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Die Kanzlerin - Roman

Die Kanzlerin - Roman

Titel: Die Kanzlerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lenos Verlag
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und natürlich mussten auch Verkehrspolizei und Rettungsdienste Leute delegieren.

    Klausen war noch nie auf dem Säntis. Er war Walliser. Dass auch die Appenzeller ihren Berg hatten, war ihnen zu gönnen. Aber die Walliser Alpen waren schon etwas grösser.

D ie Kanzlerin telefonierte, als Kranich sich in ihrem Büro auf den Eckstuhl setzte und aus dem Fenster schaute.
    »Professor Birnbaum, wenn Sie mir sagen, da war nichts, da ist nichts, meiner Frau Heidenreich ist nichts Unnatürlicheszugestossen, dann glaube ich Ihnen das, weil ich ohnehin dazu neige, mehr dem Natürlichen zu vertrauen als abenteuerlichen Konstruktionen …«
    »Plötzlicher Herztod, Kranich. Genau genommen ist alles plötzlich. Zum Beispiel haben Sie sich verspätet, Kranich, aber jetzt sitzen Sie trotzdem plötzlich da. Und haben Augen wie ein Kaninchen. Aber was immer Ihnen da über Ihr Leberchen gekrochen ist, ich werde, falls überhaupt, später davon erfahren – zuerst begleiten Sie mich zur Bundespressekonferenz. Die Journalisten wollen uns schöne Ferien wünschen, und das wollen wir doch beide nicht verpassen.«
    Kranich blieb sitzen, obwohl mittlerweile der Aussenminister den Raum betreten hatte. Jeremias Schiller schüttelte der Kanzlerin die Hand, und wieder einmal dachte Kranich: Dieser Schiller wirkt sogar intelligent, wenn er eine Hand schüttelt.
    »Herr Kranich, wenn es Ihnen nichts ausmacht: Ich würde mit meinem Vize noch ganz gerne ein Schwätzchen machen unter vier Augen …«

    »Ach, Jeremias. Jetzt musst du wohl doch Kanzler werden wollen.«
    »Und du wirst Kanzlerin bleiben müssen, Xenia.«
    »Obwohl, ich könnte mir das schon vorstellen, Jeremias, einen Kanzler Schiller. Aber deine Chancen sind gleich null. Was du deinen linken Parteifreunden zu verdanken hast. Und trotzdem musst du Wahlkampf machen und so tun als ob. Ehrlich gesagt: Wenn ich dich mit heraufgekrempelten Hemdsärmeln sehe, dann wirkt das auf mich immer ein bisschen lächerlich. Du kannst einfach nicht schwitzen wie Schröder«, sagte die Kanzlerin und schenkte zwei Gläser ein.
    »Woher weisst du übrigens, dass ich Kanzlerkandidat werde?«
    »Ach, Schillerlocke, du schlohweisser Mann mit weisserpolitischer Weste: Glock ist wieder da, und mit dem Vinzenz Glock hast du doch alles schon gedeichselt.«
    »Pils ist Parteivorsitzender, Pils hat den Vortritt«, sagte Schiller, und die Kanzlerin lächelte, so lange und herzlich, bis auch er lächelte.
    »Glock ist ein Glücksfall für die Sozis, so wie du. Aber wie gesagt: Das nützt dir nichts, weil Pils es verbockt hat.«
    »Er macht seine Sache besser, als manche das sehen.«
    Die Kanzlerin hob ihr Glas. »Prost, Jeremias, auf uns und die nächsten Monate, in denen wir wohl etwas unter unserem Niveau bleiben müssen. Aber ich hoffe doch sehr, dass du nicht jedes meiner Worte auf die Goldwaage legen wirst.«
    »Auch wenn ich mich weniger drastisch auszudrücken pflege als du, Xenia, du wirst dir von mir auch einiges anhören müssen.«
    »Weisst du, Jeremias, wenn du Phrasen drischst, dann hat das immer noch mehr Format, als wenn eine Frau Nahelinks ans Mikro geht oder deinem Parteichef saure Sätze aufstossen, die er leider nicht unterdrücken kann. Hat ihn eigentlich Glock abgesägt? Oder könnte man gar von Schillers Glocke reden?«
    »Pils tut mir leid«, sagte Schiller, »und zu de la Mare fällt dir auch nicht mehr ein als ihm und uns Sozialdemokraten.«
    »Er ist Physiker«, sagte die Kanzlerin, »und was uns Physiker auszeichnet, ist, dass wir uns gelegentlich etwas denken. Und so ist das auch bei de la Mare. Und gäbe es bei den anderen Parteien ein paar Köpfe mehr, die dazu imstande wären – spannend wäre das. Langweilst du dich eigentlich nie, Jeremias? Du siehst immer so interessiert aus.«
    »Manchmal ist es ermüdend«, sagte Schiller, dann grinste er leicht verlegen. »Als eher nüchterner Mensch brauche ich in der Tat tendenziell keine Ernüchterungen, sondern eher Aufhellungen, und wenn ich mir eine Bemerkung in diesem Zusammenhang gestatten darf: Wir könnten uns in diesem Wahlkampfsogar einige Verschmitztheiten erlauben. Dein Parteifreund, der christliche Demokrat und Fraktionsvorsitzende, hat damit ja schon angefangen.«
    »Was hat Gaudenz Zwicker denn gesagt?«
    »Er hat ein Geständnis abgelegt.«
    »Na ja, dafür hat er sich ja reichlich Zeit gelassen. Und was hat er gestanden?«
    »Er habe alle Platten und Videos von Queen. Ihm gefielen die klare Musiksprache und der rockige

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