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Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition)

Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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Santidad!« , war das Beste, was mir als Antwort auf diese Eloge einfiel.
    Meine Hand hatte er nicht losgelassen. Er hielt sie in der seinen: warm, geborgen, sicher. »Ich würde mich freuen, wenn César und du, Catalina, heute Abend mit mir speisen würdet. Juan, Jofré und Lucrezia werden auch kommen …«
    Aus dem Augenwinkel bemerkte ich, wie Cesare in gespielter Verzweiflung die Augen verdrehte und den Kopf schüttelte. Mit einem charmanten Lächeln erwiderte ich: »Sehr gern, Euer Heiligkeit.«
    »Die Freude ist ganz auf meiner Seite, Catalina! Ich bin glücklich, dass César deinen Wünschen widerspruchslos gehorcht«, schmunzelte der Papst. »Ohne dich würde er niemals, nicht einmal unter Androhung der Exkommunikation, zum Essen bei mir erscheinen.«

    In den päpstlichen Wohnräumen eine Treppe unterhalb von Cesares Wohnung herrschte seit einem Jahr der Maler Pinturicchio souverän über das Chaos. Die Wände im Arbeitszimmer und im Saal der Sibyllen waren bedeckt mit den Entwurfskartons für Freskenzyklen, die Werktische in den Sälen bogen sich unter Skizzen und Rötelzeichnungen, unzähligen Farbgefäßen, Reibmörsern und selbst gemachten Pinseln. Das Arbeitszimmer des Papstes, das Sanctum Sanctorum der Christenheit, das Cesare mir vorhin gezeigt hatte, war eine Abstellkammer für Wassereimer und Säcke mit Gipsmörtel für Pinturicchios Renovierung. Der Papst und sein Maler schienen trotz des Chaos gut miteinander auszukommen.
    Mein Blick glitt über die halb vollendeten Deckenfresken im Saal der Heiligen. Gegenüber dem Fenster des Speisesaals hatte Pinturicchio den Disput der Katharina von Alexandria gemalt. Die Heilige mit Lucrezias langen blonden Haaren und ihrem schönen Antlitz steht vor dem Kaiser auf dem Thron von Konstantinopolis mit den Zügen ihres Bruders Cesare. Juan und Jofré sollten in einem anderen Fresko verewigt werden. Und auch Giulia Farnese, die »Braut Christi«, wie sie in Rom genannt wurde, war bereits als Madonna mit Kind von Maestro Bernardino gemalt worden – Giulia hatte Papst Alexander vor wenigen Monaten eine Tochter mit Namen Laura geschenkt.
    Giulia Farnese war zwei Jahre älter als ich und mit neunzehn Jahren eine strahlende Schönheit. Neben La Bella Giulia, der Schönen und Anmutigen, kam ich mir vor wie eine ungelenke Stoffpuppe.
    »Unsinn!«, flüsterte Cesare mir zu und küsste mich zart. »Giulia ist nur schön, solange sie den Mund hält.«
    Juan, der Herzog von Gandía, der mir bei Tisch gegenübersaß, hatte Cesares und mein Tuscheln beobachtet. Er hatte wohl verstanden, was sein Bruder gesagt hatte, denn er verzog seine Lippen zu einem spöttischen Grinsen, was wiederum Cesare irritierte. Juan war wie ich siebzehn, doch die juwelenbestickte Brokatjacke nach spanischer Mode und die mit Saphiren besetzte Halskette ließen ihn älter wirken. Der Märchenprinz Juan hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit meinem Bruder Piero: dieselbe Selbstherrlichkeit, dieselbe Gefallsucht.
    Das gemeinsame Abendessen in den Privaträumen Papst Alexanders war ein Abschiedsmahl für Juan, der am nächsten Morgen nach Barcelona aufbrechen sollte, um die Cousine König Fernandos zu heiraten und in sein Herzogtum bei Valencia zurückzukehren.
    Weder Lucrezia, die schweigsam und in sich gekehrt neben ihrem Bruder saß, noch ihr Gemahl Giovanni Sforza schienen über Juans Abreise besonders traurig zu sein. Der Conte von Pesaro schien sich an der päpstlichen Tafel ohnehin nicht wohl zu fühlen. Meinem Blick wich er aus, als würde er das Gerücht über seine angebliche Affäre mit mir kennen. Er und seine Onkel Ludovico il Moro und Kardinal Ascanio hatten viel zu verlieren, wenn er seinen päpstlichen Schwiegervater verärgerte.
    Die Tür des Saals der Heiligen wurde aufgerissen, und Seine Heiligkeit stürmte in den Speisesaal. Ich wollte mich erheben, aber Cesare legte seine Hand auf meinen Arm und hielt mich zurück.
    Mit einem Blick erfasste Papst Alexander die Konstellation der Spielfiguren an seiner Tafel. Anstatt sich zum freien Sessel am Kopfende des Tisches zu begeben, wo für ihn gedeckt worden war, verwies er Cesare mit einem ungeduldigen Wink auf den Platz am Tischende. Dann ließ der Papst sich auf Cesares Sitz zwischen Giulia und mir an der Tafel nieder.
    »Der ›spanische Kuhhandel‹ ist abgeschlossen«, lachte er übermütig und rieb sich die Hände. »So nannte Ascanio Sforza vor wenigen Minuten meine Vereinbarung mit Ferrante von Neapel. Er war so zornig, dass er nicht

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