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Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition)

Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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ihn zu töten. Ja, es war mir todernst.
    Besorgt um meine Sicherheit erbot sich Gian Giordano, mich mit einer bewaffneten Eskorte nach Rom zu begleiten, aber ich lehnte ab. Am nächsten Morgen brach der Franziskanermönch Fra Celestino in einem zerschlissenen Habit allein von der Festung Bracciano nach Rom auf. Am späten Nachmittag durchquerte ich unerkannt die Porta Flaminia und ritt die Via Alessandrina entlang zum Vatikan.
    Wenig später verlangte ein sehr anmaßender Fra Celestino bei einem sprachlosen Adriano da Corneto eine Audienz bei Seiner Heiligkeit:
    »Sagt ihm, er soll zu mir ins Laboratorium kommen!«

    Und er kam, nur wenige Minuten später. Ich hatte gerade meine Tasche mit den Phiolen auf dem Arbeitstisch ausgepackt, als Rodrigo hereinstürmte. Er umarmte mich ungestüm. » ¡Gracias a Dios! Du bist wieder in Rom!«, flüsterte er mir ins Ohr, als er mich auf die Wange küsste. »César hat mir aus Urbino geschrieben, dass du deinen Sohn verloren hast. Das tut mir unendlich Leid, Catalina. Ich weiß, wie sehr du dir ein Kind gewünscht hast.«
    »Danke, Rodrigo.« Ich versuchte gar nicht erst, mich aus seiner Umarmung zu befreien. Warum auch? Nach meiner Flucht aus Urbino hatte ich eine andere Begrüßung erwartet und war überrascht, wie zärtlich, wie liebevoll er mich umarmte. So hatte er sich vor einem halben Jahr von mir verabschiedet, als ich nach Ferrara aufgebrochen war. Rodrigo war sichtlich erleichtert, dass ich zu ihm nach Rom geflohen war und nicht zu Guido ins Exil.
    »César hat mir geschrieben, du hättest Aurum potabile genommen. Wie geht es dir?«, fragte er besorgt.
    »Im Augenblick habe ich keine Schmerzen, Rodrigo. Es geht mir gut. Aber die Zeit zerrinnt mir zwischen den Fingern. Ich werde noch heute mit dem Tingieren beginnen.«
    »Wie viele Phiolen sind noch übrig?«, fragte er.
    »Achtzehn.«
    »O mein Gott!«, stöhnte er. »Ich habe in den vergangenen Monaten die restlichen fünf Phiolen verbraucht, die du mir bei deiner Abreise nach Ferrara geschenkt hattest. Vergeblich!« Er schüttelte traurig den Kopf. »Selbst wenn wir beide gleichzeitig die Transmutationen in Gerberts und deinem Laboratorium durchführen, wird die Zeit nicht ausreichen. Jeder von uns benötigt ein Fläschchen, um tingieren zu können. Damit bleiben nur sechzehn Phiolen für dich. Vier Monate, vielleicht weniger, wenn die Experimente weiterhin misslingen …«

    Noch in derselben Nacht begannen Rodrigo und ich einen verzweifelten Kampf gegen die Zeit – und um das Leben, das wie der rieselnde Sand in einem Stundenglas unaufhaltsam durch meine Finger rann. Wir zogen uns in unser Laboratorium zurück, und Rodrigo begann mit dem Tingieren des Elixirium vitae. Fünf Mal hatte er diese Operation in den letzten Monaten erfolglos abbrechen müssen, fünf Phiolen und fünf Chancen waren unwiederbringlich vertan.
    Während er das Aurum im Glaskolben erhitzte, wühlte ich mich durch meine alchemistischen Werke, um das Rezept des Sonnenelixiers zu finden, einer Tinktur, die ähnlich stimulierende, heilende Eigenschaften hatte wie das Aurum. Zwar hatte ich keine Ahnung, welche Wirkung die Anwendung beider Mittel auf mich haben würde, doch ich war entschlossen, es auszuprobieren.
    Noch in der Nacht stellte ich in meinem Destillationskolben das Sonnenelixier her, das ich im Morgengrauen in Flaschen abfüllte, um es für einige Tage im Licht der Sonne potenzieren zu lassen. Fünf Tropfen des Elixirium solaris in Quellwasser gelöst hatten eine beruhigende Wirkung, eine höhere Dosis war stimulierend und konnte – so hoffte ich – die Wirkung des Aurum unterstützen und mein Leben um einige Wochen verlängern.
    Während ich das Sonnenelixier in die geschliffenen Kristallkaraffen füllte, dachte ich nach. Ich offenbarte Rodrigo mein jahrhundertealtes geheimes Wissen, zeigte ihm in meinem Notizbuch meine Hoffnungen und intimsten Gedanken, tingierte gemeinsam mit ihm das Elixirium vitae, um mein Leben zu retten – aber welch gefährliche Waffe gab ich ihm damit in die Hand! Immer wieder dachte ich daran, was in dem wundervollen, grauenvollen Augenblick geschehen würde, wenn einer von uns beiden das Lebenselixier gefunden hatte …
    »Du hast die ganze Nacht kein Wort gesprochen«, schreckte mich Rodrigo aus meinen Gedanken auf. Er saß in einem Sessel vor dem Athanor, hatte die Hände über dem Bauch wie zum Gebet gefaltet und schien mich schon eine ganze Weile zu beobachten. »Was ist in Urbino zwischen César und

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