtlich.«
»Die Sache stinkt doch zum Himmel! Warum hat man für die Xabong kein unbewohntes System genommen? Davon gibt es auch im Niemandsland Dutzende – auch wenn es sich bei den dazugehörigen Planeten zugegebenermaßen nicht gerade um Oasen des Lebens handelt. Aber mit etwas Terraforming …«
»Die Xabong brauchen jetzt eine neue Heimat«, widersprach Müller. »Ich kann Benson schon verstehen. Für Terraforming bleibt keine Zeit.«
»Aber die Lage im Dambanor-System ist ohnehin schon heikel.«
»Wegen dieser echsenartigen Eingeborenen, die so viel Spaß am Klang ihrer Ballerwaffen haben? Ich bitte Sie, Gregor. Das ist nicht Ihr Ernst! Der Streit, den die Eingeborenen dort mit den Siedlern haben, tangiert die Xabong überhaupt nicht.«
»Aber ausgerechnet Dambanor …«
»Nummer I ist eine unbewohnte Sauerstoffwelt, Gregor«, erinnerte ihn Müller an ein wesentliches Faktum, das für eine Ansiedlung der Xabong genau auf diesem Planeten sprach. »Haben Sie eine ungefähre Ahnung, wie viele unbewohnte Sauerstoffwelten es in einem Radius von, sagen wir, hundert Lichtjahren um die Erde gibt?«
»Die dürfte man an einer Hand abzählen können!«, gestand Rudenko ein.
»Richtig – und die meisten haben darüber hinaus entweder die falsche Position oder sind in naher Zukunft bereits für ein Kolonisationsvorhaben vorgemerkt – oder gehören schon einer anderen galaktischen Macht. Also seien wir froh, dass wir Dambanor haben.«
»Trotzdem, da ist was faul. Das habe ich im Gefühl.«
»Ich kann Ihnen leider nicht mehr sagen, Gregor. So leid es mir tut.« Müller meldete, dass die Videoübertragung nun funktionierte und Rudenkos Gesicht auf seinem Bildschirm erschien.
»Admiral Müller, Sie müssen mir einen Gefallen tun.«
»Wenn es sich einrichten lässt.«
»Ich brauche eine Verbindung zu Benson. Und zwar direkt und unter vier
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