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Die Karte der Welt (German Edition)

Die Karte der Welt (German Edition)

Titel: Die Karte der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Royce Buckingham
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dem er behauptet, er wäre gebissen worden, als sie vor den Düsterlingen geflohen sind. Aber ich sehe nur eine Wunde.«
    »Nicht jede Verletzung ist von außen zu erkennen. Vielleicht hat er mit dem Arm etwas zu Schweres gehoben, und erst später hat ihn der Düsterling gebissen. Ein unglücklicher Zufall.«
    »Ich glaube nicht«, murmelte Wex. »Der Arm war schon auf der Barke ziemlich schwer verletzt, so wie Blu an diesem Tag aussah. Jetzt, da ich darüber nachdenke, fällt mir wieder ein, dass er starke Schmerzen zu haben schien. Und er hat den Arm genauso gehalten wie jetzt.«
    »Sag was du denkst, Wexford.«
    »Ich denke, er hat sich schon vor dem Düsterlingangriff verletzt. Er lügt, wenn er sagt, es wäre erst auf der Flucht passiert.«
    »Was spielt das für eine Rolle? Pinch hat ständig übertriebene Geschichten erzählt, und wir alle ließen uns gern davon unterhalten. Jetzt ist er geflohen, und das ist es, was zählt.«
    »Blu ist nicht wie Pinch. Seine Geschichte ist nicht unterhaltsam«, widersprach Wex. »Ich weiß selbst nicht, warum das wichtig sein soll, aber es gefällt mir nicht.«

42
    Vill sah, wie der Fluss seine Maschine und zwanzig seiner Soldaten mit sich riss. Zwei schafften es zurück ans Ufer, der Rest starb. Er spürte einen Stich. Etwas regte sich in ihm als Reaktion auf den Fehlschlag. Ärger vielleicht. Aber er hatte das Gefühl kaum registriert, da war es auch schon wieder weg. Gerade außerhalb seiner Reichweite. Er brauchte etwas Größeres, überlegte Vill. Größere Siege. Vielleicht sogar größere Niederlagen. Ein höheres Risiko würde eine entsprechend höhere Belohnung mit sich bringen.
    Der Verlust des Katapults war eine weitere Lektion. Eine Lektion für seine Soldaten und eine Lektion für ihn. Seine Gegenspieler waren weder dumm noch feige. Das fahrende Volk war leicht zu beeindrucken gewesen, und einer aus ihren Reihen hatte allzu schnell die Seite gewechselt. Bei dem kleinen Volk war dies anders. Vill überlegte, ob sie womöglich noch gar keine Angst verspürten. Vielleicht fühlten sie sich sicher in ihrem Turm, trotz der Holzblöcke und des toten Jungen, mit denen er sie beschossen hatte.
    »Eber, es ist an der Zeit zu verhandeln«, sagte er.
    Der Düsterlinghauptmann grunzte interessiert, begierig darauf zu lernen. »Was ist das?«
    »Wir schließen einen Handel mit unserem Feind ab. Wir sagen ihnen, was wir wollen, und bieten ihnen etwas an, das wir ihnen dafür geben: ihr Leben. Das sollte funktionieren. Normalerweise ist es das, was einem Feind am meisten wert ist. Aber zuerst muss man ihm zeigen, dass man ihm das Leben auch nehmen kann.«
    »Wir wollen ihren Magier, oder?«
    »Ja. Das kleine Volk sollte ihn eigentlich bereitwillig herausgeben. Aber der Trotz des Brückenbauers macht mir Sorgen. Ich möchte nicht, dass seine Gefährten neue Hoffnung schöpfen. Das macht es schwieriger, mit ihnen zu verhandeln.«
    Eber nickte eifrig. »Ich habe Hunger«, sagte er schließlich.
    Ein Jammer, diese kurze Aufmerksamkeitsspanne seiner Soldaten, dachte Vill. Sie ließen sich zu leicht ablenken. Es schränkte ihre Leistungsfähigkeit ein. Andererseits waren sie dadurch auch leichter zu beherrschen.
    »Dann friss noch ein Kind«, erwiderte Vill. »Aber nicht den Anführer. Noch nicht.«
    Die Brücke war teilweise zerstört, aber in einer Reihe hintereinander würden seine Soldaten sie noch überqueren können. Vill erwog, das Lager auf die andere Seite des Flusses zu verlegen und seine Truppen am Rand der Lichtung zusammenzuziehen. Es wäre eine offensive Taktik, aber wenn er die Zahl und den Mut seiner Gegner unterschätzte und sie einen Ausfall machten, könnten seine Truppen eingekesselt werden, ohne Möglichkeit zum Rückzug. Zuerst musste er abschätzen, wie viel Feuer und Tatkraft noch in ihnen war, wenn er mit ihrem Anführer sprach.
    »Schlitzer, hol die drei Bogenschützen, die ich ausgesucht habe, und bring sie her.«
    Langsam und überlegt schritt Vill hinaus auf die Lichtung. Er ging allein, während die drei Bogenschützen sich hinter den Bäumen am Rand versteckt hielten. Er wollte seine Feinde nicht erschrecken und selbst zum Ziel der Wurfspieße werden, von denen seine Düsterlinge ihm berichtet hatten. Er ließ sich Zeit, spürte das weiche Gras, das über seine Beine strich, und die kühle Brise, die sein Haar zerzauste. Der tosende Fluss kam ihm vor wie ein malerischer Burggraben, und der grüne Vorhang aus Bäumen ließ die kreisrunde Lichtung

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