Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition)
dir geschehen, Catalina? Als du vor einem halben Jahr Rom verlassen hast, dachte ich, ihr hättet euch endlich als das erkannt, was ihr seid: zwei Schwerter, in derselben Form gegossen, mit demselben Hammer zu einer scharfen Klinge geschmiedet. Ihr seid euch zu ähnlich, um euch nicht zu bekämpfen. Dieselbe Härte des Stahls, die Funken schlagen lässt, dieselbe Schärfe der Klinge, die tiefe Wunden reißt, derselbe unbeugsame Wille zum Sieg, der das Schwert führt, dieselbe Getriebenheit, die euch zwingt, immer wieder aufeinander einzuschlagen. Dieselbe Fähigkeit … nein: denselben Willen zur Vergebung, und trotzdem kämpft ihr weiter. Was ist geschehen?«
»Es war ein Schlag zu viel«, sagte ich leise und ließ mich auf dem Sessel neben ihm nieder. »Ein schmerzhafter Schlag. Alles, was Cesare mir vorher in seinem gekränkten Stolz angetan hat, waren nur Kratzer an der Oberfläche meines Harnischs. Schmerzhaft, aber harmlos. Aber dieser Stich ging tief, bis ins Herz.«
Er ergriff meine Hand, küsste sie und betrachtete Guidos Ring. »Du trauerst um deinen Sohn und gibst César die Schuld …«
»Nein, Rodrigo. Ich mache Cesare keinen Vorwurf, weil er Urbino erobert hat, denn ich verstehe, warum er es tat. Ich gebe ihm auch nicht die Schuld am Tod meines Kindes. Jeder von uns hat getan, was er tun musste: Ich bin geflohen, und er ist mir nachgeritten. Ich bin gestürzt, und er hat sich liebevoll um mich gekümmert. Er konnte mir nicht einmal in die Augen sehen, als er mir sagen musste, dass ich mein Kind und meine Hoffnungen auf ein Leben mit Guido verloren hatte. Nein, das ist es nicht, was zwischen uns steht.
Ich verdamme ihn dafür, dass er mich nicht gehen ließ, weder zu Guido ins Exil, noch nach Rom, um mein Leben zu retten – obwohl meine Gefangenschaft sinnlos war und wir uns nur gegenseitig wehtaten. Er bezeichnete seinen Sieg über Urbino als seine größte Niederlage, weil er erkannte, dass er mich an Guido verloren hatte. Endgültig. Das hat er mir nicht verziehen. Es ging nie darum, Guido in die Knie zu zwingen. Cesare wollte mich demütigen, weil ich ihm eine Niederlage beigebracht hatte.«
»Dann habt ihr also begonnen, mit euren scharfen Klingen aufeinander einzuschlagen, bis die Funken fliegen?«
»Ich hasse Cesare, wie ich noch nie einen Menschen gehasst habe«, gestand ich. »Hass ist die Erlösung nach den endlosen Leiden einer bis zur Unkenntlichkeit ausgebrannten Liebe.«
»Welch ein Ende einer großen Liebe!«, seufzte Rodrigo.
»Nein, Rodrigo, der Hass ist noch nicht das Ende. Er ist erst der Anfang«, murmelte ich. »Cesare und ich – für uns beide gibt es nichts Schlimmeres, als eine Sache, die wir uns vorgenommen haben, nicht zu Ende zu bringen.«
Töte den Drachen!, hatte Trevisanus geschrieben: Töte ihn, Caterina, bevor er sich mit dir vereinigt! Töte ihn, damit er dich nicht tötet – damit du überlebst!
Rodrigo sah mich erschrocken an, wollte etwas sagen, schwieg dann aber. Er wollte keinen von uns beiden verlieren, das sah ich seinem Blick an. »Ich war traurig, als du vor acht Monaten Rom verlassen hast, um zu sterben. Ich habe geweint, als ich auf der Loggia von San Pietro stand und du mit Lucrezia im dichten Schneetreiben verschwunden warst. Ich dachte, mein Herz würde erfrieren«, begann er nach einem langen Schweigen das Chaos seiner eigenen Gefühle zu offenbaren. »Als ich hörte, dass Lucrezia dich nach Urbino zu Herzog Guido gehen ließ, war ich wütend. Auf Lucrezia. Auf dich. Und noch zorniger auf Herzog Guido, als ich hörte, dass ihr in der Kathedrale von Urbino Ringe getauscht hattet und du jetzt seinen Namen trägst. In meiner Enttäuschung habe ich César gestattet, nach Urbino zu marschieren, um die Stadt zu erobern. Ich wollte dich zurückhaben. So wie er. Ich habe César aufgefordert, dich nach Rom gehen zu lassen. Als ich hörte, du hättest einen schweren Anfall gehabt und Aurum genommen, habe ich César gedroht – vergeblich. Sein Eigensinn, mit dem er dein Leben aufs Spiel setzte, hat mich wütend gemacht. Drei Mal habe ich ihn aufgefordert, dich freizulassen, aber er hat meine Befehle ignoriert, als hätte er sie nie erhalten.« Rodrigo schlug mit der Faust auf die Sessellehne:
»Ich bin seine Eigenmächtigkeiten langsam leid. Als Johanniter verkleidet ist er vor einigen Tagen zu Louis nach Mailand geritten. Was der Bannerträger der Kirche und der französische König miteinander zu besprechen haben, weiß ich nicht. Ich bin der Papst
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