Die Kanzlerin - Roman
hören wollte, weil es alle im Saal hören sollten.«
»Und was sagte sie dann, die mächtigste Politikerin der Welt?«, fragte Wagenbach.
»›Da kann ich nur sagen: Das ist jetzt schon das dritte Mal, dass mich Forbes bei einem Ranking – dessen Kriterien ich nichtkenne – zu dem gemacht hat, und ich weiss immer noch nicht, was ich damit anfangen soll. Was soll die mächtigste Frau der Welt denn dazu sagen?‹«
Von Aretin und Haxer bestellten noch ein Bier, Wagenbach trank Weisswein, schlürfte und sagte: »Sie ist eine Hexe.«
»Sie kann die Leute verhexen, aber das nützt den Konservativen rein gar nichts«, sagte Gaudenz Zwicker, der Fraktionschef. »Sie hat, parteiintern, nicht die geringste Macht.«
»Aber sie ist unantastbar«, sagte von Aretin.
»Wenn sie noch lange Kanzlerin ist, dann wird es den Konservativen so ergehen wie den Sozialdemokraten«, sagte Zwicker und bestellte ebenfalls ein Bier. »So kann es nicht mehr weitergehen, das steht fest.«
»Wie stellst du dir das vor?«, fragte Wagenbach, und von Aretin bemerkte, dass Wagenbach plötzlich sehr leise sprach und sich die Köpfe am Tisch fast berührten.
»Sie reitet auf unseren Köpfen«, sagte Zwicker. »Sie ist eine Zureiterin, aber sie hat die Zügel nicht in der Hand.«
»Sie treibt ein gefährliches Spiel«, sagte von Aretin.
»Gefährlich für uns, aber nicht für sie«, sagte Wagenbach.
»Das wird sich zeigen«, sagte Zwicker, »und vielleicht schneller, als sie denkt. Und dass sie sehr schnell denken kann, das wissen wir alle.«
»Im Dunkeln ist gut munkeln«, sagte Wagenbach, und von Aretin sagte: »Meine Herren, für mich wird es langsam Zeit.«
»Niemand wagt sich aus der Deckung«, sagte Zwicker.
»Dann mach den Anfang«, sagte von Aretin. »Mach mal deinen Hals lang.«
»In Bayern wird jetzt auch Bier getrunken«, sagte Zwicker. »Und das weiss auch die mächtigste Frau der Welt. Sie hat verdammt gut gepokert. Aber nur mit Spielgeld. Und ab jetzt wird Cashpoker gespielt.«
»Die zweitmächtigste Frau der Welt ist eine Bankerin«, sagte Wagenbach. »Und kein Mensch kennt sie.«
»Sie macht aber keine Fehler«, sagte von Aretin.
»Doch«, sagte Wagenbach. »Sie sieht, dass sich alles auflöst. Dass sich alles atomisiert. Und dass sie die Kontrolle längst verloren hat, das weiss sie auch. Aber der Staat interessiert sie nicht. Alles löst sich auf, aber das interessiert sie nicht.«
»Aber mich«, sagte Zwicker, »mich interessiert das. Und die Konservativen interessiert das.«
»Es geht nicht um dich, Zwicker, oder um deine Konservativen. Oder um Pils und seine verlotterten Sozialdemokraten. Weil sich alles auflöst. Und in dieser trüben Suppe rühren wir. Deutschland ist eine Nuss. Eine hohle Nuss.«
»Luzi, wir haben alle etwas viel getrunken«, sagte von Aretin, »und als Regierungssprecher sage ich dir: Zu viel trinken, das ist eine Sache, und zu viel reden eine andere. Von der einen Sache will ich dir aber nicht abraten.«
»Wenn das so ist«, sagte Luzius Wagenbach, »dann löst sich eben jetzt auch diese Runde auf. Ich gehe und gehe als Wanderer zwischen den Welten.«
Gaudenz Zwicker und Kordian von Aretin sahen ihm nach, wie er ging, begleitet von zwei Bodyguards, die neben ihm hertrotteten wie zwei alte Hunde, im schlappen Gleichgang mit ihrem Meister.
Pierre Haxer war schon lange verstummt, die Runde hatte es nicht bemerkt.
C ookie: »Exaktes Datum der Aktion immer noch nicht definitiv.«
Silikon-Susi: »Der Controller, der Süsse, der Goldschatz. Er wird sich erweichen lassen.«
Cookie: »Wir haben etwa zehn Tage …«
Ecstasy: »Und wenn wir die Nacht zum Tage machen …«
Cookie: »Wenn du zugedröhnt bist, klicke ich dich weg, Schneewittchen.«
Ecstasy: »Bin ungepudert.«
Cookie: »Die Rollenverteilung ist klar: Jodler bleibt in der Schweiz. Er hat eine Wohnung angemietet. Tricolor, Anarchisterix, Hardcore, Clara und Ecstasy fahren morgen ebenfalls in die Schweiz.«
Figo: »Fragezeichen. Dazu habe ich ein Fragezeichen.«
Cookie: »Ich brauch dich hier. Und Rotkehlchen: Du pimperst. Du weisst, mit wem.«
Rotkehlchen: »Ekelhaft. Kann das nicht Ecstasy machen? Eine Pharmazeutin wäre doch ganz nützlich im Pharmaland Schweiz.«
Cookie: »Ich brauch dich hier, so wie Figo, Silikon-Susi und Joker. Und vögeln muss Ecstasy auch. Und wenn sie Pech hat, dann hat der Appenzeller einen bissigen Hund.«
Ecstasy: »Bis ich ihn gepudert habe.«
Silikon-Susi: »Und mit wem ficke ich, Herr
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