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Die Kanonen von Navarone

Die Kanonen von Navarone

Titel: Die Kanonen von Navarone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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zusammen: ein schwerer Bergstiefel hatte ihn dicht hinter dem Ohr getroffen.
    Mallory sagte nichts, er warf keinen Blick auf Miller. Die geballten Fäuste machtlos an der Seite, den Mund zusammengepreßt, fixierte er Andrea mit verkniffenen Augen. Er wußte, daß der Oberleutnant ihn beobachtete, und fühlte sich verpflichtet, Andrea in seiner Rolle zu unterstützen, so gut er's vermochte. Was Andrea beabsichtigte, konnte er sich nicht denken – aber beistehen würde er ihm bis ans Ende der Welt.
    »So?« murmelte Turzig nachdenklich, »das Pack entzweit sich, wie?« Mallory meinte in seiner Stimme ein leises Zögern, eine Spur von Zweifel zu entdecken, doch der Oberleutnant war nicht leicht aus der Richtung zu bringen. »Ganz egal, Dicker, Sie haben sich mit diesen Meuchelmördern eingelassen. Die Engländer haben einen passenden Spruch: ›Wie man sich bettet, so liegt man‹.« Ungerührt studierte er Andreas mächtige Gestalt. »Für Sie werden wir noch einen extra starken Galgen aufrichten müssen.«
    »Nein – nein, nein!« Andrea rief das letzte Nein ganz schrill. »Was ich Ihnen sage, ist wahr! Ich gehöre nicht zu denen, Oberleutnant Turzig, ich erkläre Ihnen vor Gott, daß ich nicht zu ihnen gehöre!« Er rang verzweifelt die Hände, sein großes Mondgesicht war angstvoll verzerrt. »Warum muß ich sterben, wenn ich schuldlos bin? Ich habe nicht mitgehen wollen. Ich bin kein Kämpfer, Herr Oberleutnant!«
    »Das kann ich sehen«, entgegnete Turzig trocken. »Ein gewaltiges Bündel Haut nur, das einen zitternden, klobigen Schlappschwanz von solcher Größe umhüllt! Und jeder Zentimeter davon ist Ihnen so kostbar!« Er blickte nach Mallory, und nach Miller, der noch mit dem Gesicht im Schnee lag. »Ihre Freunde verdienen für die Wahl so eines Begleiters kein Kompliment.«
    »Ich kann Ihnen alles erzählen, Herr Oberleutnant, alles kann ich Ihnen erzählen!« drängte Andrea erregt weiter, nur darauf bedacht, den gewonnenen Vorteil festzuhalten – daß der Gegner schon zu zweifeln begann. »Ich bin kein Freund der Alliierten – das werde ich Ihnen beweisen, und dann können Sie vielleicht – ja, dann können Sie selbst ermessen …«
    »Verdammter Judas!« Mallory tat, als wollte er sich auf ihn stürzen, doch zwei stämmige Soldaten packten sofort zu und hielten ihm von rückwärts die Arme fest. Er sträubte sich noch ein wenig, dann gab er nach und blickte Andrea böse an. »Wenn du wagst, deinen Mund aufzutun, dann lebst du nicht mehr lange, das verspreche ich dir!«
    »Ruhe!« Turzig sprach jetzt sehr kalt. »Ich habe genug von diesen Beschuldigungen, diesem schäbigen Melodrama. Noch ein Wort, dann liegen Sie neben Ihrem Genossen im Schnee.« Er fixierte Mallory kurz, ehe er sich wieder Andrea zuwandte: »Ich verspreche gar nichts. Erst werde ich mir anhören, was Sie zu sagen haben.« Er gab sich keine Mühe, den Abscheu in seinem Ton zu verbergen.
    »Sie werden es dann selbst beurteilen können.« Sichtlich erleichtert, mit neuer Hoffnung und Zuversicht, schwieg Andrea wieder einen Augenblick, dann wies er mit theatralischen Gebärden auf Mallory, Miller und Brown. »Das sind keine gewöhnlichen Soldaten, es sind Leute von Jellicoe, vom Bootssonderdienst.«
    »Berichten Sie mir lieber, was ich mir nicht selbst denken kann«, knurrte Turzig. »Der englische Graf ist schon seit vielen Monaten ein Dorn in unserem Fleisch. Wenn das alles ist, was Sie mir sagen können, Dicker –.«
    »Warten Sie!« Andrea hielt eine Hand hoch. »Diese Männer gehören nicht zur allgemeinen Armee, sondern zu einer speziell ausgewählten Truppe – Kommandoeinheit nennen sie sich – und sind Sonntag nacht im Flugzeug von Alexandria nach Castelrosso gebracht worden.
    Und haben in derselben Nacht Castelrosso auf einem Motorboot verlassen.«
    »Einem Torpedoboot«, berichtigte Turzig nickend. »Soviel wissen wir schon. Weiter.«
    »Das wissen Sie schon? Aber wie –?«
    »Spielt jetzt keine Rolle. Ein bißchen fix.«
    »Gewiß, Herr Oberleutnant, gewiß.« Nicht durch das leiseste Zucken im Gesicht verriet Andrea, wie erleichtert er sich fühlte. Dies war der einzige gefährliche Punkt in seiner Geschichte gewesen. Natürlich mußte es Nicolai gewesen sein, der sie an die Deutschen verraten hatte, doch dem war es offenbar unwichtig erschienen, zu erwähnen, daß auch ein großer Grieche mit bei dem Trupp war. Es lag auch kein Anlaß dazu vor, doch hätte er das getan, so wäre Andreas Ende besiegelt

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