Die Kanzlerin - Roman
wie die Sonne aufgeht, in Ihrer Schweiz.«
»Die Vorhersagen sind noch etwas ungenau«, sagte Kranich.
»Eine Tendenz würde mir schon genügen. Wenn Sie mir denn tendenziell eine Antwort geben möchten.«
»Relativ kühl könnte es werden, kein Regen vermutlich, aber vielleicht ein bedeckter Himmel.«
»Um es wieder einmal zu erwähnen, Herr Kranich: Von einem persönlichen Berater erwarte ich keine trüben Aussichten, sondern Klärungen. Düsteren Gedanken kann ich auch ohne Ihre Anwesenheit nachhängen. Also bringen Sie mich bitte auf andere Gedanken.«
»Woran denken Sie?«
»An Adi Fröhlich. Er meldet sich nicht.«
»Er hat Angst vor Ihnen.«
»Das ist keine Entschuldigung.«
»Er steht unter Druck und ist überfordert.«
»Herr Kranich, ich will kein Charakterprofil von Fröhlich, sondern ich will, dass er sich bei mir meldet, und zwar sofort, und Sie organisieren das.«
J ubilar: »Mozart ist ausgeschaltet. Gut gemacht, Cookie.«
Cookie: »Rotkehlchen ist top.«
Jubilar: »Du aber auch. Du hast dich kundig gemacht, wie ich höre.«
Cookie: »Was meinst du?«
Jubilar: »An deiner Stelle würde ich auch versuchen, mir einen Überblick zu verschaffen, zu recherchieren, das Puzzle zusammenzusetzen … und jetzt weisst du also, wer Figo ist. Und Rotkehlchen und Silikon-Susi. Du weisst also jetzt schon sehr viel.«
Cookie: »Du hast mir eine Aufgabe übertragen und mir dabei volle Handlungsfreiheit zugesichert.«
Jubilar: »Figo ist einer von uns.«
Cookie: »Rotkehlchen? Silikon-Susi? Auch unsere Firma?«
Jubilar: »Du machst es gut, wie gesagt, Cookie. Aber ich rate dir, dich auf diese Aufgabe zu beschränken. Und keine weiteren Daten zu erheben. Obwohl ich mich, davon bin ich überzeugt, auf deine Diskretion verlassen kann.«
Cookie: »Absolut.«
Jubilar: »Cookie, die Ablaufregie liegt bei dir. Und also möchte ich von dir konkret auch nicht wissen, wie du dich nach dem Tag X bei unserer Schweizer Crew bedanken willst. Aber ich gehe davon aus, dass die entsprechenden Vorkehrungen getroffen sind.«
Cookie: »So ist es.«
Jubilar: »Dann ist für den Moment alles gesagt.«
Cookie: »Nein. Ich will eine Garantie.«
Jubilar: »Wofür?«
Cookie: »Für mich.«
Jubilar: »Für dich garantiere ich, Cookie. Und weil ich nicht dumm bin, werde ich auch mit dir keine Dummheiten machen. Melde dich, wenn die Sache gelaufen ist. Ich schau mir alles bei n-tv an oder auf Phoenix.«
Cookie: »Alles läuft nach Plan. Die Dienste erwarten einen Anschlag am Tag der Bundestagswahl. Zugriff angekündigt in etwa vierzehn Tagen.«
Jubilar: »Wie hast du das gemacht?«
Cookie: »Doppelter Boden, symbolisch gesagt. Cookie & Co gibtes doppelt. Habe unsere Netzplattform dreifach verschlüsselt. Und so manipuliert, dass die Nussknackerbanden von BND, BKA und Verfassungsschutz zwei Nüsse knacken konnten. Und nun ernten sie hohle Nüsse.«
Jubilar: »Ich möchte es konkreter wissen.«
Cookie: »Die Oberfläche von Cookie & Co ist butterweich, macht aber aufmerksam. Gibt sich interessant für Dienste und Ermittler aller Couleur, weil der Eindruck erweckt wird, es könnte mehr dahinterstecken. Als ob da jemand etwas – bewusst harmlos gestaltet – verbergen möchte. Angelockt habe ich die Geheimdienstler mit Mozart. Und wie erwartet versuchten sie, die butterweiche Oberfläche zu durchstossen. Spasseshalber und um ihren Ehrgeiz zu wecken, habe ich sie dabei ein paar Tage ausrutschen lassen. Bis ihre Software die zweite Ebene entdeckte. Die ich genauso raffiniert verschlüsselt habe, dass sie – von Profis – geknackt werden kann. Was auch passiert ist.«
Jubilar: »Warum weisst du das?«
Cookie: »Ich hab ein Cookie gesetzt … Jedenfalls habe ich auf dieser zweiten Benutzerebene zusammen mit Rotkehlchen, Silikon-Susi und Joker konkrete Anschlagsvorbereitungen getroffen für ein Attentat am Tag der Bundestagswahl. Detailliert, schlüssig und so getimt, dass Cookie & Co nun schon seit geraumer Zeit überwacht wird. Und so konnten wir die hungrigen Apparate mit vielen Infos speisen …
Jubilar: »Cookie & Co hat sich also mit Cookie & Co getarnt.«
Cookie: »Sie beschäftigen sich intensiv mit unserem Abbild. Sie verfolgen jeden Schritt unserer Co-Existenz. Grosse Ereignisse werfen bekanntlich ihre Schatten voraus. Und also warten sie jetzt auf das Ereignis, und wir sind der Schatten, und der ist ein paar Wochen voraus. Und vor allem: Nachdem wir ihnen Mozart geliefert haben beziehungsweise seine
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