Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition)
Opiumrausch vor sich hin döst, räumst du seine Villa in Fiesole aus und schaffst die kostbare Bibliothek, die alchemistischen Notizen und Giovannis Aufzeichnungen nach Mirandola, um sie für dich selbst zu verwenden. La gloire immortelle: Du suchst den unsterblichen Ruhm nicht, indem du deinen eigenen Weg der Erkenntnis gehst, sondern indem du die Gedanken deines berühmten Onkels stiehlst, dich mit seinen Lorbeeren und seinen genialen Ideen schmückst! Nur mühsam konnte ich meine Wut unterdrücken.
Entschlossen griff der Conte nach der Leinentasche, die er für die seines Onkels hielt, um sie an sich zu nehmen und in Sicherheit zu bringen, bevor der Prior auf die Idee kam, etwas für sich zu behalten, was ihm nicht zustand. Er hatte sie schon geöffnet, um den Inhalt zu inspizieren, als ich das Wort ergriff – die Tasche war mein gesamter Besitz!
»Bitte verzeiht, Euer Gnaden«, wagte ich zu sagen, »aber diese Tasche gehört mir.« Ein Bettelmönch, der seinen Besitz verteidigte? Das war absurd …
Der Conte zog Giovannis Conclusiones hervor – mit einem triumphierenden Blick, für den ich ihn am liebsten geschlagen hätte. »Wie kommt ein Mönch zu einem so ketzerischen Buch?«
Ich nahm den Fehdehandschuh auf, was sollte ich denn anderes tun? Ich meine: außer zu schweigen – was Girolamo mir mit dem Zeigefinger vor den geschlossenen Lippen sehr eindringlich anriet. »Das Buch gehört mir. Giovanni hat es mir gegeben«, fauchte ich.
Gian Francesco Picos Hand tauchte wieder in die Tiefen meiner Tasche. Er zog die Pergamentseiten der Concordia hervor, warf einen Blick auf die Handschrift und blätterte durch die Seiten. »Hat er Euch das auch gegeben? Das Manuskript ist noch nicht vollendet – warum sollte er es Euch überlassen?«
Etwas Intelligenteres als »Giovanni bat mich um meine Meinung« fiel mir nicht ein.
Der Conte lachte höhnisch. »Einen Mönch?«, warf er mir verächtlich vor die Füße. »Er fragt einen Dominikaner nach seiner Meinung zu Büchern, die von der Kirche verdammt sind? Warum sollte er das tun? Mein Onkel sprach davon, dass er eine Schülerin aufgenommen hat, um mit ihr seine alchemistischen Geheimnisse zu teilen – das habe ich schon für verrückt gehalten! Caterina ist aus Florenz geflohen, wie ich vorhin erfahren habe. Wenn irgendjemand außer mir ein Recht auf seine Werke hat, dann sie. Wer, zum Teufel, seid Ihr, dass Ihr behauptet, die Conclusiones und die Concordia von meinem Onkel bekommen zu haben?«
»Ich bin …«, brauste ich auf und beherrschte mich mühsam, als ich Girolamos warnenden Blick sah. »Ich bin Fra Celestino.«
Giovanni lag auf seinem Bett und verfolgte entsetzt unseren Streit. Er hatte bis jetzt geschwiegen, hatte erstaunt beobachtet, wie ich mir die Kapuze des Skapuliers über den Kopf zog und mich in den Hintergrund der Szene zurückzog, als Gian Francesco die Bühne betrat und die Hauptrolle an sich riss. Er hatte erkannt, dass ich in San Marco die Rolle eines Mönches spielte, hatte gehört, dass Caterina aus Florenz geflohen war, hatte einen langen Blick mit seinem Freund Girolamo gewechselt, der unauffällig nickte.
»Fra Celestino hat Recht, Gian Francesco. Ich habe ihm die Concordia gegeben, damit er sie liest …«, begann Giovanni mit schwacher Stimme.
»Ihr hättet sie mir geben sollen«, sagte der Conte beleidigt. »Ich hätte sie ebenso gut lektorieren können. Nun, das kann ich ja in den nächsten Wochen nachholen … Wir werden in Mirandola über Eure Thesen diskutieren.« Gian Francesco Pico hob meine Tasche hoch. »Ist hier noch etwas drin, was Euch nicht gehört, Frater?«
»Nein!« Ich entriss ihm die Tasche.
»Dann ist ja alles geklärt«, sagte der Conte.
»Nichts ist geklärt, Gian Francesco. Ich werde nicht mit dir nach Mirandola gehen. Nicht heute und nicht morgen«, entschied Giovanni. Seine Stimme war atemlos und zittrig, seine Entschlossenheit aber unverrückbar wie ein Felsen. »Und wenn es mir in einigen Tagen besser geht, schon gar nicht!«
Überrascht starrte Gian Francesco auf Giovanni hinunter, mit dessen Widerstand er nicht gerechnet hatte.
»Gib Fra Celestino die Bücher zurück!«, befahl er seinem Neffen.
Widerwillig gehorchte Gian Francesco. Aber er gab sich noch lange nicht geschlagen in diesem Kampf um das Erbe seines berühmten Onkels. »Nun gut«, murmelte er. »Ich unterwerfe mich Euren Wünschen! Ich werde hier im Kloster bleiben, bis es Euch besser geht. Körperlich … wie geistig !«
Gian
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