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Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition)

Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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Schatten getaucht, und nur aus den Fenstern von Leonardos Bottega fiel ein schwacher Lichtschein auf das Steinpflaster. Wahrscheinlich experimentierte Leonardo wieder mit den Ölfarben für das Fresko des Abendmahls, das ihm so viele Sorgen bereitete. Die Farben, deren Rezept er einem Buch von Plinius entnommen hatte, hielten nicht auf der Wand. Wie auch?, dachte ich: Er malt ja die Separatio … die Vergänglichkeit …
    Ich band mein Pferd an einen Haltering im Hof und stieg die dunkle Treppe zu den Räumen hinauf, in denen ich bis vor einem Jahr gelebt hatte. Mein ehemaliges Laboratorium war leer geräumt. Niemand war hier, und so ging ich von Raum zu Raum, um Girolamo zu suchen.
    Ich fand ihn im Schlafzimmer. Er lag, in einen weiten schwarzen Mantel gehüllt, auf dem Bett und starrte die brennende Kerze auf dem Nachttisch an. Ich konnte sein Gesicht nicht sehen, aber er war offensichtlich völlig erschöpft von der Reise und zitterte am ganzen Körper. Hatte er Fieber? War er verletzt? Er hatte nicht einmal die Kraft, sich zu mir umzudrehen, als ich den Raum betrat.
    Ich setzte mich neben ihn auf das Bett und legte ihm die Hand auf die Schulter.
    »Ich bin gekommen«, flüsterte ich, um ihn nicht zu erschrecken.
    Sanft drehte ich ihn zu mir um. Und erstarrte, als ich ihn erkannte. Es war nicht Girolamo. Es war …
    »Cesare!«, flüsterte ich fassungslos.

Kapitel 11
Quo vadis, homine?
    C esare! Um Gottes willen, was ist mit dir?«, fragte ich, als ich im Kerzenschein sein schweißnasses Gesicht sah.
    Aus dem Augenwinkel nahm ich wahr, wie ein dunkler Schatten hinter mir den Raum betreten hatte. Erschrocken fuhr ich herum. Es war sein Leibwächter Micheletto. Der Brief war eine Falle gewesen, die Cesare mir gestellt hatte! Ich sprang vom Bett auf und zog meinen Degen, um mich gegen den Angriff zu wehren.
    Cesare stöhnte und hob abwehrend die Hand. »Steck den Degen weg, Caterina. Micheletto wird dir nichts tun. Er brachte mich hierher und hat auch meine Nachricht im Castello abgegeben.«
    Sein Gesicht war blass und durchscheinend wie Alabaster. Er schien hohes Fieber zu haben. Und er war dünn geworden. Zerbrechlich. Aber noch zerschlissener war seine Seele.
    Ich warf den Degen auf das Bett und kniete mich neben ihn. Er war wirklich krank. Wie hatte er in seinem Zustand die weite Reise von Rom nach Mailand überhaupt schaffen können?
    Er griff nach meiner Hand, um sie zu küssen, aber ich entzog sie ihm, um mich nicht zu infizieren.
    »Es ist nicht die Syphilis, Caterina«, flüsterte er heiser. »Ich war in Neapel, aber ich habe mich nicht angesteckt. Es ist Gift …«
    »Gift?«, fragte ich und wischte ihm den Schweiß aus dem Gesicht.
    Er nahm meine Hand, presste sie an seine glühende Wange und ließ sie nicht mehr los. »Jemand trachtet mir nach dem Leben. Im Sommer wurde ein Anschlag auf Juan verübt, und man versucht, mir dieses Attentat in die Schuhe zu schieben – als wollte ich meinen eigenen Bruder umbringen, um Herzog von Gandía und Bannerträger der Kirche zu werden. Welch ein Unsinn!« Das Reden strengte ihn an, und er rang nach Atem. »Ich bin Erzbischof von Valencia, einer der mächtigsten Kardinäle in Rom und mit Sicherheit der reichste. Nur ein Einziger hat Macht über mich: mein Vater. Warum also sollte ich mich König Fernando unterwerfen, der so aufgebracht gegen meine Kardinalsinvestitur protestiert hat? Er würde mir als Herzog von Gandía das Leben zur Hölle machen.«
    Glaubte ich Cesare? Ja, ich vertraute ihm. Nicht nur, weil ich spürte, dass er mich nicht anlog, sondern weil ich ihm glauben wollte. »Hingen die Zettel mit den Verdächtigungen am Pasquino ?«, fragte ich.
    »Ja, wie damals die Satiren gegen dich als La Cardinala .«
    Mein Herz krampfte sich zusammen. Ich hatte vermutet, dass Cesare die Verse an den Pasquino gehängt hatte!
    »Wen verdächtigst du?«, fragte ich bestürzt.
    »Es gibt viele, die mir nach dem Leben trachten. Gian Giordano Orsini, der während der französischen Invasion zum Verräter wurde, ist einer von ihnen. Giovanni Sforza hasst mich derart, dass er mich allzu gern in Todesqualen vor sich auf dem Boden kriechend sehen möchte. Und Johannes Burkhard ist zornig, seit er bei der Kardinalsernennung von Guillaume Briçonnet übergangen wurde. Er wäre gern Erzbischof von Saint-Malo geworden, als mein Vater Briçonnet ernannte, während Charles im Januar 1495 mit seinen Kanonen die Engelsburg belagerte. Burkhard hatte die abgelegte Soutane des

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