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Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition)

Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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Maler, Dichter, Gelehrte, neapolitanische Offiziere aus Alfonsos Gefolge.
    Dass Alfonso und ich uns gut verstanden, schien Lucrezia nicht zu stören. Sie war nicht einmal eifersüchtig, als Alfonso begann, mich zart auf die Wange zu küssen, wenn wir uns im Vatikan begegneten, oder er sich mit einem Becher Wein zu uns setzte, während Lucrezia und ich uns unterhielten. Oder wenn er mich spätabends in meine Wohnung im Vatikan zurückbrachte.
    Als meine Vertrautheit mit Lucrezia immer enger wurde, erkannte ich, dass ich nie zuvor in meinem Leben eine Freundin gehabt hatte, der ich mich anvertrauen konnte. Ich hatte in einer Welt der Männer gelebt, in Amerigos Haus, in Lorenzos Palazzo mit meinen Brüdern und meinem Cousin, mit meinen Freunden Angelo und Giovanni, Girolamo, Leonardo und Baldassare. In Mailand hatte ich mit Bianca Sforza und Beatrice d’Este verkehrt, doch immer hatte ich mich mehr zu Männern hingezogen gefühlt, die meine Freundschaft suchten, ohne gleich einen ausgeklügelten Schlachtplan für die Eroberung meines Schlafzimmers zu entwerfen.
    Lucrezia war ganz anders als ich: ruhig, besonnen und sanft. Ich mochte sie sehr und genoss die Liebe und das Vertrauen, das sie mir schenkte – eigennützig, wie sie mit einem Lächeln betonte, denn sie sei schließlich eine Borgia.
    Nach dem Epiphanias-Gottesdienst in der Kathedrale – der Papst hatte für die tausende Pilger, die zu Beginn des Heiligen Jahres 1500 nach Rom gekommen waren, eine beeindruckende Messe gehalten – ergriff Lucrezia meine Hand und zog mich mit sich in ihren Palast, der nur wenige Schritte entfernt war.
    »Sprich mit mir!«, verlangte sie, als wir die schweren Brokatkleider abgelegt und es uns im seidenen Unterkleid vor dem flackernden Kamin unter einer Hermelindecke nebeneinander gemütlich gemacht hatten.
    »Worüber?«, fragte ich verblüfft und trank einen Schluck des gewürzten Glühweins, um mich aufzuwärmen.
    »Das will ich von dir hören, Caterina. Sag mir, was mit dir geschehen ist. Was hat Cesare dir angetan?«
    »Cesare?«, stellte ich mich unwissend. »Was meinst du?«
    »Im Zweifelsfall war es immer mein großer Bruder«, seufzte Lucrezia. »Das war schon so, als wir noch klein waren und uns um Holzpferdchen gezankt haben. Denk dir etwas ganz Furchtbares aus: Er hat es getan. Womit hat er dich in Mailand so verletzt, Caterina?«
    »Ich bin nicht …«, begann ich halbherzig.
    Aber Lucrezia hatte kein Erbarmen. »Du lässt dich von Alfonso küssen, hältst seine Hand und genießt seine liebevollen Aufmerksamkeiten, obwohl du weißt, dass Cesare einen Tobsuchtsanfall bekommt, wenn er es erfährt. Du willst dich mit Alfonso an meinem Bruder rächen, nicht wahr?«
    »Lucrezia, bitte glaube mir: Ich habe keine Affäre mit Alfonso«, beteuerte ich. »Ich liebe ihn nicht, ich meine: Ich will nicht mit ihm ins Bett …« Tränen rannen über meine Wangen, und ich wischte sie trotzig ab. »Es ist nur eine zärtliche Freundschaft.«
    »Das weiß ich«, beruhigte sie mich. Dabei legte sie mir den Arm um die Schultern und zog mich an sich.
    An ihrer Seite weinte ich mich aus. Ich erzählte ihr alles, was in Mailand zwischen Cesare und mir geschehen war. Ich sprach von meinen Gefühlen ihrem Bruder gegenüber, von meinen Hoffnungen und Ängsten und meiner grenzenlosen Einsamkeit. Lucrezia unterbrach mich nicht ein einziges Mal, während ich sie mit meinen Tränen und Gefühlen beinahe ertränkte. Sanft strich sie mir über das Haar und küsste mich, während ich in die Flammen des Kamins starrte und mir alles von der Seele redete, was mir das Herz zerriss.
    »Wie konnte er dir das antun!«, flüsterte sie und wischte mir eine Träne aus dem Gesicht. Dann umarmte sie mich. »Caterina, ich habe Angst vor ihm. Furchtbare Angst …«

    Mit weit ausgebreiteten Armen lag Rodrigo in seinem schwarzen Talar vor mir auf dem Boden und wartete nach seinem Gebet darauf, sich erheben zu dürfen. Wohl zum hundertsten Mal seit meiner Ankunft in Rom vor einigen Wochen fragte ich mich, ob ich richtig handelte.
    Die Vorstellung, einen Papst zum Schüler zu haben, reizte meinen Ehrgeiz. Ich mochte Rodrigo und genoss die Arbeit mit ihm: Während der letzten Wochen war er oft spätabends in mein – er sagte: unser – Laboratorium gekommen, um mit mir zu experimentieren. Und ich war fasziniert von der Idee, ihn gemäß den hermetischen Geboten auszubilden und das uralte Wissen zu erhalten und weiterzugeben. Aber ich hatte auch Angst: Wie würde er

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