Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition)
unter den Arm geklemmt, die Hand am Schwert. Er hatte sich uns im Schatten der Obstbäume des Klostergartens unbemerkt genähert. Hinter ihm trat Micheletto mit dem gezogenen Schwert zwischen den Bäumen hervor. Ein Gedanke schoss mir durch den Kopf: Wie konnte Cesare so schnell, und vor allem unbemerkt, von Fossombrone nach Urbino gelangen?
Guido sprang auf und ergriff seinen Dolch, um auf Cesare loszugehen, als zehn Bewaffnete zwischen den Bäumen hervorkamen, um den Herzog von Urbino gefangen zu nehmen. Francesco zog seinen Degen, um sich gegen die Angreifer zu wehren.
»Flieht!«, rief ich Guido und Francesco zu. »Rettet euer Leben!«
Guido zögerte, um mich besorgt. »Nun geh endlich!«, schrie ich ihn an und rannte selbst an Cesare vorbei in Richtung unserer Pferde, die an der Klostermauer angebunden waren. Ich prallte mit der Schulter so hart gegen seinen Brustpanzer, dass er strauchelte. Aber er fing sich, griff nach dem Ärmel meines Seidenhemdes, um mich aufzuhalten, doch der weiche Stoff zerriss zwischen den Fingern des eisernen Handschuhs.
»Verdammt!«, fluchte er ungehalten, als ich ihm entwischte. »Bleib stehen, Caterina. Ich werde dir nichts tun!«
»Va all’ inferno!« , schrie ich ihn an und rannte zu meinem Pferd. Mein Degen behinderte mich beim Aufsteigen, aber es gelang mir, mich in den Sattel zu schwingen, bevor Cesare mich erreichte. Als ich mein Pferd wendete, sah ich, wie Guido und Francesco ebenfalls auf ihre Pferde sprangen. Weitere Bewaffnete rannten nun von allen Seiten in den Klostergarten, um Guido gefangen zu nehmen. Das Kloster war umstellt!
»Komm mit uns, Caterina!«, rief mir Guido zu und streckte die Hand nach mir aus.
»Nein, Geliebter. Ohne mich seid ihr schneller! Flieht, ich halte ihn auf«, rief ich. Bevor Guido mich zur Vernunft bringen und sein Leben riskieren konnte, um mich zu retten, wendete ich mein Pferd, hieb ihm die Absätze meiner Reitstiefel in die Flanken, hielt auf zwei verblüffte Bewaffnete zu, die mir im letzten Augenblick auswichen, und setzte in einem gewaltigen Sprung über die Feldsteinmauer des Obstgartens.
Quer über eine Schafweide stürmte ich in Richtung der Mauern von Urbino, die nur eine Meile entfernt waren, und erreichte die Straße. In gestrecktem Galopp raste ich die steile Allee hinauf zum Stadttor, als ich hinter mir Hufgetrappel hörte. Ich wandte mich um. Es war Cesare, der seinen Helm weggeworfen hatte, um mir auf seinem Schlachtross zu folgen! Er war allein. Die Bewaffneten jagten offensichtlich hinter Guido und Francesco her, die in Richtung der Festung San Leo flohen.
Noch während ich die Allee zwischen San Bernardino und der Porta Lavagine entlanggaloppierte, hörte ich Kanonendonner. Cesare griff Urbino an! Mit Guidos eigenen Kanonen! Mein Zorn verlieh mir Flügel, und ich trieb meinen Hengst an. Ein zweiter Kanonenschuss, dieses Mal auf der anderen Seite der Stadt. Der Palazzo Ducale wurde beschossen! Ich überlegte fieberhaft, wie viel Zeit mir noch blieb, in die Stadt zu kommen, bevor die beiden Stadttore während des Angriffs geschlossen wurden. Die steile Straße machte eine Kehre, die letzte vor dem Stadttor. Kieselsteine spritzten in alle Richtungen, als ich mein Pferd herumriss und auf das Tor zugaloppierte.
Es war geschlossen!
Ich habe keine Möglichkeit, mich dem Torwächter bemerkbar zu machen, schoss es mir durch den Kopf, während ich immer noch auf das Tor zuraste. Da ich wie ein Mann gekleidet war, würde der Offizier mich nicht erkennen und das Stadttor für mich öffnen, damit ich in die Stadt gelangte. Es war ein verlockender Gedanke, dass Cesare mich bis in die Stadt verfolgen könnte und er mein Gefangener wäre. Aber so unvorsichtig würde er nicht sein!
Unablässig dröhnten die Kanonen und spuckten Feuer. Beißender Rauch quoll wie dichter Nebel mit dem Sommerwind den Hügel hinauf über die Straße. Ein Einschlag neben dem Tor! Ein Krachen, Staub, niederprasselnde Ziegel, Schreie von der Stadtmauer.
Ein Pfeil aus einer Armbrust schoss eine Handbreit über meinen Kopf hinweg. Dann ein weiterer. Ich duckte mich tief über den Hals meines Pferdes. Ein dritter Pfeil verfehlte mich nur knapp. Mein Herz raste. Cesare war dicht hinter mir. In einigen Augenblicken würde er mich eingeholt haben!
Kurz entschlossen riss ich meinen Hengst in einem Wirbel aus Sand herum und galoppierte direkt auf Cesare zu, sodass er keine Chance hatte, sein Pferd zu wenden oder mich zu packen und aus dem Sattel zu
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