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Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition)

Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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mir Platz zu machen, und Giuliano schob einen Stuhl hinter mich und half mir beim Hinsetzen. Dann nahm er neben mir Platz.
    Es war ein vergnüglicher Abend, trotz allem. Ich amüsierte mich, weil ich mich amüsieren wollte. Weil ich glücklich aussehen wollte, fröhlich, furchtlos. Und unzerbrechlich.
    Gianni und Giulio bestürmten mich unablässig, ich möge sie in den Palazzo Medici begleiten, um dort die Nacht zu verbringen. Und ich sollte um Gottes willen aufhören, mich in Lebensgefahr zu begeben, indem ich daran dachte, nach diesem Abend in den Vatikan zurückzukehren und Cesare unter die Augen zu treten. Sie waren besorgt, hatten Angst um mich und verstanden nicht, warum ich tat, was ich tat. Warum ich es tun musste, um meine Freiheit zurückzugewinnen, meine Selbstachtung, meine Würde.
    Den ganzen Abend tanzte ich mit Gian Giordano, der mir eine beeindruckende Zahl von Komplimenten ins Ohr flüsterte, aber es nicht wagte, während des Saltarello weiter als bis zu einem vertrauten Tuscheln zu gehen. Er trat mir nicht, wie vor Jahren in Florenz, auf die Füße, damit ich mich an ihm festhalten musste, um nicht zu stolpern, und er berührte mich auch nicht wie früher. Hatte er Angst vor Cesare?
    Während Gian Giordano mich herumwirbelte, saß Guido still in einem Sessel, trank Wein und beobachtete uns. Aber er kam nicht zu mir herüber und forderte mich auf, mit ihm zu tanzen, brachte mir kein Glas Wein und entführte mich nicht auf die Terrasse, um mit mir den Mond zu betrachten.
    Diese Aufgabe übernahm nur zu gern Agostino Chigi. Wir saßen eine halbe Stunde im nächtlichen Garten und unterhielten uns, dann kehrten wir in den Bankettsaal zurück. Guido saß immer noch in seinem Sessel, starrte mich an und war ein bisschen betrunkener als zuvor.
    Die letzten Gäste verabschiedeten sich erst lange nach Mitternacht. Gianni und Giulio hakten sich bei mir unter, um mich mit sanfter Gewalt in den Palazzo Medici zu schleppen, aber ich weigerte mich zu gehen. »Die Nacht ist doch noch lange nicht vorbei!«, sagte ich. Gianni erbot sich zu bleiben, bis ich gehen wollte. Er würde mich im Morgengrauen mit seiner Leibwache in den Vatikan zurückeskortieren, falls ich das dann noch immer wünschte. Ich dankte ihm, umarmte meinen Bruder, genoss einen Augenblick seine Herzlichkeit – und schob ihn dann aus dem Saal.
    Als die letzten Gäste gegangen waren, verschwand Giuliano in sein Schlafzimmer und überließ Guido und mich unserem Schicksal. Guido wohnte im Palazzo seines Schwagers und hatte es offensichtlich nicht eilig, ins Bett zu kommen.
    Würde er jetzt mit mir reden?
    Er schloss hinter Giuliano die Tür des Bankettsaals und lehnte sich einen Augenblick dagegen, als müsste er sich besinnen, dass ich immer noch da war. Dann ließ er sich auf einen Stuhl mir gegenüber am anderen Ende der Tafel fallen. Ohne mich aus den Augen zu lassen, schenkte er sich ein herumstehendes Weinglas voll und trank.
    Wir hatten den ganzen Abend lang kein Wort gewechselt. Er hatte keine Anstalten gemacht, sich mir zu nähern oder mir auch nur ein Lächeln zu schenken. Ich verstand sein zurückhaltendes Benehmen. Er hatte mich nicht aus den Augen gelassen, als Gian Giordano während der Pavane mit mir tuschelte, als ich mit Agostino in den Garten verschwand, während ich mir Rinaldos Tiraden über Niccolò Machiavelli und die Signoria von Florenz anhörte, als mein Bruder versuchte, mich unverwundet vom Schlachtfeld zu bringen. Er hatte nur dagesessen und mich beobachtet. Und dabei hatte er ein Glas Wein nach dem anderen getrunken.
    Ich erhob mich von meinem Platz und ging langsam die Tafel entlang zu Guido, der lässig die Füße auf den Tisch gelegt hatte und mir mit einem unergründlichen Blick entgegensah. Ich nahm ihm sein Weinglas aus der Hand, trank es bis zum letzten Tropfen leer und stellte es auf den Tisch hinter mir.
    Guido lehnte sich auf seinem Sessel zurück, und ich griff in die Atlasfalten meines Rocks und setzte mich rittlings auf seinen Schoß. Während ich mich vorbeugte, um ihn zu küssen, öffnete ich die Silberknöpfe seiner Jacke. Meine Hände schoben den Stoff zurück, zerrten ungeduldig das Seidenhemd aus der Hose und fuhren über die nackte Haut.
    Guido genoss jede meiner Bewegungen. »Gestatte mir eine Frage: Was willst du von mir?«
    »Deine Freundschaft, Guido.«
    Er lachte trocken. »So wie du den ganzen Abend die Freundschaft von Giuliano della Rovere, Agostino Chigi, Gian Giordano Orsini und ungefähr

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