Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Karte der Welt (German Edition)

Die Karte der Welt (German Edition)

Titel: Die Karte der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Royce Buckingham
Vom Netzwerk:
bereits die Mitte erreicht, dann machte die Maschine halt.
    Sie alle hörten es. Ein lautes Knacken.
    Addel drehte sich um, rannte über die Brücke und hinaus aufs offene Feld. Die jahrelange Trinkerei hatte ihn schwach und langsam gemacht, und so stolperte er mehr, als er lief, aber das zumindest so schnell, wie die schweren Beine ihn trugen.
    Das Holz der Brücke hinter ihm stöhnte und ächzte, dann stürzte sie ein. Das Katapult kippte zur Seite, rutschte hinab in die Wellen und zog zwanzig Düsterlinge mit sich. Es hatte kaum die Wasseroberfläche durchstoßen, da wurde es schon von der tosenden Strömung in Stücke gerissen. Geborstene Räder und Balken tanzten zwischen den schäumenden Wellen, und die Düsterlinge wurden zerrieben wie in einem Mörser.
    »Er hat’s gewusst!«, rief Wex unvermittelt. »Er wusste, dass sie einstürzen würde!«
    Lauter Jubel erhob sich, während Addel weiter auf den Turm zurannte. Und zum ersten Mal seit vielen langen trostlosen Jahren lächelte der bemitleidenswerte Trunkenbold.
    Der erste Pfeil bohrte sich ein paar Schritte hinter Addel in den Boden. So wie auch der zweite und dritte. Der vierte schoss übers Ziel hinaus, der fünfte und sechste ebenfalls. Die Düsterlinge waren unglaublich schlechte Schützen, und Wex fasste Mut, dass Addel es tatsächlich schaffen könnte. Sein Herz schlug immer schneller, je näher der Zwerg dem Turm kam.
    Die Düsterlinge saßen unterdessen auf der anderen Seite des Flusses fest. Wütend schossen sie einen Pfeil nach dem anderen in den Himmel und versuchten, die Entfernung richtig abzuschätzen. Die Pfeile fielen neben Addel ins Gras oder bohrten sich zitternd in den Boden zu seinen Füßen und kamen mit jedem Einschlag näher.
    Unerschütterlich lächelte Addel zum Turm und der Zwergensippe hinauf, und Wex begriff, dass sie Addel nie ganz verstoßen und ihm zumindest einen Platz und eine Aufgabe gegeben hatten, ohne die er sich wahrscheinlich zu Tode getrunken hätte.
    »Lauf! Renn um dein Leben!«, riefen sie ihm mit wachsender Hoffnung zu und bejubelten jeden einzelnen Schritt.
    Addel hatte bereits ungefähr zwei Drittel der Strecke geschafft, als sich die Spitze eines Pfeils in seine breite Wade grub.
    Addel strauchelte, dann stürzte er. Auf Händen und Knien kroch er weiter, während die krummen Düsterlingpfeile unvermindert auf ihn niederschwirrten wie wütende Hornissen. Als Nächstes wurde er in den Arm getroffen, dann in die Hüfte.
    Der Jubel verstummte. An seine Stelle trat niedergeschlagene Stille.
    Addel konnte nicht einmal mehr kriechen. Reglos lag er im Gras und starrte zu ihnen hinauf. Er blickte nicht zurück, hob nur eine Hand, während weitere Pfeile sich in seinen Körper bohrten. Aus dem Augenwinkel sah Wex, wie Blurdo den Gruß erwiderte und sich verneigte. Eine letzte Respektsbekundung. Addel zuckte bei jedem weiteren Treffer, aber keinem der Pfeile gelang es, das Lächeln von seinem Gesicht zu vertreiben, bis einer ihn schließlich in den Hals traf und tötete.
    Eine volle Stunde lang liefen die Düsterlinge am anderen Ufer aufgeregt und desorganisiert durcheinander. Zweimal schlich sich einer von ihnen zu Addels Leiche, und zweimal wurde er mit Lanzenwürfen vertrieben. Mit rasender Geschwindigkeit stürzten die Wurfgeschosse aus der großen Höhe hinab und bohrten sich bis zur Hälfte des Schafts in die weiche Erde.
    Fretter nutzte die Aufregung der Düsterlinge und stellte einen kleinen Trupp zusammen, der in aller Eile Addels Leiche bergen sollte. Bis an die Zähne bewaffnet rannten sie nach draußen, packten den Toten und waren schon wieder zurück, bevor die Düsterlinge mehr tun konnten, als ein paar ihrer missratenen Pfeile abzuschließen, die den Bergungstrupp weit verfehlten. Fretter hatte sie gebeten, unterwegs so viele Pfeile aufzusammeln wie möglich, und vor allem die Lanzen, die sie geschleudert hatten. Der kleine Ausfall wurde ein voller Erfolg. Als Blurdo jedoch vorschlug, noch einmal nach draußen zu gehen, um weitere Pfeile zu holen, widersprach Fretter mit dem Hinweis, dass die Düsterlinge diesmal vorbereitet wären und schon mit gespannten Bogen auf sie lauern würden.
    Wex bewunderte, wie nüchtern der Hauptmann die Situation erfasste und wie sicher er seine Entscheidungen traf. Er war kaum noch wiederzuerkennen als der Fretter, der bei dem Zusammenstoß mit den Aussätzigen vollkommen überfordert gewesen war.
    »Wexford«, sagte Fretter. »Ich habe eine Aufgabe für

Weitere Kostenlose Bücher