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Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition)

Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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vor Schmerz gestöhnt …«
    »Nein …«, flüsterte ich.
    »Es tut mir unendlich Leid, Caterina.« Er umarmte mich, wohl um mir nicht in die Augen sehen zu müssen. »Sein Herz schlug noch, ich konnte es fühlen, als ich ihn in der Hand hielt. Eine Hand voll Mensch. Seine Augen waren offen, und er schien mich anzusehen. Dann starb er, während ich ihn zum Bach hinuntertrug, um ihn zu taufen … Es war kein Priester in der Nähe …«
    »Nein!« , schrie ich meinen Schmerz in die unermessliche Leere hinein, die plötzlich in mir herrschte.
    Cesare ließ mich nicht los, presste mich an sich, damit ich mich nicht selbst verletzte. »Es tut mir Leid. Ich weiß, wie sehr du dir ein Kind gewünscht hast«, versuchte er mich zu trösten.
    Verzweiflung, Wut, Trauer, Verbitterung, Einsamkeit – diese Gefühle wirbelten wie ein Sturm in mir. Wohin waren das Glück und die Freude verschwunden, die ich gespürt hatte, als ich Guido in diesem Bett geliebt hatte, als wir später zum Kloster geritten waren … Er war geflohen, und ich wusste nicht, ob ich ihn jemals wiedersehen würde. Und mein Kind … meine Vision vom Seelenfrieden … mein Herzenswunsch nach Glück und Liebe … meine Sehnsucht, nie mehr in meinem Leben allein zu sein … war tot!
    »Komm zu mir zurück, Caterina!«, flüsterte er, als er mich umarmte. »Du wirst wieder einen Sohn haben …« Sein Versprechen besiegelte er mit einem Kuss.
    Ich schüttelte langsam den Kopf. »Nein, Cesare. Dafür reicht meine Zeit nicht mehr aus, selbst wenn ich noch einmal schwanger werden sollte«, sagte ich resigniert.
    Cesare sah mich unendlich traurig an. »Dann werde ich dir meinen eigenen Sohn Girolamo geben«, sagte er in dem Versuch, mich zurückzugewinnen. »Du hast ihn doch immer so gern gehabt, wie ein eigenes Kind. Du könntest ihn adoptieren …«
    »Du … du gibst mir deinen eigenen Sohn … als Ersatz für meinen?«, fragte ich ungläubig.
    »Dein Sohn hätte unser Kind sein können, Caterina. Ich leide mit dir. Ich bin schuld an deinem Sturz, und ich weiß nicht, wie ich deinen Verlust anders wieder gutmachen soll.«
    »Hast du mit Dorotea darüber gesprochen? Was sagt sie dazu?«, fragte ich, bestürzt über diese unsinnige Idee.
    »Dorotea hat mich nach der Geburt unserer Tochter Camilla verlassen. Vor ein paar Wochen ist sie zu ihrem Gemahl nach Venedig zurückgekehrt. Ich bin wieder allein.«
    »Das tut mir Leid«, sagte ich und strich ihm über das Gesicht.
    »Komm zu mir zurück!«, flüsterte er. »Ich liebe dich! Ich lasse mich von Charlotte scheiden, verzichte auf das Herzogtum Valence. Wir werden heiraten und …«
    »Nein, Cesare«, unterbrach ich ihn, aber er ließ sich nicht beirren:
    »… und wir werden in Urbino wohnen. Oder in Florenz. Oder gefällt dir Mailand besser? Wo immer du willst, meine Geliebte. Überall, nur nicht in Rom!«
    Ich legte ihm einen Finger auf die geöffneten Lippen, und er schwieg, als er meinen ernsten Blick sah. »Ich werde mit dir nirgendwohin gehen, Cesare. Ich trage Guidos Ring an der Hand und seine Liebe im Herzen. Ich habe ihm meine unsterbliche Liebe bekannt und geschworen, ihn zu lieben, in den Zeiten des Glücks und in den Zeiten des Leids. Ich habe ihm versprochen, an seiner Seite zu stehen und ihn nicht zu verlassen, niemals, bis der Tod uns auseinander reißt. Ich trage nicht nur seinen Ring, sondern auch seinen Namen.«
    Er sah mich an, als hätte ich ihn geschlagen. Tränen rannen über sein Gesicht, als er sich in die Kissen fallen ließ. Eine Weile lag er mit geschlossenen Augen neben mir, dann wischte er sich trotzig das Gesicht ab, erhob sich vom Bett und ging schweigend zur Tür des Schlafzimmers. Dort drehte er sich zu mir um: »Die Eroberung von Urbino sollte die Stunde meines größten Triumphes sein«, murmelte er. »Nun weiß ich, dass es meine größte Niederlage ist.«

    Einige Tage später hatte ich mich von meinem Sturz so weit erholt, dass ich aufstehen und mit Niccolò und Leonardo in den Garten des Palazzo Ducale gehen konnte, um mich zu zerstreuen und nicht ständig an den Tod meines Kindes, die Vernichtung all meiner Hoffnung auf Glück und Freude und mein eigenes qualvolles Sterben denken zu müssen. Ich konnte das Stillliegen nicht mehr ertragen, das Warten auf den Tod, und schon gar nicht die furchtbare Leere in mir, die sich langsam mit Hoffnungslosigkeit, Verzweiflung und Zorn zu füllen begann – und mit Hass. Eine explosive Mischung von Gefühlen – ein kleiner Funke

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