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Die Karte der Welt (German Edition)

Die Karte der Welt (German Edition)

Titel: Die Karte der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Royce Buckingham
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überhaupt in den Turm gelassen worden waren.
    An der Wand prangte Wex’ Kohlezeichnung. Sie sah beinahe noch genauso aus wie zuvor, nur ein entscheidendes Detail hatte sich verändert: Von einem Quadrat mit einem Stern in der Mitte war nur noch ein geisterhaft verwischter grauer Klecks übrig – das zerstörte Katapult.
    Fretter trat vor die Karte. »In einer offenen Feldschlacht können wir nicht gegen sie bestehen.« Er deutete auf die Lichtung. »Sie sind uns zahlenmäßig überlegen, und diese Kreaturen sind stark und schnell. Die kleineren Trupps hingegen sind verwundbar. Wir könnten rasch zuschlagen und zehn weitere von ihnen töten.«
    »Wie?«, fragte Blurdo.
    »Ein vorgetäuschter Rückzug. Wir schicken eine kleine Gruppe als Köder. Sobald einer der Zehnertrupps angebissen hat, zieht die Gruppe sich zum Turm zurück. Wir machen einen Ausfall und reiben sie auf, bevor das Hauptkontingent eingreifen kann.«
    Blurdo nickte. »Sie haben zwanzig an den Fluss verloren. Weitere zehn wären eine treffliche Warnung, dass auch wir Zähne haben.«
    »Mann auf der Lichtung!«, rief Spragg mit den gleichen Worten, die zuvor einer der Zwerge benutzt hatte.
    Arkh , dachte Wex. Alle eilten ans Fenster, und Wex sah, dass es sich nicht um das Halbwesen handelte, aber auch nicht um einen Düsterling, sondern um einen Menschen. Der Mann hatte schwarzes Haar, und er trug ein Gewand wie das Flussvolk, obwohl er ganz offensichtlich keiner von ihnen war. Erhaben schritt er einher, mit nur dem Hauch eines Humpelns. Sein Gesicht war schön, aber seltsam ausdruckslos.
    Kurz vor der Stelle, wo Addel gestorben war, blieb er stehen, gerade außerhalb der Reichweite der Lanzen von Blurdos Männern. Er ist auf der Hut, weil er nicht mit freundlichen Absichten kommt , dachte Wex.
    Fretter schien das Gleiche zu denken und flüsterte Spragg zu: »Er weiß nicht, dass wir einen Bogen haben. Hol ihn, aber lass ihn dich nicht sehen.«
    Der Mann auf der Lichtung hielt einen Stock mit einem roten Stofffetzen am Ende hoch.
    »Was ist das?«, fragte Blurdo. »Hoffentlich doch kein Zauberstab, mit dem er noch mehr Baumstämme auf uns herabregnen lassen oder gar Blitze auf uns schleudern kann?«
    »Nein«, antwortete Kraven. »Es ist nur ein einfacher Stock.«
    »Er ist hier, um zu reden. Die rote Fahne bedeutet, dass er einen Handel vorschlagen will«, erklärte Fretter. Er legte eine respektvolle Pause ein. »Wünscht Ihr, dass ich mit ihm verhandle? Als Euer ergebener Stellvertreter, natürlich.«
    Blurdo blickte Cirilla an.
    »Ich glaube, es wäre das Beste«, sagte sie. »Fretter hat Erfahrung mit solchen Sachen. Und er wird die Interessen deiner Leute bestimmt wahren, oder nicht, Fretter?«
    Fretter nickte knapp. »Selbstverständlich.« Er ließ sich Spraggs rote Schärpe geben und stellte sich ans Fenster. »Heda!«, rief er und schwenkte die Schärpe.
    »Heda!«, rief Vill zurück.
    »Seid Ihr ein Gefangener der Düsterlinge, der als Unterhändler geschickt wird?«, fragte Fretter.
    »Nein«, erwiderte Vill. »Ich führe sie an.«
    Wex war verblüfft über die nüchterne Antwort. Der Mann redete nicht lange um den heißen Brei herum. Er prahlte nicht, noch zeigte er Reue wegen der Toten, die er zu verantworten hatte. Er nahm die Schuld für all das Schlachten und die Schrecknisse auf sich, ohne mit der Wimper zu zucken, als hätte er soeben erklärt, er wolle lediglich einen Sack Salz kaufen.
    »Dann liegen wir in erbittertem Streit mit Euch«, entgegnete Fretter.
    »So scheint es. Und ich hoffe, diesen nun beilegen zu können.«
    »Unser Begehr ist ganz einfach!«, rief Fretter. »Verschwindet und lasst uns in Ruhe. Was wollt Ihr, dass wir dafür tun?«
    »Meine Soldaten wollen in ihre Heimat zurückkehren, doch diese liegt hinter dem großen Schatten. Ich brauche die Dienste eines Magiers, um ihn zu versetzen«, sagte Vill. »Und ich glaube, einen solchen habt Ihr.«
    Fretter blickte Kraven an, dann Wex.
    »Gebt ihn mir«, sprach Vill weiter, »und ich werde die Belagerung aufheben. Sorgt Euch nicht. Wir werden ihm nichts tun. Weder für Euch noch für die Winzlinge besteht irgendeine Gefahr.«
    Blurdo fluchte leise über das abschätzige Wort, das der Düsterlingführer benutzt hatte.
    »Weshalb habt Ihr dann unsere Freunde am Fluss getötet?«
    »Meine Soldaten hegen keine Liebe für die Flussmenschen, aber das ist weder Eure Angelegenheit noch Euer Krieg.«
    »Ihr wollt also nicht die Kinder?«
    »Nein. Nur den Magier. Die Bälger

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