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Die Kartause von Parma

Die Kartause von Parma

Titel: Die Kartause von Parma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stendhal
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hörte der Kardinal von dem Zauber und der Schönheit der Dame und begehrte glühend ihre Bekanntschaft. In dieser Absicht ging er täglich vor der Wohnung der Anna auf und ab und folgte ihr in die Kirche della Pace, wo sie die Mittagsmesse zu hören pflegte. Eines Tages hielt es Anna für klug, Girolamo von ihrem Anbeter im Purpurkleid zu erzählen. Langobardi war höchst aufgebracht... Er entschloß sich, seine Geliebte beobachten zu lassen... Die Berichte der Spione bewirkten, daß die Liebe zwischen dem Kardinal und der Brocchi täglich wuchs. Um sich selbst davon zu überzeugen, ging er am Sankt-Matthäus-Tage nach der Kirche Santa Maria della Pace... und verbarg sich daselbst im Hintergrund einer Kapelle so, daß er alles sehen konnte, ohne gesehen zu werden...‹ Nun folgt fast wörtlich die Szene in der Kirche und die nachfolgende im Hause der Sängerin, die von ihrem Liebhaber mit dem Dolche bedroht wird... ›Erschrocken gestand die Sängerin alles ein und gab als Grund ihres beharrlichen Schweigens an, sie habe Zwistigkeiten zwischen ihrem Geliebten und dem Kardinal befürchtet... ‹
 Der Chronist berichtet schließlich einen tragischen Ausgang: ›Eines Morgens fand man mitten auf der Piazza di San Pietro, auf eine Pike gespießt, das Haupt des unglücklichen Girolamo...‹ Der Kardinal wurde als Täter dieses Verbrechens erkannt. Aber als Neffe des Papstes entrann er den Gerichten und verlor nur seine Titel, Würden und Pfründe.].
      Der ausgezeichnete venezianische Dichter Pietro Buratti [Pietro Buratti (1778-1832), Venezianer, einer der Lieblinge Stendhals, in "De l'Amour" wie in "Rome, Naples et Florence" viel erwähnt. Beyle kannte ihn persönlich und vermittelte es, daß Lord Byron seine Satiren kennen lernte. Stendhal behauptet, ohne Byrons Bewunderung des Buratti wäre sein "Don Juan" niemals entstanden.]  hat auf sie ein berühmtes satirisches Sonett gedichtet, das damals in aller Munde war, unter den Fürsten wie unter den letzten Straßenbuben:

    Bereuen, was im Augenblick sie wollte,
Anbeten, was sie kaum geschmäht im Spott,
Im Wankelmut zu sehn den höchsten Gott
Und hassen, wenn die Menge Beifall zollte.
    Das und noch viel ists, was von Fausta droht.
Es flieh die Schlange, wem sie nahen sollte!
Sie fesselt den, der vorher wild ihr grollte,
Bis er vergißt, was Klugheit ihm gebot.
    Er lauscht der Circe voller Glücksverlangen,
Und unversehens ist es ihm ergangen
Wie einstmals den Gefährten des Odyß ...
    Für den Augenblick war dieses Wunder an Schönheit im Banne des riesigen Backenbartes und der großen Unverschämtheit des jungen Grafen Martinengo, und zwar derart, daß sie sich sogar seine gräßliche Eifersucht gefallen ließ. Fabrizzio sah den Grafen öfters in den Straßen von Bologna und fühlte sich unangenehm von der anmaßenden Weise berührt, in der er über das Pflaster stolzierte und mit seinen Reizen prahlte. Der junge Mann war sehr reich, dachte, es sei ihm alles erlaubt, und zeigte sich, da ihm seine Anmaßung einige Drohungen eingebracht hatte, stets mit einem Gefolge von acht bis zehn Buli, einer Art Messerhelden, die seine Dienertracht trugen und die er von seinen Gütern bei Brescia hatte kommen lassen. Ein- oder zweimal hatten sich Fabrizzios Blicke und die des schrecklichen Grafen gekreuzt, als Fabrizzio die Fausta singen hörte. Der himmlische Zauber ihrer Stimme berauschte ihn; er glaubte nie etwas Ähnliches vernommen zu haben. Ihr verdankte er Empfindungen des höchsten Glückes, die zu der Beschaulichkeit seines gegenwärtigen Lebens in einem starken Gegensatz standen. ›Wird das endlich die Liebe sein?‹ fragte er sich. Er war höchst begierig, dieses Gefühl zu erfahren, und obendrein froh über die Aussicht, dem Grafen Martinengo die Stirn zu bieten, dessen Miene grimmiger war als die eines Tambourmajors. So stürzte sich unser Held in die Kinderei, viel zu häufige Fensterpromenaden vor dem Palazzo Tanari zu machen, den der Graf für Fausta gemietet hatte.
    Eines Tages, bei Anbruch der Nacht, versuchte Fabrizzio, von Fausta bemerkt zu werden, wobei er von den Buli des Grafen, die am Tor des Palazzos Tanari lungerten, mit einem kräftigen Gelächter empfangen ward. Er eilte in seine Wohnung, versah sich mit guten Waffen und erschien von neuem vor dem Palast. Fausta, die hinter den Vorhängen verborgen lugte, hatte sein Wiederkommen erwartet und rechnete es ihm hoch an. Der Graf, auf alle Welt eifersüchtig, ward es ganz besondersauf Herrn Giuseppe

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