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Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition)

Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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Vielleicht konnte ich noch ein paar Stunden schlafen, es war ja noch finstere Nacht …
    Das Kratzen einer Feder auf Pergament schreckte mich auf.
    Cesare saß im Kerzenschein an Guidos Schreibtisch und arbeitete. Konzentriert las er Dokumente, wobei er sich Notizen machte. Hatte er die Regierungsgeschäfte von Urbino bereits übernommen?
    Stöhnend ließ ich mich zurücksinken, und er sah auf: »Caterina! Du bist wach!« Er steckte die Feder ins Tintenfass, kam zu mir herüber und setzte sich auf das Bett. Behutsam ergriff er meine Hand, beugte sich über mich und küsste mich so vorsichtig, als könnte mir selbst dieser Hauch einer Liebkosung unerträgliche Schmerzen bereiten. »Wie geht es dir?«, flüsterte er.
    »Mir tut alles weh, was nur wehtun kann«, seufzte ich.
    »Du hättest nicht vor mir fliehen sollen, Caterina. Ich hätte dir nichts getan. Dein Sturz war … gefährlich«, sagte er, ohne mich anzusehen. »Du warst zwei Tage lang bewusstlos.«
    Er schien mir etwas sagen zu wollen, wusste aber nicht, wie. Was hatte er bloß? Irgendetwas war geschehen, etwas Furchtbares. Und es war nicht die leere Phiole, die auf dem Nachttisch lag … die vierte Flasche Aurum potabile … der vierte Schritt ins Jenseits …
    »Willst du ein wenig Opium gegen die Schmerzen?«, bot er mir an. Als ich den Kopf schüttelte, erklärte er, als er meinen Blick zur leeren Phiole bemerkte: »Ich habe dir Aurum gegeben, weil ich fürchtete, du würdest verbluten. Dabei habe ich gesehen, dass du in den letzten Wochen bereits drei Phiolen genommen hattest …«
    Ich nickte, und er wich meinem Blick aus.
    »Wie geht es Guido?«, fragte ich beunruhigt.
    »Er ist geflohen«, murmelte Cesare, ohne mich anzusehen.
    Guido lebte!, freute ich mich im Stillen. Ob er es schaffen würde, sich mit Francesco bis Venedig oder Mantua durchzuschlagen?
    Hatte die Tatsache, dass der Herzog von Urbino dem Eroberer entkommen war, Cesare derart aus der Fassung gebracht, dass er meinen Blick vermied? Er war unruhig, verunsichert … und unerwartet freundlich, ja: liebevoll um mich besorgt. Was war bloß geschehen?
    »Er wäre nicht geflohen, wenn ich ihn nicht weggeschickt hätte«, sagte ich. »Ein paar Minuten mehr, und ich hätte Urbino erreicht und gegen dich verteidigt. Die Festung ist für eine dreijährige Belagerung ausgerüstet.« Als ich seinen zweifelnden Blick sah, fügte ich an: »Troja hat zehn Jahre standgehalten.«
    »Helena verteidigt Troja, während Paris flieht? Homer hätte Tränen gelacht«, scherzte er, aber es war nichts Fröhliches in seiner Stimme.
    »Helena hätte das Trojanische Pferd nicht vom Strand in die Stadt gezogen«, erklärte ich trotzig. Offensichtlich nahm er an, ich hätte keine Ahnung von der Kunst des Krieges. Aber wer, wie ich, einen Feldherrn wie Giuliano della Rovere zu seinen Freunden zählte, wer sich jahrelang mit Ludovico il Moro herumgeschlagen hatte und einem Bruder wie Piero de’ Medici seine Rachefeldzüge zur Rückeroberung von Florenz wieder ausreden musste, der verstand eine ganze Menge von Überraschungsangriffen auf unbekannten Schlachtfeldern und der Durchschlagskraft von Kanonen. Und wer, wie ich, einige Monate im Vatikan gelebt und überlebt hatte, der beherrschte auch die Kunst der Verstellung und des Intrigierens und besaß unendlich viel Geduld …
    »Nein, vielleicht hätte die kluge Helena die Täuschung der Griechen durchschaut. Aber ist dir schon einmal in den Sinn gekommen, dass du selbst das Trojanische Pferd warst?« Als ich ihn verwirrt ansah, fuhr er fort: »Wenn du nicht hier in Urbino gewesen wärest, hätte Guido mir doch niemals freiwillig seine Kanonen anvertraut. Er hätte mich mit einer Salve empfangen, deren Donnerhall man bis Rom hätte hören können. Du hast ihm geraten, mir die Kanonen zu geben, nicht wahr?«
    Ich stöhnte. Vor Wut über Cesares Kriegstaktik. Vor Zorn über mich selbst. »Du verdammter Eroberer! Du kommst einfach hierher und nimmst, wonach dir der Sinn steht.«
    »Ich nehme mir nur, was mir ohnehin gehört«, erwiderte er erstaunlich ruhig, als wollte er mich nicht unnötig aufregen.
    »Ich gehöre dir nicht!«
    »Aber Urbino gehört mir. Urbino ist ein Lehen der Kirche. Guido hat es eigenmächtig an sich gerissen und regiert wie ein souveräner Herrscher. Ich nehme es ihm wieder weg …«
    »… um es für dich selbst zu behalten, du … du Eroberer!«
    »Ich bin die Kirche, Caterina«, murmelte er, den Blick abgewandt. »Ich bin der Sohn des Papstes,

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