Die Kanzlerin - Roman
Tempo zu erhöhen, und horchte auf Frau Heidenreichs Puls: minimal. »Es kommt im ganzen Körper zu einer starken Aktivierung der Blutgerinnung, und dann bilden sich überall Blutgerinnsel. Zuerst ist der Kopf dran, das Gehirn. Vielleicht konnten wir das verhindern. Atemmaske. Intubieren«, sagte Guyer. Als der Fahrer bei einer Kreuzung kurz anhalten musste, stieg Schwarzer aus und ging zurück zur Wohnung.
Die Spurensicherung war da, aber verunsichert. »Nach was für Spuren sollen wir denn suchen?« Ein Beamter des Berliner Landeskriminalamtes benahm sich so, als ob er das wüsste, und Schwarzer sagte: »Wir sehen uns um. Wir sehen uns einfach malum. Und der Fotograf schiesst seine Bildchen. Wir geben uns die grösste Mühe, übersehen nichts, auch wenn Frau Heidenreich lediglich an einem akuten Herzstillstand gestorben ist, wie hunderttausend andere Deutsche auch, jedes Jahr, oder das vielleicht auch überlebt hat und eventuell sogar ohne Dachschaden.«
Aber so war es nicht. Als der Rettungswagen in der Charité ankam, wurde Frau Heidenreich zwar hinter verschlossenen Türen noch einmal reanimiert, aber mehr als eine Formsache war das nicht. Sie war tot, und Guyer teilte das Schwarzer telefonisch mit.
»Ort des Geschehens sichern«, sagte der LKA-Beamte, nachdem ihn Schwarzer davon überzeugen konnte, dass es im Augenblick keinen Anlass gab, weitere Schritte einzuleiten. Trotzdem schaute er sich im Schlafzimmer noch einmal ganz genau um. Frau Heidenreich musste die Decke weggeschoben haben, bevor sie sich auf das Bett legte – was verständlich war bei dieser Hitze. Wäre sie vorher zusammengebrochen und auf das Bett gesunken, dann hätte man sie nicht in dieser seitlichen Lage vorgefunden. Das aber war das Einzige, was Schwarzer eigenartig fand: diese entspannte Haltung, in der Frau Heidenreich aus dem Leben geschieden war. 55, älter war sie nicht. Etwas zu viel Gewicht hatte sie schon, aber dick war sie nicht. Vielleicht ein zu hoher Blutdruck – er war kein Arzt.
Schwarzer setzte sich in seinen schwarzen BMW und fuhr zum Kanzleramt. Das war ein schwerer Schlag für die Kanzlerin, und er überlegte, was er ihr sagen könnte.
E in tragbarer Feuerlöscher wiegt maximal 20 Kilogramm, und der Feuerlöscher, den Jodler in der Seilbahngondel inspiziert hatte, gehörte in diese Kategorie. Jeder Feuerlöscher hat fünf Schriftfelder, und auf jedem ist das Löschvermögen angegeben. Die Brandklassen, für die ein Feuerlöscher geeignet ist, sind ebenfallsvermerkt und überdies mit Piktogrammen abgebildet. Die Kürzel A, B, C, D und F kennzeichnen diese Brandklassen.
Jodler kannte sich aus mit Feuerlöschern. Früher gab es viel mehr Buchstaben, weil man wohl dachte, das Feuer besser beherrschen zu können, wenn man seine vielen Zünglein einzeln beschrieb, mit denen es wüten konnte. Der Buchstabe K stand für einen Kohlendioxidlöscher, P für einen Pulverlöscher, geeignet für reine Flammenbrände. M stand für Pulverlöscher bei Metallbränden und W für einen Wasserlöscher. Aber mittlerweile war ABC-Pulver zum Standardlöschmittel geworden, und in der Kabine stand ein ABC-Feuerlöscher, direkt hinter dem Führerstand. Es gibt Aufladelöscher und Dauerdrucklöscher. Grundsätzlich waren beide Systeme geeignet.
In der Seilbahn stand ein Dauerdrucklöscher, was Jodler mit Zufriedenheit festgestellt hatte, weil diese einfacher funktionieren und es mit der Befüllung eines solchen Typs weniger Probleme geben würde. Dies, weil sich Löschmittel und Treibgas in einem gemeinsamen Löschmittelbehälter finden und das Treibgas einen permanenten Druck auf das Löschmittel ausübt. Wird das Schalthebelventil ausgelöst, strömt das Löschmittel über ein Steigrohr in den Auswurfschlauch und von da über die Auswurfdüse aus dem Feuerlöscher.
Hätte die Säntisbahn sich für einen Aufladelöscher entschieden, wäre die Sache deutlich schwieriger geworden, weil diese Geräte aus zwei Behältern bestehen und zwischen den beiden eine Verbindung hergestellt werden muss. Ventilationstechnisch gesehen, war das zwar eine lösbare Aufgabe, aber riskanter. Obwohl auch die Dauerdrucklöscher ihre Nachteile hatten. Kleinste Undichtigkeiten am Löscher genügen, und das Treibgas schleicht sich weg, ohne dass man es merkt.
Jodler dachte an eine dritte Möglichkeit der Druckspeicherung, die allenfalls auch noch in Frage kam – an Gaslöscher. Weil dadas Kohlendioxid gleichzeitig auch das Treibmittel ist. Oder das
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