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Die Kanonen von Navarone

Die Kanonen von Navarone

Titel: Die Kanonen von Navarone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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ja greulich!« Er schwieg, denn plötzlich kam ihm die furchtbare Erkenntnis. Er wußte schon die Antwort, bevor er gefragt hatte. »Was ist das, um Himmels willen?«
    »Wundfäule.« Miller setzte sich schwerfällig neben ihn und warf die Verbände ins Feuer. Er sprach auf einmal matt, tief deprimiert. »Gasbrand. Verbreitet sich so schnell wie ein Waldbrand – und er wäre sowieso gestorben. Meine Mühe um ihn ist Zeitverschwendung …«

10. KAPITEL
    Dienstag nacht 04.00 bis 06.00 Uhr
    Die Deutschen fingen sie kurz nach vier Uhr früh, als sie noch schliefen. In ihrem abgrundtiefen Schlaf, erschlafft bis ins Mark, hatten sie weder Gelegenheit noch die kleinste Hoffnung, Widerstand zu leisten. Plan, Zeitwahl und Ausführung des deutschen Anschlags waren vorzüglich, die Überraschung gelang.
    Andrea erwachte zuerst. Ein Geflüster in fremder Sprache war tief in sein Bewußtsein gedrungen, das niemals ganz aussetzte. Schnell und lautlos hatte er sich herumgedreht und, auf die Ellbogen gestützt, ebenso schnell nach seiner geladenen und entsicherten Mauser gegriffen. Doch der weiße Strahl der starken Stablampe, der in die Schwärze der Höhle stach, hatte ihn geblendet, so daß seine Hand am Gewehr schon stillhielt, ehe der Eindringling, der die Lampe hielt, sein scharfes Kommando ausgesprochen hatte. »Stillgehalten, alle Mann!« Tadelloses Englisch, fast ohne jeden Akzent, in drohendem, eiskaltem Ton. »Wer sich bewegt, stirbt!«
    Eine zweite Stablampe wurde angeknipst, und noch eine, so daß der Unterstand taghell wurde. Mallory, jetzt auch ganz wach, schielte, ohne sich zu regen, in die blendenden Lichtstrahlen, die dem Auge wehtaten. In ihrem von den Wänden zurückfallenden Schein konnte er am Eingang, undeutlich umrissen, ein paar über die Läufe ihrer Maschinenpistolen gebeugte Gestalten sehen.
    »Hände über dem Kopf halten, Rücken gegen die Wand!« Diesem Ton der absoluten Sicherheit und vermeintlich unfehlbaren Tüchtigkeit mußte man gehorchen.
    »Sehen Sie sich die genau an, Feldwebel.« Das klang schon beinah gemütlich, aber weder eine Taschenlampe noch ein Gewehrlauf änderte im geringsten die Richtung. »Alle machen eiserne Gesichter, zucken mit keiner Wimper. Gefährliche Leute, Feldwebel. Die Engländer haben es verstanden, sich richtige Killer auszusuchen!«
    Mallory fühlte die graue Bitternis der Niederlage so stark, daß er glaubte, sie zu schmecken wie eine Säure. Aber nur einen Augenblick stellte er sich schweren Herzens vor, was nun unvermeidlich geschehen mußte, dann schüttelte er diese Vorstellungen gewaltsam ab, denn jetzt hieß es, mit jedem Gedanken, jedem Atemzug und jeder Bewegung in der Gegenwart bleiben. Die Hoffnung war dahin, und doch nicht unwiderruflich dahin, solange Andrea lebte. Ob wohl Brown die Deutschen gesehen oder gehört hatte, als sie näher kamen? Was mochte ihm passiert sein? Schon wollte er fragen, besann sich aber noch rechtzeitig. Vielleicht war ja Brown noch in Freiheit …
    »Wie haben Sie es fertiggebracht, uns zu finden?« fragte er ruhig.
    »Nur Dummköpfe machen Feuer mit Wacholderholz«, erwiderte der Offizier verächtlich. »Wir waren schon den ganzen Tag und die halbe Nacht auf dem Kostos. Ein Toter hätte den Rauch riechen können.«
    »Auf dem Kostos?« fragte Miller verwundert. »Wie kommt es denn –?«
    »Schluß!« Der Offizier wandte sich halb um und befahl nach hinten auf deutsch: »Den Vorhang abreißen und uns weiter an beiden Seiten abdecken.« Wieder in die Höhle blickend, machte er eine kaum wahrnehmbare Bewegung mit seiner Stablampe. »All right, ihr drei. Hinaus mit euch, aber nehmt euch in acht. Ihr dürft mir glauben: meine Männer wünschen sich innig einen Grund, euch niederzuknallen, ihr mörderischen Schweinehunde!«
    Der giftige Haß in seiner Stimme ließ keinen Zweifel am Ernst der Lage.
    Langsam, die Hände über den Köpfen gefaltet, standen die drei Männer stolpernd auf. Als Mallory den ersten Schritt tat, brachte ihn die Stimme des Deutschen wie ein Peitschenschlag zum Stehen: »Stop!« Der Offizier hatte den Strahl seiner Lampe auf den bewußtlos am Boden liegenden Stevens gelenkt und sagte schroff zu Andrea: »Beiseite treten, Sie! Wer ist das da?«
    »Vor dem brauchen Sie keine Angst zu haben«, sagte Mallory gelassen, »er gehört zu uns, ist aber sehr schwer verletzt. Liegt im Sterben.«
    »Werden wir sehen«, sagte der Offizier knapp. »Alle da in die hintere Ecke!« Er wartete, bis sie über Stevens

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