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Die Kanzlerin - Roman

Die Kanzlerin - Roman

Titel: Die Kanzlerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lenos Verlag
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da.«

» N ur wir zwei«, hatte Silikon-Susi geschrieben. »Hast du Zeit, Controller?«
    »Kurz nur.«
    »Wir brauchen von dir den genauen Reisetag.«
    »Von wem?«, fragte der Controller.
    »Süsser, wenn du mit mir spielen willst, gern, aber nicht jetzt und nicht damit. Du kannst mit meinen Möpsen spielen, wenn du magst, und ich kann dir Fotos davon schicken, zur Einstimmung. Darauf stehst du doch, Controller, auf Fotos, oder irre ich mich? Jedenfalls«, fuhr Silikon-Susi fort, weil er dazu nichts sagte, »du kannst mit mir spielen, aber spiel jetzt nicht den Dummen. An welchem Tag reisen die Minister auf den Säntis? Und ist die Kanzlerin dabei? Und wie reist die Gruppe an? Gemeinsam, mit einem Charterflug? Mit einer Maschine des Verteidigungsministeriums? Oder individuell?«
    »Ich weiss von all dem nichts, gar nichts«, schrieb der Controller und wollte sich ausloggen.
    »Wenn du dich jetzt verpisst, Controller, dann könnte das deine letzte Pisse sein, die du in deinem verpissten Leben noch zu pissen hast.«
    »Drohen lasse ich mir nicht.«
    »Controller, weil du ja nur wenig Zeit hast, will ich es ebenfalls ganz kurz machen. Wenn du uns diese Infos nicht bis in zwei Tagen lieferst, dann erhält die Kanzlerin Post. Mit zwei Anhängen. Der erste ist schweinisch und könnte sie amüsieren – ich bin sogar sicher, dass deine Gespräche mit Frau Male auch für sie einen hohen Unterhaltungswert haben werden …«
    »Du verdammtes Miststück«, tippte Loderer. »Hackerhure.«
    »Willst du mir ein Angebot machen, Controller?«
    »Was steht im zweiten Anhang drin?«
    »Weniger Amüsantes. Zumindest geht deine Hackerhure davon aus, dass es die Kanzlerin eher unschön finden wird, dassein gelangweilter Redenschreiber in seiner Faulzeit an einer Rede schreibt, bei der es um ihre Entführung geht …«
    Loderer wollte Zeit gewinnen.
    »Controller, ich bekomme die Infos von dir und du von mir ein paar Fotos. Das Gesicht muss ich allerdings unkenntlich machen, und ich hoffe, du verstehst das nicht falsch. Eine letzte Frage noch, dann kannst du weitergrübeln: Kennst du Bossdorf gut?«
    »Nein, warum?«
    »Vertraust du ihm?«
    »Nein, warum?«
    »Trink doch vor der Sommerpause noch ein Gläschen mit ihm. Plaudere etwas mit ihm. Vielleicht über musikalische Themen. Popmusik, Klassik.«
    »Und dann?«
    »Dann lese ich deinen Bericht dazu, und vielleicht bekommst du dann noch ein Foto, auf dem mein Gesicht so besudelt ist, dass du darauf abfährst. Auch wenn du es nicht erkennst …«

L etzte Bundespressekonferenz vor der Sommerpause – die Kanzlerin hatte das Wort: »Liebe Kolleginnen und Kollegen von der Presse, dann bin ich mal so frei und sage: Fragen Sie, wonach Ihnen der Sinn steht, es gibt heute offiziell nichts abzuarbeiten und von meiner Seite auch keinen Informationsbedarf.«
    »Hat sich die Todesursache Ihrer Büroleiterin – für deren Ableben die hier versammelten Kolleginnen und Kollegen Ihnen ihr tiefstes Beileid ausdrücken wollen –, hat sich die Annahme, dass Frau Heidenreich an einem plötzlichen Herztod verstorben ist, offiziell bestätigt?«
    »Ja«, sagte die Kanzlerin und bedankte sich für die Anteilnahme. »Darüber hinaus möchte ich mich allerdings dazu an dieser Stelle nicht äussern und hoffe auf Ihr Verständnis dafür.«
    »Frau Kanzlerin, Sie sitzen hier hautnah neben Ihrem Herausforderer Schiller, mit dem Sie sich seit Wochen knallharte Duelle liefern und noch liefern werden – aber man hat den Eindruck, dass Sie sich ganz gut verstehen und über Bücher reden …«
    »Also erst einmal, eng umschlungen sitzen wir auch jetzt nicht hier«, sagte die Kanzlerin, schaute zu Schiller, sah sein verschmitztes Gesicht, brach den Satz ab und sagte: »Was für Bücher gilt, gilt auch generell: Privates halte ich aus dem Wahlkampf heraus, also auch persönliche Beziehungen, die ich pflege, mit oder ohne politischen Hintergrund.«
    »Meinerseits habe ich zu dieser Frage nichts zu sagen«, sagte Schiller, »weil der Kandidat noch nicht gekürt ist.«
    »Aber vielleicht zu dem, was Unionsfraktionschef Gaudenz Zwicker neulich in einem Interview sagte, nämlich: Die grosse Koalition habe viel erreicht, aber leider sei auf die Sozialdemokraten mittlerweile kein Verlass mehr.«
    »Herr Zwicker hat schon substantiellere Aussagen gemacht.«
    »Er hat Sie aufgefordert, definitiv auszuschliessen, nach der Wahl mit der Linken ein Bündnis einzugehen.«
    »Definiert man definitiv«, sagte Vizekanzler

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