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Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition)

Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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reißen. Erst im letzten Augenblick wich ich ihm aus – fast hätten sich unsere Steigbügel ineinander verhakt! – und huschte an dem verblüfften Cesare vorbei, zurück, dorthin, woher ich gekommen war. Auf halbem Weg zum Kloster bog ich von der befestigten Straße ab und raste zwischen den Bäumen einen schmalen Feldweg entlang. Ich hoffte inständig, dass er in Richtung der Festung San Leo führte und nicht nach einigen hundert Schritten in einem undurchdringlichen Brombeergebüsch endete!
    »Caterina!«, rief Cesare hinter mir. »Warte! Ich werde dir nichts tun!« Der Donner der Kanonen, die nun Urbino beschossen, übertönte fast seine Stimme.
    Nein, dachte ich zornig, wer tut schon einer Geisel etwas an, wenn das Lösegeld ein ganzes Herzogtum ist?
    Cesare kam immer näher, war nur noch eine Pferdelänge hinter mir. Unter meinem eigenen keuchenden Atem konnte ich deutlich das Donnern der Hufe seines schweren Schlachtrosses auf dem weichen Boden hören, das metallische Geräusch seiner schweren Rüstung, sein Schnaufen.
    Meine Gedanken eilten meinem galoppierenden Pferd voraus: Im Schutz der Abenddämmerung musste ich versuchen, ihm zu entkommen! Ich durfte ihm nicht in die Hände fallen, selbst wenn er mich nicht töten würde!
    Panisch riss ich an den Zügeln meines Pferdes, verließ den Weg, wandte mich nach Osten und galoppierte quer über eine blühende Wiese, immer noch hügelabwärts, setzte mit einem gewaltigen Sprung über einen umgestürzten Baumstamm, durchquerte einen schmalen Bachlauf und stürmte auf der anderen Seite den Hügel hinauf. Mein Pferd schnaubte unter der Anstrengung, aber es gehorchte mir.
    Cesare galoppierte neben mir den Hügel hinauf, als ich überraschend meinen Hengst zügelte, wendete und in einer anderen Richtung an ihm vorbeiraste. Laut fluchend folgte er mir.
    »Wer hat dir Furie eigentlich das Reiten beigebracht?«, rief er hinter mir her, als ich zwischen den Bäumen verschwand.
    Unter den niedrig hängenden Ästen musste ich mich tief über die Mähne meines Pferdes ducken, um nicht vom Peitschenhieb eines Zweiges aus dem Sattel gerissen zu werden. Cesare holte mich ein, galoppierte neben mir her. Ich zog meinen Degen. Der Pfad durch den Wald war so schmal, dass unsere Pferde und unsere Knie sich mehr als einmal aneinander rieben. Er versuchte, mir die Waffe zu entreißen, und verletzte sich dabei.
    »Glaub ja nicht, dass du mir entkommen kannst!«, rief Cesare zornig. Seine Hand blutete trotz des eisenbewehrten Lederhandschuhs.
    Ich achtete nicht auf ihn und suchte nach einem Ausweg, zwischen den Bäumen hindurch, zurück zum Bach. Wenn es mir gelang, ihn abzuhängen …
    Er ritt so dicht neben mir, dass unsere Steigbügel sich ineinander verhakten. Ich schlug nach ihm, damit er von mir abließ, aber er ergriff meine Hand mit dem Degen und entwand ihn mir. Dann umfasste er meine Hüfte, um mich zu sich auf das Pferd zu reißen. Ich wehrte mich, und er konnte mich nicht fest genug packen, um mich aus dem Sattel zu heben.
    In diesem Augenblick stolperte mein Pferd über eine Wurzel, fing sich, strauchelte erneut, knickte schließlich ein und ging zu Boden. Cesare, der im letzten Augenblick seinen Arm um mich gelegt hatte, riss mich vom stürzenden Pferd, aber er konnte mich nicht festhalten und trotz seines eisernen Handschuhs entglitt ich ihm.
    Ich rutschte seitlich von seinem galoppierenden Pferd, das wegen der unerwarteten Gewichtsverlagerung zu straucheln begann, wurde gegen einen Baum geschleudert, stürzte schreiend vor Schmerz zu Boden und landete in einem Brombeergestrüpp, das mir die schützend hochgerissenen Arme und das Gesicht zerkratzte, aber verhinderte, dass ich mir das Genick brach.
    Ich sah noch, wie Cesare sein Pferd zügelte, aus dem Sattel sprang und erschrocken meinen Namen in die Dämmerung hinausbrüllend zu mir herüberrannte, neben mir auf die Knie fiel, um mir aufzuhelfen …
    … dann wurde ich bewusstlos.

    Gott war gnädig mit mir: Er ließ mich mein unausweichliches Schicksal, die schlimmste Nacht meines Lebens, nicht erleben, nicht erleiden. Denn das hätte ich nicht ertragen, ohne Ihn bis zur Stunde meines Todes zu verfluchen.

Kapitel 15
Tanz der Schatten
    S eufzend rang ich mich aus den Tiefen des Schlafes empor in den düsteren Kerzenschein des Schlafzimmers. Ich lag im Bett. Nackt.
    Jeder Muskel meines Körpers schmerzte, und ich war so erschöpft, als hätte mich mein wilder Ritt um die halbe Welt und wieder zurück geführt.

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