Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition)

Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
Vom Netzwerk:
bei mir, und so kaufte mir Cesare Borgia eine Hand voll Mandelkonfekt, das ich genüsslich verzehrte. Ich war hungrig.
    Auf dem Ponte di Mezzo herrschte ein unglaubliches Gedränge und Geschiebe. Hunderte von Signori hatten auf der jeweiligen Seite der Brücke, die sie zu verteidigen hatten, wie auf einem Schlachtfeld Aufstellung genommen. Die Stimmung war ausgelassen. Scherze und Drohungen flogen mit den Möwen zur anderen Seite des Arno, ein höhnisches Gelächter war die Antwort.
    Am Holzkarren in der Mitte der Brücke blieb Cesare Borgia stehen und wandte sich zu mir um: »Jetzt kommt der Augenblick der Wahrheit, Caterina! Du musst dich entscheiden, auf welcher Seite du kämpfen willst. Der Palazzo Medici steht am Nordufer des Arno, ich wohne auf der Südseite.«
    »Was für eine Frage, Cesare! Caterina ist eine Medici«, warf Gianni ein, während er seine Ärmel hochkrempelte. »Selbstverständlich wird sie auf unserer Seite …«
    »Drei Medici gegen einen Borgia! Das ist ein wirklich ausgewogenes Kräfteverhältnis«, lachte der Bischof von Pamplona. »Passt auf, dass ich euch drei nicht in den Fluss werfe!«
    »Bevor das passiert, Exzellenz, wirst du Bekanntschaft mit dieser Faust machen«, neckte ich ihn übermütig und zeigte ihm meine Hand mit dem Saphirring, der schon Giovanni Sforza eine Verletzung im Gesicht beigebracht hatte.
    »Ich bin beeindruckt«, grinste er frech. »Ich hoffe, du versorgst nach der Schlacht meine Wunden.«
    Das Spiel begann, und Cesare Borgia verschwand in der Menge.
    Auf ein Zeichen stürmten die Männer los und stürzten sich auf den Holzkarren, um ihn auf die gegnerische Flussseite zu schieben.
    Ich warf mich in ein Gewühl aus schwitzenden Körpern, fuchtelnden Armen und zutretenden Beinen, spürte Giulios Atem in meinem Nacken, wurde nach vorn geschoben, von hinten gestoßen und nach Atem ringend zwischen den streitenden Parteien fast zerdrückt. Ich stemmte meine Füße gegen das unebene Steinpflaster der Brücke, wäre fast gestolpert und gestürzt, als die Ledersohlen meiner Stiefel ausglitten, fing mich wieder und ließ mich vergnügt auflachend gegen meinen Vordermann fallen, um den Karren auf die andere Seite zu schieben.
    Es war ein herrliches Vergnügen, trotz der Prellungen!
    Ich erhielt mehrere Schläge von Gegnern, aber auch aus meinen eigenen Reihen, und fast wäre mir das Barett vom Kopf gefallen – meine langen Haare hätten mich verraten! Aber ich drängte weiter, Giulio neben mir, Gianni hinter mir, und ganz langsam gelang es uns unter großen Anstrengungen, Gelächter und Geschrei, den Wagen ein paar Ellen in Richtung Südufer zu schieben. Sofort ging die andere Seite zu einem Gegenangriff über und schob den Karren, der unter dem Druck zu zerbrechen drohte, über die Kreidemarkierung in der Brückenmitte auf unsere Seite.
    Eine Weile wogte der Kampf zwischen den beiden Parteien hin und her – einmal stand der Wagen ein paar Ellen auf der Nordseite, einmal mehrere Schritte auf der Südseite. Irgendwann war Giulio von meiner Seite verschwunden, und auch Gianni war nirgendwo zu sehen, weder vor mir noch hinter mir. Immer mehr Männer fielen von der Brücke in das kalte Wasser des Arno und schwammen prustend ans Ufer.
    Ich drängelte mich in der Nähe des steinernen Brückengeländers in Richtung des Südufers, als ich plötzlich Cesare vor mir auftauchen sah. Er kämpfte sich durch die Reihen der schiebenden und stoßenden Männer, als scherte er sich nicht im Mindesten um den Karren, der mittlerweile die Südseite der gewölbten Brücke hinabrollte.
    »Du wirst verlieren!«, prophezeite ich lachend und wollte mich an ihm vorbeidrängen.
    »Du irrst, mi amor! Ich verliere nie«, sagte er ernst.
    »Dieses Spiel wirst du verlieren«, beharrte ich.
    »Wenn ich an diesem Spiel nicht mehr teilnehme, kann ich gar nicht verlieren«, flüsterte er mir ins Ohr, umfasste mit beiden Armen meine Hüfte, zog mich zur Brüstung, hob mich mühelos hoch und stieß mich vom Ponte di Mezzo.
    Ich stürzte in das kalte Wasser des Arno. Prustend tauchte ich aus den Fluten auf und schnappte nach Luft. Die Brücke war zwanzig Ellen über mir. Cesare Borgia war verschwunden!
    Schließlich tauchte er neben mir aus dem Wasser auf. Er war mir nachgesprungen. Dieser verdammte …!
    »Geht es dir gut?«, fragte er mich, während wir ans Südufer schwammen.
    »Mir ging es nie besser«, fauchte ich.
    » ¡Muy bien! Dann haben wir ja beide gewonnen«, lachte er.
    Ich watete ans Ufer und

Weitere Kostenlose Bücher