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Die Kanzlerin - Roman

Die Kanzlerin - Roman

Titel: Die Kanzlerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lenos Verlag
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erst ein Hustenanfall konnte seinen Heiterkeitsausbruch stoppen. »Eine Flasche Helium, eine Flasche Kohlenmonoxid, Fülldruck: 200 bar.«
    »Gab es Fragen?«, fragte Tricolor.
    »Nichts«, sagte Anarchisterix. »Der Laborchef wollte nicht wissen, wofür ich das CO brauche, er wollte keinen Ausweis sehen, nichts. Ich musste das Sicherheitsdatenblatt durchlesen, Nr. CG019, zwei dazugehörige Papiere unterschreiben, das war’s.« Und wieder drückte er Ecstasy einen Kuss auf den Mund. »Qualität 47«, sagte er und wiederholte: »Qualität 47. Ein solcher Reinheitsgrad ist extrem selten. Da ist kein Schmutz drin, das ist nicht versetzt, das bietet keine andere Gasfirma an.«
    »Und wie hast du die Flaschen transportiert?«, fragte Tricolor.
    »Ich wollte sie fixieren. Aber der Laborchef sagte: ›Können Sie, brauchen Sie aber nicht. Die Ventilverschlussmutter habe ich persönlich festgezurrt, und die Schutzkappe sitzt. Sie können die Flasche unter den Beifahrersitz legen und damit einmal um die Welt fahren, und es passiert auch dann nichts, wenn es irgendwo aufdieser Welt erdbeben sollte.‹ – Trotzdem nicht anfassen«, warnte er. »Fülldruck 200 bar, bei unserem Feuerlöscher sind es 49,5 bar. Eines der Hauptprobleme, die wir zu lösen haben beim Umfüllen. Aber das schaffen wir.«
    »Wo ist Jodler?«, fragte Tricolor.
    »Einkaufen, mit Hardcore: Gestellbrillen mit Seitenschutz, Schutzschuhe, antistatische Schutzanzüge, Lederhandschuhe. Und ein paar Atemmasken …«
    »Wozu?«, wollte Ecstasy wissen.
    »Für den Notfall«, sagte Anarchisterix und strahlte sie an. »Aber dazu wird es nicht kommen.«
    »Und wo kochen wir?«, fragte Ecstasy.
    »Geh Brötchen kaufen«, sagte Tricolor, »und ein paar andere Sachen, die der hungrige Mensch gelegentlich braucht. Fertigprodukte. Die Küche ist ab sofort gesperrt. Und ich seh mich jetzt mal auf der Schwägalp um.«
    »Möchtest du einen Kaffee trinken?« Anarchisterix lächelte sie an.
    Ecstasy schüttelte den Kopf.
    »Ich glaube, heute funktioniert es«, sagte er.
    Sie sagte nichts und ging in das Käfigzimmer.

» H err Kranich, ich habe mich zwar sehr auf Ihren Besuch gefreut, aber nun, da Sie da sind, weiss ich nicht mehr, was ich eigentlich von Ihnen wollte. Aber vielleicht können Sie mir das ja sagen.« Die Kanzlerin wirkte niedergeschlagen.
    »Vielleicht«, sagte er, »möchten Sie mit mir über den Säntis reden, über die Schweiz, über …«
    »Kennen Sie Bossdorf?«
    »Nur vom Sehen«, sagte Kranich, »zu tun hatte ich bis jetzt aber nie mit ihm.«
    »Dabei wird es wohl auch bleiben«, sagte die Kanzlerin, »Bossdorf ist tot.«
    Kranich wartete auf eine Erklärung, aber sie schwieg. »Hat er Reden für Sie geschrieben?«
    »Wissen Sie, Herr Kranich, was mir überhaupt nicht passt, ist die Tatsache, dass nun über einen meiner Redenschreiber getratscht werden wird angesichts der Umstände, unter denen er das Zeitliche gesegnet hat, wobei man von Segen wohl eher nicht sprechen kann, sollte damit etwas Religiöses gemeint sein.«
    »Hat er sich das Leben genommen?«
    »Ja«, sagte die Kanzlerin, »und es hat ihm offenbar grosses Vergnügen bereitet zu ersticken. Aber Sie haben ja auch eine gewisse Sehnsucht nach dieser Art von Kick, Herr Kranich. Sie sind doch auch ein Kicker. Einer, der dem Lebendigen nicht vertrauen kann und meint, dem Leben sozusagen auf die Sprünge helfen zu müssen.«
    »Ich putsche mich nicht mehr auf.«
    »Blödsinn, Kranich, Sie haben rote Augen. Wie ein Kaninchen.«
    »Hat Bossdorf Drogen genommen?«
    »Nein. Aber er wollte das Leben bis zum letzten Atemzug geniessen. Das ist ihm auch gelungen. Sadomaso. Verstehen Sie das, Herr Kranich, dass Menschen Spass daran haben, sich Schmerzen zu bereiten und bereitet zu bekommen?« Bevor Kranich etwas antworten konnte, fuhr sie fort: »So unnatürlich er gewesen sein mag, der real existierende Sozialismus, so natürlich, meine ich, haben die Menschen in der DDR gelebt. Sadomaso gab es da nicht. Bei uns gab es FKK, Freikörperkultur. Und diese Kultur, einen freien Körper zu haben, habe ich mir bewahrt.«
    Er schwieg.
    »Sind Sie schwul, Herr Kranich?«
    »Nein.«
    »Und das ist auch gut so. Aber Sie neigen zum Hyperventilieren, wie ich neulich im Fahrstuhl feststellen konnte. Der Säntis ist über 2000 Meter hoch. Schaffen Sie das?«
    Kranich nickte, war sich aber nicht sicher.
    »Dann würde ich jetzt gern erfahren, wie die Wetterprognosen sind. Schliesslich wollen wir uns anschauen,

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