Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition)
dass Giovanni Sforza in Florenz mein Geliebter gewesen war.
»César hat mir erzählt, dass du eine Schülerin von Giovanni Pico bist …«, begann der Papst seine Konversation.
»Das ist wahr, Santidad !«, nickte ich.
Doch bevor ich den dürren Strohhalm der Chance ergreifen konnte, ihm für die Aufhebung des Kirchenbanns über Giovanni zu danken und das Gespräch bei Tisch in eine andere Richtung zu lenken, fuhr er fort: »… und dass du die Kunst der Alchemie beherrschst.«
Unter dem fragenden Blick des Papstes erstarrte ich zu Eis, während ein heißer Strom von Lava durch meine Adern rann: »Auch das ist wahr, Euer Heiligkeit«, presste ich hervor.
» ¡Muy bien! Dann wird es dich sicher freuen zu hören, dass ich mit dem Werk von Gerbert d’Aurillac vertraut bin. Papst Silvesters handschriftliche Notizen befinden sich in der Vatikanischen Bibliothek. Lass uns gelegentlich darüber diskutieren, Catalina!«
Ich war zutiefst beunruhigt: War das der Grund, warum Cesare mich nach Rom gebracht hatte?
»Halte dich von ihm fern!«, verlangte Cesare, als wir Stunden später nebeneinander in seinem Bett lagen.
Nach dem Abendessen waren wir in seine Wohnung zurückgekehrt. Er hatte mir unbeherrscht mein Kleid vom Körper gerissen, mich ungeduldig in sein Bett gezerrt und mich so ungestüm ›geliebt‹, als wollte er seine Wut an mir auslassen.
Zuerst dachte ich, Cesare meinte Giovanni Sforza. »Von wem soll ich mich fern halten?«, fragte ich.
»Von meinem Vater.«
»Wie bitte?«, fragte ich verdutzt.
»Er hat den ganzen Abend mit dir geflirtet. Und du hast …«
Ich entwand mich aus seiner Umarmung, setzte mich im Bett auf und zog das Laken um mich: » Ich habe nicht mit ihm geflirtet!«
»Ach nein?«, fauchte er. »Er hat deine Hand gestreichelt. Und Giulia saß mit Tränen in den Augen daneben und musste zusehen, wie ihr beide die Konversation bei Tisch allein bestritten habt.«
Im Mondlicht versuchte ich, Cesares Gesicht zu erkennen, aber er hielt sich mit Absicht im Schatten.
Tatsächlich waren Papst Alexander und ich die Einzigen gewesen, die diesen Abend genossen hatten – trotz meiner schockierenden Vermutung, Cesare habe mich nach Rom gebracht, um im Vatikan als Alchemistin für die Borgia zu arbeiten. Wir hatten über Gerbert d’Aurillac diskutiert, und Papst Alexander hatte versprochen, mir in den nächsten Tagen das fünfhundert Jahre alte Laboratorium Papst Silvesters zu zeigen.
Cesare und Juan hatten sich stundenlang angeschwiegen, Giovanni Sforza hatte es nicht einmal gewagt, das Salz für die Suppe zu erbitten, Lucrezia hatte mich mit einem rätselhaften Lächeln beobachtet, Jofré hatte still und in sich gekehrt versucht, sich an den Gedanken einer Ehe mit Sancha zu gewöhnen, und Giulia Farnese saß geknickt wie eine welkende Blume neben ihrem päpstlichen Liebhaber, der ganz in die Unterhaltung mit mir vertieft war.
»Er betrachtet mich als seine Schwiegertochter«, beruhigte ich ihn.
»Er versucht, dich in sein Bett zu bekommen!«
»Du hast zu viel getrunken!«, neckte ich ihn. »Wir haben uns über die Unio mystica unterhalten, die mystische Vereinigung, und nicht über eine leidenschaftliche Nacht in seinem Bett.«
»Ich kenne meinen Unheiligen Vater, Caterina«, erwiderte Cesare. »Aber wenn er dir zu nahe kommt, wird er mich kennen lernen.«
Am nächsten Morgen reiste Juan nach Spanien ab, um in Barcelona die Cousine des Königs von Aragón zu heiraten. Das junge Paar würde in Spanien bleiben und im Palast von Gandía residieren. Begleitet wurde Juan von einer Karawane schwer beladener Maultiere, die sein Gepäck trugen: Perlen, Diamanten und Saphire von erlesener Schönheit, Pelze von Zobel und Hermelin, goldglänzende Brokatstoffe, Samt und Atlas, silberne Becher und Bestecke, orientalische Teppiche – Juan schien die Läden von Rom, Florenz und Venedig geplündert zu haben. Jede Menge guter Wünsche und besorgter Ratschläge hatte ihm der stolze Vater mitgegeben. Papst Alexander beobachtete den triumphalen Auszug seines Sohnes von der prächtig geschmückten Loggia von San Pietro aus. Juan war noch nicht an Bord der spanischen Galeone, als ihm der unruhige Vater einen Boten mit weiteren Verhaltensregeln nachsandte.
Ich war erleichtert, dass Juan Rom verlassen hatte – seine scharfkantigen Bemerkungen am Tisch des Papstes hatten mich ebenso erschreckt, wie sie Cesares Zorn erregt hatten.
Und ich war geradezu fröhlich, als mir Cesare beim gemeinsamen Abendessen
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