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Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition)

Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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gefangen genommen.«
    Rodrigo beobachtete mich, während er den Löffel wieder eintauchte. Caterina Sforza war seit einigen Jahren mit meinem Cousin Giannino verheiratet und damit meine Cousine. Ihre Gefangennahme war eine mehr oder weniger direkte Konfrontation der Familie Medici durch die Borgia, gegen die Gianni und Piero erfolglos protestiert hatten.
    »Hat diese Cioccolata eigentlich Nebenwirkungen?«, fragte Rodrigo, während er den Löffel ableckte. »Ich meine: außer der berauschenden und überaus stimulierenden Wirkung?«
    »Sag du es mir!«, forderte ich ihn auf.
    Er sah mich sprachlos, fast erschrocken an, und in diesem Augenblick wurde ihm bewusst, wie leicht ich ihn hätte vergiften können. »Du hast selbst nicht davon gekostet?«, fragte er schließlich.
    »Nein, Rodrigo. Du lässt ja fast nichts übrig.«
    Er reichte mir den Löffel, und ich probierte von der Cioccolata.
    »Köstlich, nicht wahr?«, fragte er sichtlich beruhigt. »Das wird César gefallen. Er wird in ein paar Tagen nach Rom zurückkehren.«
    Ich zuckte zusammen, aber Rodrigo bemerkte es nicht.
    »Ist Italien denn schon erobert?«, fragte ich ironisch.
    Rodrigo nahm mir ungeduldig den Löffel aus der Hand, um selbst wieder zu naschen. »Nein, noch nicht. Aber Ludovico il Moro ist nach Mailand zurückgekehrt, und César musste sein französisches Heer in die Lombardei schicken, damit Trivulzio die Stadt für Louis zurückerobert. Und ohne Heer kann er die Romagna nicht unterwerfen. In ein paar Tagen wird er nach Hause kommen.«
    Während Rodrigo gierig die heiße Cioccolata auslöffelte, dachte ich an meinen Besuch bei Lucrezia am Abend zuvor.
    Sie hatte mir gestanden, wie sehr sie Cesares Rückkehr nach Rom fürchtete. »Alfonso und mein Bruder verstehen sich nicht«, hatte sie gesagt. »Hast du gesehen, wie Cesare bei eurer Ankunft im November Alfonso und den kleinen Rodrigo angesehen hat? Er missgönnt uns unser Glück. Er hat Charlotte geheiratet, doch er liebt sie nicht, obwohl sie ihm den Herzogstitel verschafft hat und ihm bald einen Erben schenken wird. Dich liebt er, aber er kann dich nicht haben, nicht mit Zärtlichkeit und nicht mit Gewalt. Er ist einsam und zutiefst unglücklich. Ich habe Angst vor ihm.«
    Ich auch, dachte ich. Nicht weil er sich in den letzten Jahren verändert hätte und ein anderer geworden war. Sondern weil er tiefere Spuren hinterließ. Intensivere Gefühle als Zärtlichkeit und Freundschaft, Verbitterung und Hass. Schmerzen tief in meiner Seele.
    Wir waren unversöhnt auseinander gegangen, als er im November in die Romagna zurückgekehrt war, um seinen Feldzug fortzusetzen. Wenn er nach Rom kam, dann …
    Ja, auch ich hatte Angst.

    Cesares Einzug in Rom am 26. Februar 1500 wäre eines aus Gallien zurückkehrenden Julius Caesar würdig gewesen. In einem herrlichen Triumphzug betrat der siegreiche Feldherr die Stadt, bejubelt vom römischen Volk, das die Straßen von der Porta Flaminia bis zur Piazza San Pietro säumte.
    Nach dem Empfang des Herzogs von Valence durch Seine Heiligkeit fand ein Maskenball in der Papstwohnung statt. Es war Karneval, der im Heiligen Jahr besonders ausgelassen gefeiert wurde.
    Rodrigo war derart guter Laune, als hätte er wieder von der Cioccolata genascht. Er hatte sich bei Giulia untergehakt, flirtete ungeniert mit der Geliebten, von der er sich vor Jahren getrennt hatte, und versuchte sie offenbar davon zu überzeugen, wie gut ihr eine Nacht in seinem Bett täte.
    Seit ich wieder in Rom war, hatte Rodrigo einige Male vergeblich versucht, mich zu verführen. Und nun, da Cesare in den Vatikan zurückgekehrt war, richteten sich alle seine Hoffnungen wieder ganz auf La Bella Giulia.
    Gianni und Giulio standen mit Kardinal Orsini und mit einem Becher Wein an den Fenstern des Saals und tuschelten über den verliebten Papst, der mit jedem Tag jünger zu werden schien. Gianni, der als Apostel Petrus auftrat, hielt sich als Medici wie immer an keine Etikette: Die Einladung hatte römische Masken gefordert. Dass ich mich nicht daran hielt, schien jeder zu erwarten.
    Mein Bruder Piero, ausnahmsweise einmal nüchtern, ging Giuliano della Rovere auf die Nerven, indem er ihm ausführlich von seinem Treffen mit König Louis erzählte. Im Gegensatz zu dem bedauernswerten Giuliano, der mir Hilfe suchende Blicke zuwarf, wusste ich, dass Pieros Geschichte keine Pointe hatte. Auch wenn es immer wieder interessant war, sie von Piero zu hören, denn jedes Mal war sie anders. Dramatischer.

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