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Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition)

Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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in seiner Wohnung beiläufig mitteilte, dass Giovanni Sforza heimlich und ohne Eskorte von Rom nach Pesaro geflohen war – zwei endlose, glückliche Monate, bevor auch ich überstürzt aus dem Vatikan floh!
    Meine unerwartet euphorische Reaktion auf Sforzas Verschwinden stimmte Cesare versöhnlicher, wenngleich er sich darin gefiel, noch zwei Tage und Nächte den Beleidigten zu spielen, den vernachlässigten Geliebten.

    Ich genoss die Zeit in Rom mit allen Sinnen, aß und trank, lachte und liebte. Die Tage waren angefüllt mit Festlichkeiten für ausländische Botschafter, Banketten bei Erzbischöfen und Kardinälen, Zeremonien in San Pietro oder der Sixtina, Stierkämpfen auf der Piazza San Pietro, Pferderennen auf der Piazza Navona und einer Regatta auf dem Tiber. Ich ritt mit Jofré aus, besuchte Lucrezia und Giulia Farnese in ihrem Palazzo neben der Kathedrale, ging mit meinem Bruder Gianni und unserem Cousin, Erzbischof Rinaldo Orsini, in den Weinbergen des Gianicolo oder am Tiber spazieren, sah Cesare bei seinen täglichen Fechtstunden im Garten des Belvedere zu und spielte mit ihm Schlagball – wenn wir nicht gerade in seinem Bett herumtollten.
    Ich sah den Papst hin und wieder während der Empfänge und nur selten während der Abendessen in seinen Räumen – Cesare mied die Einladungen seines Vaters wie Satan das Weihwasser. Alexander war zu beschäftigt, um mir Silvesters Laboratorium zu zeigen: mit Savonarola, der in Florenz wütete wie ein Hagelsturm, mit Giovanni Sforza, der sich in Pesaro verkrochen hatte wie eine Maus in ihrem Loch, mit Giuliano della Rovere in Ostia, Ludovico Sforza in Mailand und König Ferrante in Neapel …
    Meine Anwesenheit im Vatikan war kein Geheimnis für Fama, die römische Göttin der Intrige. Die Gerüchteküche in Rom brodelte. Zuerst hielt ich die Zettel am Pasquino, der Marmorstatue des Menelaos in der Nähe der Piazza Navona, für den Scherz eines unbekannten Poeten: Er nannte mich La Cardinala – die Kardinälin! Die Verse waren boshaft, verletzend und entwürdigend. Ich war entsetzt, als Gianni mir die ersten Zettel zeigte. Doch als Nacht für Nacht neue Verse am Pasquino hingen, dachte ich an die Worte Senecas: »Unverwundbar ist nicht, wer nicht von Schlägen getroffen wird, sondern wer dadurch nicht zerbrochen wird.« Dann war ich eben La Cardinala!

    »Hochachtungsvoll, Giuliano della Rovere«, las ich das Ende des Briefes vor, dann faltete ich das Pergament zusammen.
    Cesare, der nackt neben mir im Bett lag, öffnete träge die Augen.
    »Steht da wirklich ›voller Hochachtung‹? Nicht ›Va all’ inferno‹ ?«
    Ich reichte Cesare den Brief, den Della Rovere ihm aus seiner Festung in Ostia geschrieben hatte, aber er ignorierte ihn.
    »Du bist nicht wütend?«, fragte ich erstaunt.
    »Weshalb sollte ich wütend sein?«, murmelte Cesare, schlang den Arm um mich und küsste meine Schulter.
    »Er hat dich beleidigt.«
    Cesare drehte mich auf den Rücken und setzte seinen Feldzug zur Eroberung meines Körpers auf meinen Brüsten fort. Seine Zunge spielte mit meinen Rosenknospen, die sich unter seinen Lippen aufrichteten. Ich strich ihm über das Haar und räkelte mich seufzend in den Kissen.
    »Nein, er hat nur vergessen, wie er selbst Kardinal geworden ist. Sein Onkel Sixtus hat ihn ernannt. Giuliano della Rovere hält sich für heiliger als Aurelius Augustinus.« Cesare widmete sich hingebungsvoll meinen Brüsten. Seine Hände wanderten in eindeutiger Absicht meine Schenkel entlang.
    »Willst du seinen Brief beantworten?«, fragte ich und fächelte Cesare damit kühle Luft zu.
    Er kniete zwischen meinen Schenkeln und zog mich zu sich heran, um mit seiner Zunge in meinem Bauchnabel zu spielen. »Wozu?«, murmelte er. »Um am Ende meine Niederlage einzugestehen, weil ich seine verletzenden Worte nicht noch überbieten kann? Ich lasse ihm seinen Triumph …« Cesare legte sich auf mich. »… und konzentriere mich lieber auf meine eigenen Siege.«
    »Er intrigiert im Kardinalskollegium gegen dich«, warnte ich Cesare, den das herzlich wenig zu kümmern schien.
    Er hielt inne und sah mich an. »Na und? Lass ihn doch. Sein Zorn über meine Nominierung zum Kardinal beeindruckt mich nicht. Wenn diese intrigante Schlange mir zur Abwechslung einmal verführerische Nettigkeiten ins Ohr gelispelt hätte, wäre ich maßlos verwirrt gewesen. Aber so? Lieber ein stolzer Feind, der mir aufrichtig ins Gesicht sagt, was er von mir und meinen Fähigkeiten hält, der mir den

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