Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition)
der Signoria für eine Verlängerung des Vertrages mit dem Herzog als Condottiere von Florenz sorgen. Dafür garantiert Ihr als Papst, dass in der Via Larga ein Medici regiert …«
»Einverstanden.«
»… dass die römische Filiale der Banca Medici die Geldgeschäfte Seiner Heiligkeit tätigt …«
»Ja!«, rief er ungeduldig, um mich zum Schweigen zu bringen.
»… zu einem vernünftigen Zinssatz die Konten führt, die päpstlichen Bauprojekte finanziert, die Ablassgelder verwaltet …«
»Ich schwöre es!«, rief er in gespielter Verzweiflung. »War das endlich alles?«
»Nein, Euer Eminenz! Ich verlange die bedingungslose Zusage Eures persönlichen Schutzes für Leben und Freiheit für mich und jeden, den ich Euch benenne. Und im Übrigen wünsche ich, dass die Exkommunikation von Giovanni Pico aufgehoben wird.«
»Habt Ihr oder Kardinal de’ Medici in Pisa Kanonisches Recht studiert?«, fragte er mich sarkastisch, als er mir die Hand reichte. »Nun, Madonna Caterina, das Examen des Intrigierens habt Ihr eben gerade mit einem summa cum laude abgeschlossen.«
Am nächsten Morgen begann das Konklave mit dem feierlichen Einzug der Kardinäle in die Sixtina. Ich begleitete Gianni bis zum Portal, das eine Stunde später zugemauert wurde. Auf der Piazza San Pietro erwartete ich dann das Rauchsignal der ersten Wahl. Erleichtert stellte ich fest, dass der Rauch schwarz war: kein Ergebnis! Weder für Rodrigo Borgia noch für Giuliano della Rovere.
Am Nachmittag, nach dem zweiten Wahlgang, verließen reitende Boten den Vatikan in Richtung Norden und Süden. Den Kurier, den Ascanio Sforza zu seinem Bruder Ludovico nach Mailand geschickt hatte, ließ ich vor der Porta Flaminia abfangen. So erfuhr ich die ersten Gerüchte über die Verhandlungen in der Sixtina: Im ersten Wahlgang hatte Rodrigo Borgia sieben Stimmen erhalten, Giuliano della Rovere nur fünf, Kardinal Michiel aus Venedig sieben, Gianni keine einzige. Die zweite Abstimmung verschob die Fronten nur wenig. Auf Kardinal Borgia entfielen acht Stimmen, auf della Rovere nach wie vor fünf, Michiel erhielt immer noch sieben Stimmen, Gianni drei. Mein Bruder hielt sich an unsere Vereinbarung.
Als in der Sixtina die Lichter erloschen, kehrte ich mit Giulio in Giannis Kardinalspalast zurück und verbrachte eine schlaflose Nacht. Am nächsten Morgen wartete ich wieder auf die Rauchsignale, während Gian Giordano mich zu überzeugen versuchte, dass das Konklave noch tagelang dauern konnte.
Während der dritten und vierten Wahl kletterten wir zwischen den Ruinen des Forum Romanum herum, besichtigten das Colosseum und machten einen Ausflug in die Caracalla-Thermen. Wir lagen träge nebeneinander im Schatten der Zypressen und diskutierten über den Ausgang des Konklaves, als ein Bote aus dem Vatikan uns über die erneut durchgesickerten Ergebnisse informierte: Kardinal Borgia zehn Stimmen, della Rovere acht. Dann hörten wir zwei Tage lang nichts.
Gian Giordano zeigte mir das Pantheon, das nur ein paar Schritte von Giannis Kardinalspalast entfernt lag. Der antike Tempel, den Planetengöttern geweiht, war eintausendfünfhundert Jahre alt und hatte seitdem allen Stürmen der Zeit getrotzt, bis ihn Papst Bonifatius IV . zur Kirche Santa Maria ad Martyres weihte. Der Anblick der gigantischen Kuppel überwältigte mich. Ich beschloss, Michelangelo, der so sehr von Brunelleschis gewaltiger Domkuppel in Florenz beeindruckt war, davon zu berichten …
Die nächste bestürzende Meldung aus dem Konklave war, dass Kardinal Michiel aufgegeben hatte. Besorgt fragte ich mich, was in der Sixtina vorging. Auf wen würden sich die Kardinäle einigen? Auf den Stärksten unter ihnen? Oder auf den Schwächsten? Auf den Ältesten, der ein kurzes Pontifikat erwarten ließ, in dem die Kardinäle die Fronten neu abstecken konnten? Oder auf den Jüngsten, der leicht zu führen war?
»Weißer Rauch!« Giulio stand neben meinem Bett und zog mir die Decke weg. »Steh auf, Caterina! Sie haben gewählt.«
Ich sprang aus dem Bett, zog mich an und ritt mit Giulio zur Piazza San Pietro.
Über der Sixtina stieg noch immer weißer Rauch in die Morgendämmerung hinauf, um der Welt zu verkünden, dass das Konklave nach sechs Tagen und Nächten beendet war.
Die Piazza San Pietro füllte sich mit Menschen, die darauf warteten, dass der neue Papst erschien.
Schweigend standen Giulio und ich inmitten der aufgeregten Menge auf der Piazza und warteten.
Endlich erschienen die Kardinäle in
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