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Die Kartause von Parma

Die Kartause von Parma

Titel: Die Kartause von Parma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stendhal
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gehorche!«
    »Ich will Ihnen gestehen,« sagte er zum Fiskal, »daß ich den verschiedentlichen Launen der Frau Duchezza ohne besondere leidenschaftliche Anteilnahme gegenüberstehe. Da sie mir nun aber einmal den Taugenichts Fabrizzio empfohlen hat, der gut getan hätte, in Neapel zu bleiben, statt sich hier in unsere Angelegenheiten zu mischen, so halte ich darauf, daß er während meiner Amtsführung nicht hingerichtet wird. Und ich will Ihnen mein Wort geben, daß Sie acht Tage nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis Baron sein sollen.«
    »Dann würde ich also erst nach Ablauf von zwölf Jahren Baron; denn Serenissimus ist wütend, und sein Haß gegen die Duchezza ist so stark, daß er ihn zu verbergen sucht.«
    »Serenissimus ist sehr gnädig! Was braucht er seinen Haß zu verbergen, da sein Premierminister die Duchezza nicht mehr begönnert ? Ich will nur nicht, daß man mich einer Gemeinheit oder gar der Eifersucht bezichtigt. Ich war es, der die Duchezza bewogen hat, in dieses Land zu kommen; und wenn Fabrizzio im Kerker stürbe, dann werden Sie nicht Baron, aber vielleicht erdolcht! Aber genug von dieser Nebensache! Die Hauptsache ist, ich habe mein Vermögen überschlagen, und wenn sich auch nur zwanzigtausend Lire Rente ergeben haben, so habe ich doch die Absicht, meine Entlassung von Serenissimus alleruntertänigst zu erbitten. Ich habe einige Hoffnung, beim König von Neapel Dienste zu finden. Diese Großstadtwird mir die Zerstreuungen bieten, deren ich jetzt bedarf und die ich in einem Nest wie Parma nicht finden kann. Ich bliebe nur dann, wenn Sie mir die Hand der Prinzessin Isotta verschaffen könnten.«
    In dieser Weise zog sich die Unterhaltung endlos hin. Als sich Rassi erhob, sagte der Graf in höchst gleichgültigem Tone:
    »Sie wissen, es geht das Gerede, Fabrizzio habe mich hintergangen und sei einer der Liebhaber der Duchezza. Ich gebe auf solchen Klatsch gar nichts, und um die Gerüchte Lügen zu strafen, will ich, daß Sie Fabrizzio diese Börse zukommen lassen.«
    »Aber, Herr Graf,« sagte Rassi erschrocken und sah auf die Börse, »darin steckt eine riesige Summe, und die Vorschriften...«
    »Für Sie, mein Lieber, ist sie vielleicht riesig«, unterbrach ihn der Graf mit überlegener Verachtung. »Ein Spießbürger Ihres Schlages, der einem Freund Geld ins Gefängnis schicken soll, denkt, er sei zugrunde gerichtet, wenn er ihm sechs Zechinen gibt. Ich will, daß Fabrizzio diese sechstausend Franken erhält, und vor allem, daß man im Schlosse von dieser Sendung nichts erfährt.« Als der erschrockene Rassi etwas erwidern wollte, schob ihn der Graf unwillig zur Tür hinaus. »Solche Leute«, sagte er sich, »erkennen die Macht nur an der Rücksichtslosigkeit.«
    Nachdem der große Minister das gesagt hatte, tat er etwas dermaßen Lächerliches, daß wir uns kaum getrauen, es zu berichten. Er eilte an seinen Schreibtisch, entnahm ihm ein Miniaturbild der Duchezza und bedeckte es mit leidenschaftlichen Küssen. »Verzeih, mein Engel,« sagte er laut zu sich, »wenn ich diesen Tintenkleckser nicht eigenhändig die Treppe hinuntergeworfen habe, als er es wagte, von dir mit einem Anflug von Vertraulichkeit zu sprechen! Aber wenn ich diese Unverschämtheit geduldig hingenommen habe, so war es, um dir zu gehorchen. Es wird ihm nichts geschenkt!«
    Nach einer langen Zwiesprache mit dem Bildnis bekam der Graf, der das Herz in seiner Brust erstorben fühlte, Lust zu einer komischen Handlung und ging mit kindischem Vergnügen ans Werk. Er ließ sich seine Hofuniform mit den Orden geben und machte einen Besuch bei der Prinzessin Isotta. Sein Leben lang hatte er sich bei ihr nicht sehen lassen außer zu Neujahr.
    Er traf sie inmitten einer Hundeschar im höchsten Staat, sogar mit ihren Brillanten behängt, als ob sie zu Hofe gehen wollte. Als der Graf äußerte, er fürchte, Ihre Hoheit zu stören, da sie offenbar auszugehen beabsichtige, antwortete die Prinzessin dem Minister, eine Prinzessin von Parma sei es sich schuldig, jederzeit so zu erscheinen. Zum ersten Male seit seinem Unglück empfand der Graf ein Gefühl der Heiterkeit. ›Ich habe gut getan, hierher zu gehen‹, sagte er sich. ›Noch heute muß ich meine Erklärung machen.‹
    Die Prinzessin war entzückt, einen wegen seines Geistes so berühmten Mann, den Premierminister, bei sich zu sehen. Die arme alte Jungfer war an derartige Besuche durchaus nicht gewöhnt. Der Graf begann mit einer geschickten Einleitung, die auf den

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