Die Kanzlerin - Roman
verursachen. … Lachgas hat einen leicht süsslichen Geruch.«
Dieses Problem musste er mit dem Chemiker gemeinsam lösen. Weil sich Kohlenmonoxid und Lachgas zwar grundsätzlich mischen liessen, aber das war eine verdammt heikle Sache. Jodler dachte an einen zweistufigen Gasbehälter, der sich separat entleeren liess.
Allgemeine Weisungen: »Alle Gasflaschen müssen mit einer Sicherheitskette fixiert und in vertikaler Position aufbewahrt werden. Gasflaschen dürfen nur mit aufgeschraubter Schutzkappe gelagert werden. … Gasflaschen nicht Temperaturen über 50 Grad Celsius aussetzen. … Vor dem Transport sicherstellen, dass das Ventil der Gasflasche geschlossen und die Schutzkappe aufgeschraubt ist … Gasflaschen sind immer mit Hilfe eines dafür vorgesehenen Rollwagens zu verschieben. Während des Transports müssen sie stehend, fixiert und mit der Schutzkappe versehen sein. Gasflaschen beim Transport niemals ziehen oder rollen!«
Mit Ausrufezeichen, aber Jodler verstand es trotzdem nicht. Da die Gasflaschen ja auf einem Rollwagen stehen und so alles ins Rollen kommt. »Niemals fallen lassen. … Montage: Das Flaschenventil niemals schmieren, verändern, aufbrechen oder schlagen. Toxische, entzündliche oder reaktive Gase sollten möglichst unter einer Haube verwendet werden.«
»Dewargefässe: isolierte Behälter, in denen u.a. kryogene Flüssigkeiten, zum Beispiel flüssiger Stickstoff, aufbewahrt und transportiert werden. Es handelt sich dabei meistens um verspiegelte, doppelwandige evakuierte Gefässe, die der guten thermischen Isolierung des darin aufbewahrten Stoffs gegenüber der Umgebung dienen. Aufgrund der Implosionsgefahr sind vorzugsweise Dewars aus Leichtmetalllegierungen anstelle von solchen mit Doppelglaswänden anzuschaffen … Der Behälter muss mit einem Siedestein oder einem Magnetschüttler versehen sein. Der Behälter darf nicht mehr als bis zur Hälfte seines Fassungsvermögens gefüllt werden. Das Bad darf erst nach Erstellung des Vakuums erwärmt werden, um ein Überschäumen zu vermeiden. Am Ende muss der Behälter abgekühlt werden, bevor das Vakuum aufgehoben wird. Die unter Vakuum stehenden Geräte dürfen nicht verschoben werden.«
Kein Fragezeichen dahinter. Aber darüber mussten sich andere den Kopf zerbrechen. Jodler hatte den Feuerlöscher. Für die Abfüllung und den Transport war er nicht zuständig. Nur für die Ventiltechnik und den Austausch des Feuerlöschers.
Da es sich nicht um einen offiziellen Staatsbesuch handelte, würden die Schweizer Behörden mit gedrosseltem Sicherheitsaufwand agieren. Trotzdem war davon auszugehen, dass die Säntisbahnanlage gründlich durchgecheckt werden würde. Und zwar unmittelbar vor dem Besuch der Kanzlerin. Dass sie definitiv mit dabei sein würde, hatte Cookie ihm vor ein paar Stunden gesimst. Und unmittelbar vorher heisst: Einen Tag vor dem Besuch der Kanzlerin würde es auf der Schwägalp und auf dem Säntis von Sicherheitsleuten nur so wimmeln. Kripobeamte, Geheimdienstler und Sicherheitsfachleute aller Sparten, aus beiden Ländern. Jodler schloss nicht aus, dass man Spürhunde einsetzen würde. Sie würden die Talstation durchschnüffeln, den Nothalt und die Bergstation. Und natürlich auch die Seilbahnkabinen. Und wenn es da irgendwo Sprengstoff gab, dann erschnüffelten das die Tiere.
Und Feuerlöscher wurden ohnehin routinemässig ausgetauscht, wenn Sicherheitsdienste Risikopersonen zu beschützen hatten. Und auch diese Austauschaktion würde vermutlich einen, höchstens zwei Tage vor der Ankunft der Säntisreisegruppe erfolgen. Was konkret bedeutete: Der präparierte Feuerlöscher musste in der Nacht zuvor ausgetauscht werden. Und musste vorher entweder im Magazin der Säntisbahn gelagert oder in der Nacht auf die Schwägalp transportiert werden.
Eine Frage aber quälte Jodler noch: Die Seilbahn hatte zwei Kabinen. Also brauchte es zwei präparierte Feuerlöscher. Oder man brachte eine Bahn zum Stehen.
Ventiltechnisch gesehen aber hatte Jodler das Problem gelöst. Es brauchte einen Höhenmesser. Ein kleines Gerät, am Fuss des Feuerlöschers montiert und so getimt, dass es in der festgelegten Höhe den Kontakt schliesst.
Da, wo die Aussicht am schönsten ist, dachte Jodler, in dieser Höhe würde zuerst das Lachgas ausströmen, dann das Kohlenmonoxid.
D exter Flimm war kein gewöhnlicher Staatssekretär, und ebendarum hatte ihn Eisele in dieses Amt berufen. Weil er einen brauchte, der nicht aus der Politik kam.
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