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Die Karte der Welt (German Edition)

Die Karte der Welt (German Edition)

Titel: Die Karte der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Royce Buckingham
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aufgeschnappt hatte.
    »Geduld, mein eifriger Schüler. Lauf du lieber los und sieh, was du Neues herausfindest, während ich nachdenke.«
    Eber nickte und machte sich davon. Als er eine Stunde später zurückkehrte, hatte er tatsächlich etwas gefunden.
    »Was ist das?«, fragte Vill.
    »Ein Läufer«, erklärte Eber strahlend.
    »Sicherlich meinst du ›Überläufer‹«, korrigierte Vill den untersetzten Düsterling.
    »Ja. Er will handeln. Um sein Leben.«
    »Bestens«, erwiderte Vill. »Siehst du? Unsere Anstrengungen tragen Früchte. Und wie ihr bereits bemerkt habt, sind Verräter äußerst nützlich.«
    Eber zog Addel an den Haaren vor seinen Herrn.
    Vill bedeutete Eber, ihn loszulassen, damit Addel aufstehen konnte, dann stellte er sich vor den rundlichen Zwerg und klopfte ihm den Dreck von der Kleidung.
    »Sag mir, kleiner Mann. Haben deine Leute Angst?«
    »Oh ja«, antwortete Addel. »Sehr sogar. Ich habe sie verlassen und bin gekommen, weil ich um Gnade bitten will.«
    »Deine Leute verlassen? Allein? Warum?«
    »Schaut mich an. Ich bin fett.«
    »Das sehe ich.«
    »Außerdem trinke ich, und das verstehen sie nicht. Sie verabscheuen mich dafür. Wenn die eigene Sippe einen Mann nicht achtet, ist dort kein Platz für ihn.«
    »Ich verstehe deine Misere«, erwiderte Vill. »Auch ich könnte dich verachten, aber ich bin ein mitfühlender Mensch.«
    »Dann habt Ihr Mitleid mit mir?«
    »Vielleicht«, sagte Vill. »Doch im Austausch wofür?«
    »Ich habe eine Brücke gebaut«, erklärte Addel.
    »Ich weiß von der Brücke«, erwiderte Vill.
    Addel deutete auf das Katapult. »Dann werdet Ihr auch wissen, dass sie breit genug ist für Eure Maschine.«
    Vill blickte seinen Düsterling-Offizier finster an. »Eber, davon hast du mir nichts gesagt. Ich dachte, es handele sich um nicht viel mehr als einen Steg.«
    Eber geriet ins Stottern. »Ich … ich habe nicht gedacht …«
    »Nein, hast du nicht«, sagte Vill mit ausdrucksloser Stimme. Er setzte ein Lächeln für Addel auf. »Deine Brücke interessiert mich. Welchen Handel schlägst du vor?«
    »Ich werde Euch mit Eurer Maschine dorthin begleiten. Wenn Ihr seht, dass sie breit genug ist für Euer Gerät, so hoffe ich, wird Euer Herz Euch eingeben, mich gehen zu lassen.«
    »Mein Herz tut nichts zur Sache, aber du hast mir einen Dienst erwiesen«, antwortete Vill. »Einen Dienst, der die Unfähigkeit meiner Untertanen auszugleichen vermag.«
    Vill drehte sich zu seinen Düsterlingen um. »Zum Katapult! An die Arbeit, jetzt!« Dann wandte er sich wieder an Addel. »So sei es.«

41
    »Seht!«, rief Spragg.
    Südwestlich der Lichtung stand Barnabas Addel zwischen zwei Düsterlingen und gestikulierte in Richtung seiner Brücke.
    »Verräter!«, schnaubte Curdwell. Er deutete auf Blurdo. »Was ist bloß los mit euch winselnden Kötern!«
    Blurdo nahm Curdwells Beleidigung einfach hin. Er hatte selbst keine Erklärung, und so beobachteten sie entsetzt, wie Addel einen ganzen Trupp Düsterlinge zum Fluss führte. Er ging voran, während die Düsterlinge die gewaltige Maschine hinter sich hergezogen. Schnurstracks marschierte Addel zu der Stelle, wo er jahrelang trunken an der Brücke gearbeitet hatte. Die Zwerge drängten sich neben Spragg und den anderen Soldaten ans Fenster und mussten tatenlos zusehen, wie Addel die Invasoren und ihre gigantische Vernichtungsmaschine direkt vor ihre Haustür führte.
    Blurdo spuckte aus. »Warum verrät er uns?«
    »Ihr habt Euch über ihn lustig gemacht und ihn erniedrigt«, erklärte Wex. Er meinte es gar nicht als Kritik, sondern nur als Feststellung.
    »Wenn sie die großen Steine aus dem Flussbett nehmen, können sie damit noch mehr Schaden anrichten«, sagte Fretter. »Und wenn sie mit dem Katapult nahe genug herankommen, werden sie auch die oberen Stockwerke erreichen.«
    Neuerliches Gejammer erhob sich unter den Zwergen, während die Soldaten den abtrünnigen Addel verfluchten.
    »Das ist der Grund, warum man seine eigenen Leute nicht wie Dreck behandeln sollte!«, knurrte Curdwell.
    Niedergeschlagen beobachteten sie, wie etwa zwanzig Düsterlinge die Maschine auf die Brücke zurollten. Sie passte problemlos hinauf, links und rechts blieb mindestens noch eine Elle. Sosehr sie auch auf Addel und sein schleppendes Vorankommen geschimpft hatten, die Brücke war ein ehrgeiziges Unterfangen gewesen, und jetzt führte ihr Erbauer die Düsterlinge darauf über den Fluss. Mit quietschenden Rädern hatte das riesige Kriegsgerät

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