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Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition)

Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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feierlichen Krönung Papst Alexanders zurückgekehrt – Alexanders des Großen, wie er in Rom bereits begeistert genannt wurde.
    Nicht einmal Amerigos begeisterter Brief aus dem spanischen Hafen Palos konnte meine Laune retten: Cristoforo Colombo war am 3. August 1492 endlich in Richtung Westen in See gestochen …
    Giulio, bestürzt über meinen Zustand nach der Rückkehr aus Giovannis Villa, wollte mich mit einem gemurmelten »Der Herr hat gegeben, der Herr hat genommen, der Name des Herrn sei gepriesen!« aus dem Buch Hiob über meinen Verlust hinwegtrösten. Vergeblich! Als er die traurige Entschlossenheit in meinen Augen funkeln sah, hatte Giulio es schließlich aufgegeben, mir meinen Brief an Cesare auszureden. Piero war zu einer solchen Zurückhaltung nicht fähig – wir hatten erbittert gestritten und uns nicht nur Beleidigungen an den Kopf geworfen. Mit dem gezielten Wurf eines Glaskolbens hatte ich meinen Bruder aus dem Laboratorium vertrieben.
    Eine Stunde – eine winzige Insel in einem Meer aus Zeit – kann unserem Leben Sinn geben … oder nehmen! Alles schien ich in jener furchtbaren Stunde in Giovannis Villa verloren zu haben – alles, bis auf die Fähigkeit, mich mit irgendetwas abzufinden und die Bereitschaft, teuer zu bezahlen für das, was ich haben wollte. Cesare und ich waren uns in dieser Beziehung ähnlich: Alles oder nichts! Er würde mich verstehen, selbst wenn er über meine Bitte zornig und über meine Liebe zu Giovanni verstimmt wäre. Er würde mir helfen. Jedenfalls redete ich mir das ein …
    Ich konzentrierte mich auf die schwefelgelbe Flüssigkeit im Alambic. Der Alkahest hatte das Elektrum und den Sulfur vollständig aufgelöst. Es war Zeit, mit der Coagulatio zu beginnen.
    Piero trat nun mit seinen Stiefeln gegen die Eichentür meines Laboratoriums, um sich Gehör zu verschaffen. »Caterina!«, brüllte er. »Öffne die Tür! Du hast Besuch!«
    »Verschwindet!«, fauchte ich, ohne von der Operation aufzusehen.
    »Gilt dein Befehl auch für die Geister, die du riefst, Maestra?«, hörte ich Cesare hinter der verschlossenen Tür amüsiert fragen.
    Cesare! Ich sprang auf, flog zur Tür, entriegelte sie und zog ihn ins Laboratorium. Dann knallte ich Piero, der ihn in die Kellergewölbe des Palazzo begleitet hatte, die Tür vor der Nase zu.
    »Die Geister, die ich rief …?«, fragte ich, als ich mich Cesares Armen entwand.
    Cesare zog ein Pergament hervor. Mein Brief, in dem ich ihn gebeten, nein: angefleht hatte, bei seinem Heiligen Vater ein Wort für Giovanni Pico einzulegen, damit die Exkommunikation aufgehoben würde. Mein verzweifelter Versuch, Giovannis Seele … ihn selbst und seine Liebe zurückzugewinnen.
    »Du klangst so niedergeschmettert, Caterina«, sorgte er sich. »Da habe ich beschlossen, dich auf meinem Weg von Pisa nach Spoleto zu besuchen. Aus nicht ganz selbstlosen Motiven, wie ich dir gestehen muss: Ich bin eifersüchtig.«
    »Dazu besteht kein Anlass«, versicherte ich ihm. »Giovanni trägt nun den Habit eines Dominikaners.«
    Cesare lachte, als hätte ich einen Scherz gemacht. »Na und? Ich bin Erzbischof von Valencia und Bischof von Pamplona – das hat dich glücklicherweise in Pisa nicht davon abgehalten, mit mir …«
    »Giovanni ist anders«, unterbrach ich ihn.
    »Wenn er so fest im Glauben ist: Wie glaubst du, ihn mit der Aufhebung der Exkommunikation durch meinen Vater umstimmen zu können?«, fragte Cesare ernst.
    »Er liebt mich«, beharrte ich stur.
    Lange sah Cesare mich an – schweigend, aber nicht hoffnungslos.
    »Ich liebe dich auch, Caterina«, sagte er leise. »Ich werde auf dich warten, egal wie lange es dauern wird.«
    Cesare hielt sein Versprechen sein Leben lang.

    Nach Lorenzos Tod wurden Savonarolas apokalyptische Visionen vom nahenden Unheil und vom bevorstehenden Gottesgericht bedrohlicher, seine ekstatischen Predigten über Gottes Zorn eindringlicher. Er drohte mit dem »Schwert Gottes, das im Himmel über Florenz hing«, prophezeite Stürme, Pest und Krieg.
    »Tu Buße, Florenz, solange noch Zeit ist!«, schürte der blutig gegeißelte Prior von San Marco die Angst. Immer mehr Florentiner, unter ihnen Sandro Botticelli und Michelangelo, strömten sonntags in den Dom, um Gottes Wort von den aufgerissenen, blutigen Lippen des Fraters zu hören.
    Savonarolas Prophezeiungen verstörten die Florentiner umso mehr, als die – allerdings vorhersehbaren – Ereignisse wirklich eintrafen. Der Tyrann Lorenzo de’ Medici war im April

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