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Die Kanzlerin - Roman

Die Kanzlerin - Roman

Titel: Die Kanzlerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lenos Verlag
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vertreibst gutes deutsch Publikum«, sagte einer, »du Spielverderber.«
    »Und du spielen falsch, du falscher Rumäne. Du da falsch. Ich da richtig. Ich gut Deutscher.«
    »Du Grosskotz«, sagte ein Rumäne, der wie ein Türke klang.
    »Du türkisch Jung, ich deutsch Alt«, sagte Boron, schüttelte die paar Hände ab, die ihn stupsten, und ging, provozierend marschierend und rufend: »Abmarsch, Marsch!«
    Ersatzhandlungen sind verpönt, in der Firma oder im Dienst, wie es heute heisst, aber Boron schämte sich überhaupt nicht. Er hatte sich aufgerafft, er war etwas aufgeputscht und kam langsam wieder in Form.

    Rotkehlchen sass am Ende eines langen Tisches in einem Biergarten, der brechend voll war. Boron erkannte sie sofort, obwohl sie keine Fotos miteinander getauscht hatten und sie auch keine Rose in der Hand hielt, sondern becherte. Warum er sie sofort erkannte, wusste er nicht, weil es – Boron zählte – an den zwölf Tischen immerhin vier Rothaarige gab in ihrem Alter. »Achtundzwanzig, schlank, gute Figur, dunkle Haut, du wirst mich finden, Buffon.«
    »In spätestens fünf Minuten wäre ich weg gewesen«, sagte Rotkehlchen.
    Boron entschuldigte sich für die Verspätung, bestellte, stiess mit ihr an und schaute in ihr Gesicht.
    »Was machst du so, Buffon? Beruflich, meine ich.«
    Dass er im Netz gelegentlich als Buffon unterwegs war, lag daran, dass er diesen Italotorhüter bewunderte. Und rein äusserlich auch gewisse Ähnlichkeiten mit ihm hatte.
    »Ich heisse Gianluigi«, sagte Boron, »und du?«
    »Rosi«, sagte Rotkehlchen.
    Dann tranken sie ziemlich viel Bier, und Rosi sagte: »Gianluigi ist italienisch, Buffon klingt französisch, bist du ein Mischling?«
    »Von allem etwas«, sagte Boron.
    »Und wenn du etwas machst, Buffi, was machst du dann? Beruflich, meine ich.«
    »Über meinen Beruf rede ich nicht in meiner Freizeit«, sagte Boron.
    »Ich glaube, du machst es gut, Buffi, was auch immer du machst.«
    Die Regeln für diese Verabredung waren klar. Rosi wollte Sex, und Boron auch. Die Abmachung war: Nach einem Bier sagen beide ja oder nein. Die Gläser waren leer, und Boron sagte: »Ja.« Rosi schaute ihn an und sagte: »Ja.«
    »Wo?«, fragte Boron.
    »Bei dir«, sagte Rosi.
    »Geht nicht«, sagte Boron, »also bei dir.«
    »Geht nicht«, sagte Rosi, »also im Hotel. Park Inn, ist das o.k.?«

    »Das Zimmer auf deinen Namen«, hatte Rosi gesagt, »ich bin verheiratet«, und wartete auf einer Couch im Foyer, bis er das Formular ausgefüllt hatte.
    »Einzelzimmer sind ausgebucht«, sagte der Rezeptionist.
    »Dann ein Doppelzimmer, eine Nacht, möglichst oberste Etage.«
    »Kein Gepäck, der Herr?«

    Das Zimmer passte. Boron schaute aus dem einunddreissigsten Stock auf die Karl-Marx-Allee.
    »Bist du ein Wessi oder ein Ossi?«, fragte Rotkehlchen, die sich im Badezimmer wohl noch etwas schöner machte.
    »Es ist zusammengewachsen, was zusammengehört«, sagte Boron, »ich bin über mich also hinausgewachsen.« Boron schloss die Augen und sah Gabriela. Boron öffnete die Augen und sah Rosi. Ein bisschen billig sah sie aus, wobei – ihre Stimme reizte ihn.
    »Ich schlucke gern, Buffi. Trinken wir was?« Rotkehlchen ging zur Minibar.
    Boron lag jetzt auf dem Bauch.
    Sie nahm ein Camparifläschchen und füllte zwei Gläser. In eines davon gab sie ein paar Tropfen GHB. Er lag immer noch auf dem Bauch, und also liess sie es weitertröpfeln: Gamma-Hydroxybuttersäure, eine physiologische Substanz, die man im Zentralnervensystem von Säugetieren findet.
    Dann setzte sie sich auf seinen Rücken und fragte: »Saugst du gern? Bist du ein Sauger? Möchtest du, dass ich dein Säugetierchen bin?« Und drückte ihre Brüste auf seine Haut.
    Er wollte sich umdrehen.
    »Du bleibst, wie du bist, weil du jetzt so erregt bist, dass es fast ein bisschen unanständig wäre von dir, dich mir – schon zu Beginn – so zu zeigen. Ich hole die Getränke.«
    GHB. Material: 10 ml Urin, 2 ml Serum. Letale Dosis: 260 µg/ml, aber die wollte Rosi ihm nicht verpassen. Er könnte sonst krampfen, könnte sich erbrechen und somit Spuren hinterlassen, die einen Arzt dazu bringen könnten, mehr zu veranlassen als eine normale Autopsie. K.-o.-Tropfen. Liquid Ecstasy. Nur wenige Stunden im Körper nachweisbar.
    »Buffi, jetzt darfst du dich umdrehen und mir deinen Ständer zeigen, und dazu stossen wir an«, sagte Rotkehlchen. »Ich mag diesen bitteren Geschmack, weil er so eigenartig ist. Fast so wie eine andere

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