Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition)
geschmückten Loggien, die Fresken an der Wand des Speisesaals und die Bibliothek, während die Bediensteten in der Küche Wasser erhitzten, um es dann zur Badewanne im ersten Stock zu schleppen.
Schließlich brachte er mich in sein Schlafzimmer.
Nein, es war kein Schlafgemach, sondern der Thronsaal eines Sultans! In der Mitte des Raumes stand kein Himmelbett, sondern ein türkischer Diwan mit bestickten Seidenkissen. Ein Baldachin aus Goldbrokat schimmerte im Kerzenlicht wie der Sternenhimmel über Florenz. Die Wände waren mit purpurroter chinesischer Seide drapiert – ich erkannte im gewirkten Stoff schimmernde Drachen und Phoenixe, die miteinander rangen. Über einem Paravent hing achtlos hingeworfen eine violette Soutane. Ein leiser Duft nach Moschus und Sandelholz hing im Raum.
»Bist du der Emir von Granada?«, fragte ich atemlos, während ich mich staunend umsah.
Zwei Mädchen gossen die letzten Krüge mit heißem Wasser in eine Badewanne, die in einer Ecke des Raumes stand, genau gegenüber dem Bett.
»Als ich heute Morgen aufwachte, war ich es noch nicht. Aber wenn Granada eines Tages spanisch ist … warum nicht?«, lachte er. »Gefällt es dir?«
»Es ist … überwältigend!«
» Das glaube ich dir nicht: dass du dich von irgendetwas oder irgendjemand überwältigen lässt«, grinste er. »Zieh dich aus!«
»Ausziehen?«, fragte ich verdutzt.
»Willst du mit Giulios Jacke und Hose ins Badewasser steigen?«
Die beiden Dienerinnen standen abwartend neben der Wanne, um mir aus der nassen Kleidung zu helfen und sie am Kamin in der Küche zu trocknen.
Zögernd nahm ich mein Barett ab, und meine langen Haare fielen über meine Schultern. Ich knöpfte die Samtjacke auf, zog sie aus und riss dabei versehentlich das Seidenhemd aus der engen Hose. Erschrocken stellte ich fest, dass die nasse Seide auf meiner Haut klebte und nur wenig der Fantasie des Betrachters überlassen blieb.
Cesare lag ausgestreckt auf dem Bett und sah ungeniert zu, wie ich mich auszog, um in seiner Wanne ein Bad zu nehmen.
»Würde es dir etwas ausmachen, wenn du mich einen Augenblick lang nicht anstarrst?«, fragte ich ihn wütend.
»Wenn ich ehrlich sein soll: Es macht mir etwas aus! Aber wenn du es wünschst, werde ich mich einen Moment umdrehen und auf einen wundervollen Anblick verzichten.« Cesare erhob sich theatralisch seufzend vom Bett und wandte mir den Rücken zu.
»Herzlichen Dank!«, fauchte ich, während ich mir Giulios Hemd über den Kopf zog. Dann zerrte ich an der engen Hose, die ich schließlich einem der Mädchen zum Trocknen gab. Die beiden verschwanden und schlossen leise die Tür hinter sich.
Während ich in die dampfend heiße Wanne stieg, begann Cesare, sich das Hemd auszuziehen. »Was tust du?«, fragte ich alarmiert.
»Ich ziehe mich aus.«
»Das sehe ich. Was hast du vor?«, fragte ich unruhig.
»Mir ist kalt. Ich werde ein Bad nehmen.«
»In dieser Wanne?«
»Sie ist groß genug für uns beide«, sagte er, während er sich seine Hosen auszog. Dann stand er nackt vor mir, und ich starrte ihn an.
»Das ist nicht dein Ernst!«, flüsterte ich.
»Mir war selten etwas ernster.« Er stieg in die Wanne und ließ sich seufzend in das heiße Wasser gleiten.
Ich richtete mich auf und zog die Beine an. Das Badewasser schwappte über den Rand der Wanne und bildete eine schimmernde Pfütze auf den Steinfliesen. Mir war plötzlich sehr warm, und das lag nicht nur an der Hitze des Wassers.
»Ist das die praktische Übung, von der du vorhin im Palazzo Medici gesprochen hast? Die Verführung eines Engels? Du hast mich gemeint, nicht wahr?«
»Ja«, sagte er und ließ sich tiefer ins Wasser gleiten. Seine schlanken Beine streiften meine Schenkel, als er sie in der schmalen Wanne ausstreckte.
»Und du glaubst, dass ich mich von dir verführen lasse?«
»Ja«, sagte er selbstsicher. »Deshalb bist du doch hier.«
Für einen Augenblick war ich sprachlos. Doch dann fragte ich: »Du hältst dich wohl für unwiderstehlich, nicht wahr?«
»Bisher gab es keine, die mir widerstanden hätte.«
»Dann bin ich also zu deinem Vergnügen hier«, stellte ich verbissen fest.
»Mir wäre es lieber, wenn wir beide ein wenig Spaß hätten …«
»Ich bin kein Spielzeug, mit dem du ein wenig herumtändelst, um es dann wegzuwerfen.«
»Ich habe dir vorhin gesagt, dass es mir noch nie so ernst war …«
»Bedeutet das, dass du mich gehen lässt?«, fragte ich nach.
»Natürlich, wann immer du willst. Steig aus der
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