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Die Karte der Welt (German Edition)

Die Karte der Welt (German Edition)

Titel: Die Karte der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Royce Buckingham
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würden.
    Als sie die oberen Ebenen erreicht hatten, wurden die Kleinen in denselben Raum gebracht, in dem sich auch die Zwergenkinder aufhielten. Es gab ein paar einfache Spielzeuge aus Holz, einen Eimer voll Wasser und eine Kürbisflasche, um daraus zu trinken. Die Zwergenfrauen waren vorgewarnt worden, dass noch mehr Kinder kommen würden, und sie begegneten den Neuankömmlingen warmherzig und freundlich. Vielleicht wollten sie auch nur ihre eigenen Kinder im Angesicht der drohenden Gefahr nicht mehr beunruhigen als unbedingt nötig.
    Sie begrüßten Adara und ihren wilden, verdreckten Haufen mit einem Lächeln, boten ihnen Spielzeug und Wasser an, und Wex fiel auf, wie die beiden Kindergruppen sich sofort vermischten – etwas, das die Erwachsenen bis jetzt noch nicht zustande gebracht hatten. Dann wurde er auch schon nach oben gerufen, in den Raum mit der Karte.
    Der ältere Winster, Curdwell und Kraven hatten sich um das Fenster versammelt und bestaunten den unglaublichen Ausblick, den die Höhe ihnen gewährte. Nur Fretter konzentrierte sich auf Wex’ Karte.
    »Exzellente Arbeit, Wexford«, sagte der Hauptmann und fuhr mit dem Finger über die an der Wand eingezeichneten feindlichen Stellungen. »Wirklich sehr gute Arbeit.«
    Blurdo stand daneben und knetete seinen Hut zwischen den Fingern. Von der Autorität des Zwergenfürsten war nichts mehr übrig. »Könnt Ihr irgendwelche Schlüsse daraus ziehen?«, fragte er ängstlich.
    »Ich kenne diese Art der Truppenaufteilung, und ich kenne auch die Taktik«, erklärte Fretter selbstzufrieden und mit einem Hauch von Erleichterung. »Ihr Anführer will, dass wir sehen, wie er uns mit seinen Stoßtrupps in die Zange nimmt. Hier und hier.« Er deutete auf Wex’ Symbole auf der Karte. »Die Hauptstreitmacht jedoch bleibt, wo sie ist, jenseits des Flusses, wo wir ihre Zahl nicht einschätzen können. Das soll uns das Gefühl geben, wir wären zahlenmäßig hoffnungslos unterlegen, in Wahrheit jedoch ist seine Armee nicht so groß, dass wir in dieser Auseinandersetzung ohne Chance wären. Wir können kämpfen und bestehen. Blurdo, wie viele Männer unter Waffen habt Ihr?«
    »Dreißig«, antwortete Blurdo.
    »Und Frauen, die kämpfen können?«
    Blurdo blieb stumm.
    »Nur für den Fall, dass sie uns keine Möglichkeit geben sollten, uns zu ergeben«, fügte Fretter hinzu.
    »Zehn.«
    »Wir sind ebenfalls zehn. Macht zusammen fünfzig. Spragg sagt, unsere Feinde seien etwa siebzig an der Zahl, hab ich recht?«
    » Mindestens siebzig«, erwiderte Spragg. »Aber in diesem verdammten Wald lässt sich das nicht genau sagen. Es könnten noch siebzig mehr sein.«
    »Höchstwahrscheinlich aber weniger«, sprach Fretter weiter. »Die Chancen stehen also in etwa zwei zu eins gegen uns, aber wir haben die höhergelegene Position, was wiederum uns einen Vorteil verschafft. Wären da nicht die Pfeile und das verfluchte Katapult.«
    Wex sah, dass Fretter in seinem Element war. Jetzt, da er genügend Zeit hatte und das Schlachtfeld übersichtlich vor ihm ausgebreitet lag, konnte er seinen messerscharfen Verstand einsetzen, alle Möglichkeiten in Erwägung ziehen, Details durchdenken – all das, was seine Entscheidungen gefährlich verlangsamte, wenn schnelles Handeln gefragt war.
    Fretter erklärte, wo das Gelände gut einsehbar war und sich um den Turm herum geeignete Positionen für Blurdos Lanzenträger befanden. Er führte eine Angriffstaktik aus, mit der sie zwei der Stoßtrupps auslöschen könnten, noch bevor das Hauptkontingent den Fluss überqueren und ihnen zu Hilfe eilen konnte. Solange sie nicht verzweifelten und Blurdos Männer den Kampfeswillen nicht verloren, schloss Fretter seine Ausführungen ab, hatten sie mehr als nur eine geringe Aussicht, den Feind zu verjagen. Falls der Turm nicht fiel.
    Fretter war gut in dem, was er tat. Sehr gut sogar. Dem Anführer der Düsterlinge vielleicht ebenbürtig. Hoffentlich , dachte Wex. Hoffnung war genau das gewesen, was zu schwinden begonnen hatte, nachdem der erste Holzklotz eingeschlagen war. Doch jetzt kam sie wieder hervorgekrochen und schnupperte in der Luft, um zu sehen, ob sie einen weiteren Auftritt wagen konnte.
    »Geschoss!«, brüllte Curdwell.
    Alle versammelten sich um das Fenster, um zu sehen, wo am Turm es einschlagen würde. Nur Kraven traute sich nicht. Als Wex das Geschoss erblickte, erkannte er, dass es sich diesmal nicht um einen Klumpen Holz handelte. Dieses hier war länglicher, irgendwie biegsam und

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