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Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition)

Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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habe so lange nichts von dir gehört, dass ich mir Sorgen mache.
    Rom, 2. November 1496. Dein umherirrender Niccolò.«
    Gedankenvoll faltete ich den Brief zusammen.
    »Du machst dir Sorgen, ich sehe es dir an. Was ist geschehen?«, fragte Baldassare, der mich während des Lesens beobachtet hatte. »Caterina? Was ist mit dir?«, sorgte er sich, als ich nicht sofort antwortete.
    »Meinem Cousin Gianni geht es sehr schlecht. Niccolò fürchtet um sein Leben. Ich würde am liebsten nach Rom reiten, um bei ihm zu sein. Ich habe Gianni versprochen, ihm zur Seite zu stehen und ihm aufzuhelfen, wenn er stürzt. Ich habe ihm geschworen, ihn nicht allein zu lassen. Während unserer Flucht aus Florenz konnte ich dieses Versprechen nicht einhalten, aber nun …«
    »Wenn du Mailand verlässt, kannst du dein Testament machen«, warnte mich Baldassare. »Ludovico wird dich nicht gehen lassen. Nicht, solange er glaubt, dass er stirbt, wenn du nicht in seiner Nähe bist.«
    »Aber ich kann nicht stillsitzen und …«, begehrte ich auf.
    »Weiß der Kardinal, dass du in Mailand bist?«, unterbrach er mich.
    »Nein.«
    »Willst du es ihm sagen?«
    »Nein. Aber ich würde ihm gern mitteilen, dass ich am Leben bin und dass es mir gut geht. Das wird ihn beruhigen.«
    »Du kannst nicht nach Rom schreiben. Das ist zu gefährlich, denn damit verrätst du deinen Aufenthaltsort. Und dich hier in Mailand zu finden ist einfach«, wandte er ein. »Aber ich habe eine Idee: Du schreibst eine Nachricht an deine Familie, und ich werde sie zusammen mit einem Begleitschreiben an meinen Cousin Francesco Gonzaga nach Mantua senden. Ich wollte ihm sowieso schreiben. Er hat von deiner Vanità gehört und bat mich um einen Flakon.«
    »Nach Mantua?«, fragte ich zweifelnd.
    »Der Marchese kann deinen Brief mit einem weiteren Begleitschreiben an seine Schwester, die Herzogin Elisabetta, nach Urbino senden. Wenn sie den Brief an ihren Gemahl Guido weiterleitet, der sich in Umbrien aufhält, um den Orsini ein wenig Vernunft einzuprügeln, kann der Brief noch vor Weihnachten in Rom sein …«
    »… und niemand wird herausfinden, von wo aus er geschickt wurde«, ergänzte ich.

    Am nächsten Morgen sandte Baldassare einen Boten mit einer Tasche voller versiegelter Briefe nach Mantua. Dann begann das Warten, nicht auf eine Antwort – denn wie sollte Gianni mir schreiben? –, aber auf neue Nachrichten aus Rom. Ich sorgte mich um meinen Bruder, den die Gicht niedergeworfen hatte. Ich wusste, wie Lorenzo gelitten hatte und welche Schmerzen ich selbst bei kaltem Winterwetter ertrug, aber Gianni schien das Bett nicht einmal verlassen zu können.
    Und was war mit Cesare? Unter welcher Krankheit litt er, der immer so voll unbändiger Lebensfreude gewesen war? Zu meinem Erstaunen stellte ich fest, dass ich mir auch um ihn Sorgen machte. Was empfand ich noch für Cesare nach meiner Flucht aus Rom vor über drei Jahren? War es Zuneigung und Zärtlichkeit … oder Mitleid?
    Baldassare war mir in diesen Adventswochen ein hingebungsvoller Freund. Mit derselben Entschlossenheit, mit der Leonardo mir auf dem Berg einen Stoß versetzt hatte, stürzte er sich mit mir in den Weihnachtstrubel des Castello Sforzesco. Er ließ mir keine Minute zum Nachdenken: »Wozu denn? Du kannst Kardinal Giovanni nicht helfen, nicht einmal wenn du an seinem Bett sitzt und seine Hand hältst.«
    Die Silvesternacht war ein Fest, das ich nie in meinem Leben vergessen werde. Ich tanzte mit Baldassare und gegen Mitternacht auch mit Herzog Ludovico, der, nicht mehr ganz nüchtern, hemmungslos mit mir flirtete. Beatrice war zum dritten Mal schwanger von Ludovico, und ich vermutete, dass er verzweifelt ein Bett für die Nacht suchte – Cecilia Gallerani war vor einigen Wochen mit einem Conte verheiratet worden und hatte sich aus dem Castello und dem Bett des Herzogs zurückgezogen, und seine Favoritin Lucrezia Crivelli war nach einem Streit mit ihm nicht zum Fest erschienen.
    Ludovico wirbelte mich ausgelassen herum und machte sich wohl schon mit dem Gedanken vertraut, heute Nacht in meinem Bett zu schlafen, als Beatrice während des Saltarello stürzte.
    Die Musik brach mit einem klagenden Laut ab, ein Raunen ging durch die Reihen der Tanzenden. Ludovico ließ mich los und eilte zu seiner Gemahlin, die bleich am Boden lag. Die Wehen hatten eingesetzt, obwohl sie erst im siebten Monat schwanger war.
    Während Leonardos großartiges Feuerwerk mit lautem Knattern das Jahr 1497 begrüßte, wurde

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