Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kanonen von Navarone

Die Kanonen von Navarone

Titel: Die Kanonen von Navarone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
Vom Netzwerk:
gehalten!« Wieder schwang die Lampe herum, Mallory paßte auf, um die Wucht des Schlages abzufangen so gut er konnte, aber trotzdem traf ihn die Lampe so heftig auf den Backenknochen, dicht unter der Schläfe, daß er bewußtlos umfiel. Erst nach Sekunden stieß er sich langsam aus dem Schnee wieder hoch. Seine ganze Gesichtshälfte schmerzte brennend, er konnte kaum sehen, seine Augen wollten ihm nicht gehorchen.
    »Wir führen einen sauberen Krieg!« Der Offizier atmete heftig in mühsam beherrschter Wut. »Wir kämpfen nach der Genfer Konvention, doch die gilt für Soldaten, nicht für mordende Spione –.«
    »Wir sind keine Spione«, unterbrach Mallory, der das Gefühl hatte, sein Kopf müsse zerspringen.
    »Und wo haben Sie Ihre Uniformen?« fragte der Deutsche. »Spione, sage ich – mörderische Spione, die von hinten zustechen und den Leuten die Hälse durchschneiden!« Seine Stimme zitterte vor Zorn.
    Mallory war ratlos, denn diese Empörung hatte keinen unechten Klang. »Die Hälse durchschneiden?« Er schüttelte verwundert den Kopf. »Wovon reden Sie eigentlich, zum Donnerwetter?«
    »Von meinem eigenen Burschen. Ein harmloser Meldegänger, fast ein Kind noch – und nicht einmal bewaffnet. Vor einer Stunde erst haben wir ihn gefunden. Ach, wozu noch Zeit vergeuden!« Er wandte sich zur Seite und beobachtete die zwei Soldaten, die in der Schlucht näher kamen. Mallory blieb einen Moment unbewegt stehen und verfluchte das Pech, daß der Deutsche ausgerechnet Panayis' Weg kreuzen mußte – denn ein anderer konnte ihn nicht umgebracht haben –, dann folgte sein Blick dem des Offiziers. Es wurde ihm schwer, seine schmerzenden Augen zu konzentrieren, als er die gebückte Gestalt den Hang hinaufwanken sah, unsanft von einem Karabiner mit Bajonett vorwärts getrieben. Erleichtert seufzte er, denn Brown war nicht schwer verletzt, er hatte nur links über der Schläfe eine mit Blut verkrustete Wunde.
    »Recht so. Alle in den Schnee setzen!« Der Offizier winkte einige von seinen Soldaten heran. »Bindet ihnen die Hände.«
    »Werden Sie uns jetzt erschießen?« fragte Mallory ohne Erregung. Es war ihm auf einmal verzweifelt wichtig, das zu erfahren, denn wenn ihnen nur der Tod übrigblieb, konnten sie wenigstens aufrecht, als Kämpfer sterben. Falls sie aber jetzt noch nicht sterben mußten, war für sie fast jede spätere Gelegenheit zum Widerstand weniger gefährlich als der Zustand jetzt.
    »Noch nicht, leider. Mein Abteilungskommandeur in Margaritha, Hauptmann Skoda, möchte erst noch mit Ihnen reden – vielleicht wäre es besser für Sie, wenn ich Sie sofort erschießen würde. Dann geht's zum Herrn Kommandanten in Navarone, dem die ganze Insel untersteht.« Der Deutsche lächelte dünn. »Doch das ist nur ein Aufschub, Englishman. Noch bevor die Sonne sinkt, werdet ihr mit den Hacken strampeln. Wir machen mit Spionen hier kurzen Prozeß.«
    »Aber Sir! Herr Hauptmann!« Die Hände bittend hochgestreckt trat Andrea einen Schritt vor, sofort zum Stehen gebracht durch zwei Karabinermündungen, die ihn gegen die Brust stießen.
    »Nicht Hauptmann – Oberleutnant«, korrigierte ihn der Offizier. »Oberleutnant Turzig, zu Ihren Diensten. Was wollen Sie, Dicker?« fragte er verächtlich.
    »Spione? Die da sind Spione, aber nicht ich!« Seine Worte überstürzten sich, als könne er sie nicht schnell genug herausbringen. »Bei Gott, ich bin kein Spion, ich gehöre nicht zu denen hier!« Er hatte die Augen weit aufgerissen, auch zwischen den keuchend ausgestoßenen Sätzen arbeitete sein Mund, als könne er kaum sprechen vor Aufregung. »Ich bin nur ein Grieche. Die haben mich gezwungen, als Dolmetscher mit ihnen zu gehen. Ich schwöre es, Oberleutnant Turzig, ich schwöre es Ihnen!«
    »Du feiger Hund!« stieß Miller ergrimmt zwischen den Zähnen hervor, dann knurrte er vor Schmerz, da ihm ein Gewehrkolben dicht über der Niere in den Rücken fuhr. Er stolperte, fiel nach vorn auf Hände und Knie, und schon während er fiel, kam ihm zum Bewußtsein, daß Andrea nur simulierte, sonst hätte Mallory mit wenigen Worten auf griechisch seine Lüge enthüllen können. Er drehte sich im Schnee auf die Seite, schüttelte schwächlich die Faust und hoffte, daß sie die Grimasse, die er vor Schmerzen zog, für den Ausdruck seiner Wut halten würden. »Du scheinheiliger, hinterlistiger Balkanese, du verfluchter Schweinekerl, dich werde ich noch …«
    Ein dumpfer, gräßlicher Ton, und er brach im Schnee ganz

Weitere Kostenlose Bücher