Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition)
sind mir immer willkommen, Gianni. Wer ist es?«
»Cesare Borgia, der Bischof von Pamplona.«
Erschrocken fuhr ich herum und sah Cesare die Treppe heraufkommen. Er hatte unten im Hof gewartet, bis sich die erste Aufregung um Giulios Rückkehr gelegt hatte.
Lorenzo ging ihm entgegen: »Wie schön, Euch kennen zu lernen, Euer Exzellenz! Seid willkommen in meinem bescheidenen Haus!«
Er verneigte sich, um den Ring des Bischofs zu küssen, aber Cesare entzog Lorenzo seine Hand. »Ich bitte Euch, Euer Magnifizenz! Keine Förmlichkeiten! Ich bin hierher gekommen, weil Gianni mir versprochen hat, dass ich in Eurem Palazzo für einige Tage dem Zeremoniell entkommen und ich selbst sein kann. Bitte nennt mich einfach Cesare – wie mein Vater, Kardinal Rodrigo Borgia, der Euch durch mich ein herzliches Feliz Navidad übermitteln lässt. Und die besten Wünsche für Eure Gesundheit.«
Lorenzo warf Giulio einen kurzen Blick zu. Er ahnte, wer meinen Bruder ordiniert und ihm das begehrte Johanniterkreuz verschafft hatte. »Ich danke Euch und Eurem Vater, Cesare«, erwiderte er mit einem maskenhaften Lächeln. »Noch heute werde ich Kardinal Borgia schreiben, um ihm für sein Wohlwollen gegenüber Giulio zu danken.«
»Es war ihm ein Vergnügen, Magnifico! Mein Vater ist überzeugt, dass die Medici und die Borgia sich in diesen stürmischen Zeiten gegenseitig eine helfende Hand reichen sollten …«
»Mit Fra Girolamo Savonarola muss ich allein fertig werden«, unterbrach Lorenzo ihn kühl.
Aus dem Augenwinkel nahm ich wahr, wie Giovanni, der hinter ihm stand, zusammenzuckte. Cesare schien den besorgten Blickwechsel zwischen mir und Giovanni zu bemerken, denn das Lächeln gefror auf seinen Lippen.
Lorenzo stellte Cesare seinen Söhnen Piero und Giuliano vor. Cesare begrüßte Angelo überschwänglich – »Mit großer Freude habe ich alle Eure Gedichte gelesen!« –, während er Giovanni nur die Hand reichte: »Euer Gnaden, ich bin einer Eurer größten Bewunderer! Der Inquisitionsprozess und Eure Exkommunikation durch Seine Heiligkeit haben mich ins Herz getroffen.«
Cesares Worte waren für Giovanni wie ein Schlag ins Gesicht. Die Erwähnung des päpstlichen Banns durch den Sohn des Vizekanzlers der Kirche war mehr als eine Beleidigung. Sie war eine Drohung an Giovanni, sich gut zu überlegen, was er weiter publizierte. Und mit wem er Freundschaft pflegte …
»Und das ist Caterina«, stellte mich Lorenzo schließlich vor.
»Caterina und ich haben uns in Pisa kennen gelernt. Wir sind gute Freunde«, lächelte Cesare, als er, statt meine Hand zu küssen, mich an sich zog und mir einen zärtlichen Kuss auf die Wange gab.
Lorenzo nahm die offensichtliche Vertrautheit zwischen Cesare und mir mit einem besorgten Stirnrunzeln zur Kenntnis.
Giovanni war zu dieser Zurückhaltung nicht fähig. Mit funkelnden Augen starrte er uns an.
»Ich dachte, du freust dich, wenn du mich wiedersiehst«, beschwerte sich Cesare, als er mich um Mitternacht an seinem Arm zu Fra Marianos Weihnachtsmesse in San Lorenzo geleitete.
Den Nachmittag über hatte es geschneit, und meine seidenen Schuhe waren nach zehn Schritten durchgeweicht. Wie sehr ich Cesare um seine Reitstiefel beneidete!
»Aber ich freue mich doch«, beteuerte ich. »Ich war nur so überrascht über deine Ankunft.«
»So wie der Conte von Concordia? Ich dachte, er bringt mich noch vor der Messe um …« Cesare verstummte, als er Savonarola im Schneetreiben vor der Kirche erkannte.
Lorenzo begrüßte den Prior mit einem eisigen Lächeln, dann ging er an ihm vorbei in die Kirche. Gianni lächelte Fra Girolamo freundlich zu, als dieser vor ihm auf die Knie fallen wollte. Giulio ließ sich von dem Frater segnen, was Lorenzo glücklicherweise nicht bemerkte, da er in der Kirche Fra Mariano da Genazzano begrüßte. Es wäre weder eine stille noch eine heilige Nacht geworden! Seit seiner Ankunft vor wenigen Stunden hatten Giulio und Lorenzo kein Wort miteinander gesprochen.
Giovanni und Fra Girolamo umarmten sich, und der Frater wünschte seinem Freund ein gesegnetes Weihnachtsfest, bevor er sich Cesare an meiner Seite zuwandte: » Buon Natale, Euer Exzellenz!« Savonarola fiel vor Cesare auf die Knie und küsste seinen Ring.
Cesare machte keine Anstalten, ihn davon abzuhalten, und ließ ihn, wie mir schien, besonders lange im Schnee knien.
Zu meiner Überraschung betrat Fra Girolamo nach uns die Kirche und stellte sich in die letzte Reihe der Gläubigen, die ehrerbietig
Weitere Kostenlose Bücher