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Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition)

Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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sank.
    Der erschrockene Rodrigo hatte Alfonso ein Zimmer in seiner eigenen Wohnung zugewiesen, wo er sich von seinen Wunden erholen sollte. Er ließ das Krankenzimmer bewachen und verbot unter Todesstrafe das Tragen von Waffen im Palazzo Apostolico.
    Trotz der hingebungsvollen Pflege von Lucrezia und Sancha, die ihm Tag und Nacht Gesellschaft leisteten, genas Alfonso nur langsam von seinen Wunden. Er mied den Medicus Seiner Heiligkeit und ließ nur mich und meine spagyrischen Tinkturen an sich heran.
    Cesare schnaubte abfällig. »Sag Lucrezia: Wenn ich die Absicht hätte, Alfonso umzubringen, würde ich es nicht bei einem misslungenen Attentatsversuch belassen, sondern die Sache zu Ende bringen. Nein, lass es, Caterina. Ich sage es ihr heute Abend selbst. Ich sehe sie während des Banketts bei Agostino Chigi. Wenn ich in die Romagna zurückkehre, will ich Ruhe vor diesen ewigen Intrigen haben. Ich bin es leid, dass meine eigene Schwester gegen mich intrigiert.«
    »Sie intrigiert nicht, Cesare. Sie hat Angst vor dir.«
    »Was habe ich getan, dass meine kleine Schwester Angst vor mir hat?«, brauste Cesare auf. Sein verschwitztes Gesicht schimmerte im Licht des Höllenfeuers am Horizont.
    »Seit dem Attentat auf Alfonso glaubt sie, dass du auch deinen Bruder Juan ermordet hast«, sagte ich ruhig, aber entschlossen, ihm die Wahrheit zu sagen.
    Er sah mich betroffen an. » Ich? Aber …«
    »Auch dein Bruder Jofré glaubt, dass du Juans Mörder bist.«
    »Jofré glaubt …« Cesare schwankte, musste sich an mir festhalten. Der Marmorsockel, auf dem er scheinbar unangreifbar stand, begann zu wanken. Er atmete schwer, als bereitete ihm der Unglaube seiner eigenen Familie seelische Schmerzen, und sah mich Hilfe suchend an. »Und was glaubst du, Caterina?«
    Nachdenklich sah ich ihn an. Was hatte er denn bloß? Wieso war er in letzter Zeit so sensibel, so verletzlich … so misstrauisch?
    »Ich weiß nicht, was ich glauben soll«, antwortete ich.
    Er sank in die Knie und hielt sich an mir fest. »Meine eigene Familie verrät mich … Lucrezia … Jofré …« Er rang um Atem, um Fassung. »Und selbst du zweifelst an meinen Worten, Caterina!«
    Es war ein schwerer Schlag, ich sah es ihm an. Er kniete vor mir im Gras und sah zu mir auf. Ich hockte mich neben ihn und umarmte ihn. Aus Mitgefühl? Ja, aus Mitgefühl, denn ich konnte mir vorstellen, wie er sich in diesem Augenblick fühlte: von allen verkannt, verachtet, verlassen. Einsam, grenzenlos einsam.
    Ich kannte dieses furchtbare Gefühl, nur noch mich selbst zu haben, diesen Schmerz, der die Seele zerfetzt, der in die Knie zwingt, demütig macht. Und stark.
    Er wandte den Blick ab und ließ sich ins Gras zurücksinken, damit ich seine Tränen nicht sah.
    »Ich zweifle an deinen Worten und Taten, Cesare. Aber ich verzweifle nicht an dir«, sagte ich.
    Er wandte sich zu mir um. »Nach allem, was ich dir angetan habe, bist du die Einzige, die zu mir hält?«, fragte er, während er sich im Gras aufsetzte. »Warum tust du das? Ich will dein Mitleid nicht!«
    »Ich habe schon vor Jahren aufgehört, Mitleid mit irgendjemandem zu haben, Cesare. Jeder Mensch ist selbst verantwortlich für das, was er sagt oder wie er handelt. Ich bin es, du bist es. Wir tragen alle unseren Teil der Schuld, aber wir müssen damit weiterleben, bis ein zorniger Gott über uns richtet. Oder ein triumphierender Satan. Ich leide selbst genug, als dass ich noch das Leid eines anderen Menschen auf mich nehmen könnte. Oder wollte. Ich weiß nicht, ob du deinen Bruder ermordet hast. Aber ich glaube, ich hoffe, dass du es nicht getan hast.« Er wollte etwas sagen, aber ich küsste ihm seine Antwort von den Lippen. »Frag mich nie, was ich getan habe!«, forderte ich. »Oder was ich noch tun werde.«
    »Glaubst du, dass Geheimnisse eine solide Grundlage für eine Liebesbeziehung sind?«, wollte er wissen, und ich fragte mich, welche Antwort er von mir erwartete. Meine angebliche Beziehung zu Alfonso war doch kein Geheimnis im Vatikan! Nicht nachdem Johannes Burkhard jedem, der es hören wollte, verkündete, uns in flagrante delicto überrascht zu haben, bei was auch immer er glaubte gesehen oder gehört zu haben: zärtliche Berührungen, geflüsterte Versprechen?
    Als ich schwieg, fuhr Cesare fort: »Ich verspreche es: Ich werde dich niemals nach den Leichen in deinem Keller fragen. Ich meine: Jedenfalls nicht, bevor sie zu stinken anfangen und du mich bittest, sie bei Nacht und Nebel

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