Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition)
mir Giuliano aus Paris nach Urbino geschrieben und mir mitgeteilt, er hätte dich getroffen. In Paris – mit Lionetto! Du hättest ihm gesagt, du würdest am folgenden Tag mit ihm Paris verlassen, um nach Florenz zurückzukehren.«
»Lionetto war nicht mein Geliebter. Er ist mein Cousin«, sagte ich leise. Ich war mehr bestürzt über seine Enttäuschung als über die Tatsache, dass Guido von meiner Reise nach Paris wusste.
»Ich weiß. Gianni hat es mir gesagt«, seufzte Guido. »Kurz nach deiner Rückkehr nach Florenz erhielt ich einen langen Brief von Giovanni Pico. Er schrieb, du wärest nach Angelo Polizianos Tod überstürzt nach Urbino geritten. Noch nie in meinem Leben habe ich einen solchen Brief gelesen, Caterina. Giovanni Pico war zu aufgewühlt, um dir selbst zu schreiben. Deshalb bat er mich, dir zu sagen, du mögest zu ihm zurückkommen. Ich sollte dich für ihn um Vergebung bitten. Ich sollte …« Er wandte das Gesicht ab. »Ich sollte vor dir auf die Knie fallen und dich in seinem Namen anflehen, zu ihm zurückzukommen. Kannst du dir vorstellen, wie ich mich gefühlt habe, als ich diese Zeilen las?«
Ich antwortete nicht. Was auch?
»Die Erkenntnis, dass er sich entschlossen hatte, alles aufzugeben, um mit dir zu leben, war schmerzhaft. Aber noch quälender war die Frage, wo du warst. Denn in Urbino bist du nie angekommen. Ich habe Bewaffnete losgeschickt, den ganzen Weg nach Florenz, die dich suchen sollten: vergeblich. Ich habe Giovanni Pico einen besorgten Brief zurückgeschrieben, der ihn wohl ziemlich verstört hat, wie Gianni mir später gestand.
Du bliebst verschwunden, bis zu jenem furchtbaren Tag der Vertreibung der Medici. Gianni hat mir erzählt, wie ihr aus Florenz geflohen seid, wie du umgekehrt bist, um Giovanni Pico zu retten. Du wolltest nach Urbino kommen, sobald du ihn gefunden hattest, aber du bist dort nie angekommen.
Ich habe mir furchtbare Sorgen um dich gemacht. Wieder habe ich Bewaffnete nach Florenz geschickt, die dich suchen sollten. Nichts. Kein Lebenszeichen. Der Palazzo Medici war geplündert, König Charles hatte dort Quartier genommen. Niccolò Machiavelli wusste nicht, wo du warst, ob du lebst oder ob du gefangen und hingerichtet worden warst, ebenso wenig deine Cousins Giannino und Lorenzino. Und auch meine Nachforschungen bei Savonarola verliefen im Sand. Von ihm erfuhr ich lediglich, dass Giovanni Pico wenige Tage zuvor in San Marco gestorben war, während König Charles in Florenz einzog. Warum er mir das geschrieben hat, weiß ich nicht. Vielleicht sollte mich das trösten.«
Ich war wie benommen. »Nach Giovannis Tod bin ich nach Mailand geflohen, um ein neues Leben zu beginnen. Ich war dort fünf Jahre lang …«
… glücklich? Ich zögerte. Sollte ich Guido sagen, dass ich in Mailand zufrieden gewesen war und gar nicht mehr fortgehen wollte? Nein, das würde ihn verstimmen, und letztlich klang es nur wie eine Rechtfertigung, dass ich nicht wie versprochen nach Urbino gekommen war.
»Ich habe gehört, was Cesare dir in Mailand angetan hat«, sagte er. »Giuliano hat es mir erzählt. Ich war entsetzt. Aber noch bestürzter war ich, als ich hörte, du wärest mit ihm nach Rom gegangen, und ihr hättet euch wieder versöhnt.«
Ich wandte mich ab, damit er die Tränen in meinen Augen nicht sah. Er trat hinter mich und umarmte mich. »Vergib mir, Guido«, seufzte ich.
»Ich habe dir nichts zu vergeben«, flüsterte er und liebkoste meine Schulter. Dann drehte er mich zu sich um und küsste mich zart auf die Lippen. »Ich liebe dich.«
Ich starrte ihn an, verwirrt. Dann sagte ich leise: »Ich bin niemand, den man ohne Gefahr lieben kann. Die Rose hat spitze Dornen, an denen du dich verletzen kannst.«
»Die Dornen einer Rose sind eine Herausforderung, aber kein Hindernis. Sie machen die Rose schöner, begehrenswerter. Und sie machen das Pflücken der Rose zu einem einzigartigen Erlebnis.«
»Liebe mich nicht, Guido!«, bat ich ihn. »Es ist lebensgefährlich, sich auf mich einzulassen.«
»Ich fürchte mich nicht vor Cesare.«
»Du wirst morgen nach Urbino zurückkehren, sagte mir Giuliano vorhin.«
Er zögerte, dann nickte er. »Cesare wird in wenigen Tagen in die Romagna aufbrechen, um seine Eroberungen fortzusetzen. Daher kann ich nicht länger in Rom bleiben. Ich muss zurück nach Urbino.«
Ich küsste ihn auf die Lippen. »Vergiss mich!«, flüsterte ich. »Wir werden uns so schnell nicht wiedersehen, Guido.«
»Ich werde dich vergessen«,
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