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Die Kanzlerin - Roman

Die Kanzlerin - Roman

Titel: Die Kanzlerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lenos Verlag
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Kohlenmonoxid, was für einen begabten Chemiker keinen grossen Unterschied macht, und den hatte Cookie.
    Der Feuerlöscher in der Säntisbahn war erst vor einem halben Jahr überprüft worden, also innerhalb der gesetzlich vorgeschriebenen Frist von zwei Jahren, was Jodler wusste, weil es auf der Prüfplakette stand, die jeder Feuerlöscher haben muss.

    10 Uhr 30. Jodler hatte gut gefrühstückt und beschloss, sofort zur Talstation zu gehen. Der Lagerraum für technische Geräte war leicht zu finden, weil er der einzige war, der nicht angeschrieben war. Und dass der Schlüssel für den Raum an einem dicken Nagel direkt neben der Tür an der Wand hing, fand Jodler praktisch. Die vier Mitarbeiter der Säntisbahn hatten alle Hände voll zu tun: Alle paar Minuten füllten sie die Kabinen mit 85 Touristen ab, kontrollierten deren Tickets, und kaum war eine Seilbahn in der Luft, kamen 85 Touristen auf ihrer Talfahrt auf der Schwägalp an und mussten ausgecheckt werden. Und vor allem bei den Talfahrern kam es nicht selten vor, dass das Seilbahnpersonal sich um kleinere Schwächeanfälle kümmern musste, um Menschen mit zu hohem oder zu tiefem Blutdruck, um Schwangere oder Kinder, die manchmal schreiend aus den Kabinen rannten, weil der Druck auf die Ohren für sie zu gross war und sie ihre Kaugummis nicht gekaut hatten. Es war also eine Menge los in dieser Talstation, und nachdem sich Jodler vielleicht zehn Minuten umgeschaut hatte, nahm er den Schlüssel vom Nagel und öffnete den Geräteraum.
    Leere Feuerlöscher müssen gekennzeichnet sein, das ist Vorschrift. Und von den drei Feuerlöschern, die Jodler fand, war einer leer. Das machte die Sache sehr viel einfacher, weil er sonst im Internet nach einem Modell hätte suchen müssen, das dem Fabrikat in der Säntisbahn möglichst entsprach, und trotzdem zeitaufwendige Anpassungen hätte vornehmen müssen. So aber lösteJodler den leeren Löscher aus der Halterung, und sein Rucksack war gross genug, um ihn darin so zu verstauen, dass der Ventilteil nach unten verpackt war und oben nur ein paar Zentimeter Boden zu sehen waren. Und darüber legte Jodler eine schwarze Windjacke. Darauf gefasst, vor der Tür zum Geräteraum von einem Mitarbeiter angesprochen zu werden, der ihm zufälligerweise begegnen könnte, hatte Jodler den Satz parat: »Können Sie mir bitte sagen, wo hier die Toiletten sind?« – aber es stand niemand da, als Jodler den Geräteraum verliess, die Tür offen liess, zum Parkplatz ging, den Rucksack im Kofferraum verstaute und wegfuhr, ohne sich noch einmal umzuschauen.
    Der Leiter des Materialmagazins würde ein bisschen herumbrüllen. Das Verschwinden eines Feuerlöschers war meldepflichtig, und der Leiter des Technischen Dienstes hatte einen Rüffel zu erwarten. Im Übrigen aber würde der Diebstahl eines Feuerlöschers nicht viele Fragen auslösen, sie werden überall geklaut, von Häuschenbesitzern, Mietern, Autofahrern, wofür die Schutzfachleute sogar ein gewisses Verständnis hatten.
    Die Talstation musste für Ersatz sorgen, und die Firma würde einen neuen, gefüllten Feuerlöscher liefern, umgehend, das war zu erwarten. Und bei dieser Gelegenheit wohl im Sinne einer vorgezogenen Revision auch die Feuerlöscher in den beiden Seilbahnkabinen austauschen. Und dass einer der beiden Ersatzfeuerlöscher im Lager leer gewesen war, darüber würde der Gerätemeister Stillschweigen bewahren. Weil das ebenfalls ein Verstoss war gegen die geltenden Sicherheitsbestimmungen.

    Als Jodler ins Hotel zurückkam, sass der Wirt mit dem Gemeindepräsidenten im hinteren Teil des Lokals an einem Tisch – dass es sich um den Gemeindepräsidenten handelte, war unüberhörbar.
    »Ich habe von nichts gewusst, Anton, und wenn ich dir sage, dass ich davon nichts gewusst habe, dann sagt dir das derGemeindepräsident, und den hast du ja angeblich gewählt beim letzten Mal. Also hör endlich auf zu schimpfen: Die Deutschen kommen, das steht fest, und du wirst sie bewirten, auch das steht fest, und du wirst das gut machen, auch daran habe ich keinen Zweifel.«
    »Welche Deutschen kommen?«
    »Wichtige Deutsche, Anton, mehr weiss ich nicht, aber wenn es heisst, dass sie wichtig sind, dann sind sie vermutlich sehr wichtig, davon kannst du ausgehen.«
    »Die Deutschen sind doch alle wichtig, die nehmen sich doch alle wichtig.«
    »Anton, meine Aufgabe ist ungleich schwieriger als deine. Oder glaubst du, dass der Kanton sich bislang auch nur mit einem einzigen Wort dazu

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