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Die Karte der Welt (German Edition)

Die Karte der Welt (German Edition)

Titel: Die Karte der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Royce Buckingham
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beinahe aussehen wie eine Zuflucht inmitten dieses seltsamen und feindseligen Landes. Er verstand, warum das kleine Volk sich dieses Fleckchen zur Heimat gemacht hatte. Und wenn sie kooperierten, würde er ihnen vielleicht sogar gestatten hierzubleiben.
    Seit Tagen hatte er sich nicht mehr von seinen Düsterlingen entfernt, und das plötzliche Alleinsein half ihm beim Denken. Führung war auch unter den günstigsten aller denkbaren Umstände eine schwierige Aufgabe, und über diese instinktgesteuerten Kreaturen zu herrschen zehrte umso mehr an ihm. Vill wurde bewusst, dass er stets mit einem offenen Auge geschlafen hatte, seitdem er das Kommando über sie übernommen hatte, und selbst das nur für jeweils ein paar Stunden.
    Vill blieb genau dort stehen, wo er glaubte, dass die Wurfspieße ihn nicht würden erreichen können, und hob einen Stock mit einem Stück roten Stoff daran. Es war ein Fetzen von der Kleidung eines der Flussmenschen. Er schwenkte die improvisierte Fahne, die das universell anerkannte Zeichen für Verhandlungsbereitschaft war. Dann wartete er, um zu sehen, wie die Turmbewohner reagieren würden.

43
    Blu quiekte wie ein Ferkel, aber Wex ließ sich nicht beirren. Es half ihm sogar zu vergessen, dass es ein Mensch war, dessen Fleisch er da verbrannte. Er konzentrierte den Blick einzig und allein auf die entzündete, eiternde Wunde, presste das glühende Eisen darauf und blendete Blus Gesicht vollständig aus. Es hätte genauso gut der Vorderlauf eines seiner Schweine sein können, den er da bearbeitete.
    Blu war noch bei Bewusstsein, als Wex fertig war. Mit einem Auge schaute er ihn an, während das andere über die Wände irrlichterte.
    »Du bist ein Dämon, der Schmerzen bringt«, flüsterte er.
    »Ich habe dich gerettet.«
    Blus Augen weiteten sich. »Nein«, keuchte er. »Das weißt du nicht … Ich schulde dir kein Leben.«
    Wex wunderte sich über Blus harsche Worte, dann verstand er, worum es dem Flussmenschen ging: Er glaubte immer noch, Wex würde Adara haben wollen. Leben gegen Leben. Soweit er die Handelsgepflogenheiten der Flussmenschen verstand, hatte er jedes Recht, Anspruch zu erheben, dass Adaras Lebensschuld auf ihn übertragen würde, jetzt da er Blus Leben gerettet hatte. Und einen Moment lang dachte Wex, er würde genau das tun. Es wäre so einfach. Die Schönheit mit dem rabenschwarzen Haar würde von Rechts wegen ihm gehören. Die Ungewissheit, ob sie ihn nun wollte oder nicht, würde keine Rolle mehr spielen. Er müsste nicht einmal um ihre Zuneigung kämpfen. Sie wäre sie ihm schuldig.
    »Ich habe dich gerettet«, erklärte Wex. »Kraven kann es bezeugen.« Er blickte zu dem Zauberer hinüber.
    »Du wärst gestorben«, bestätigte Kraven. »Das könntest du immer noch.«
    Wex ließ die Hände kreisen, als Zeichen für einen Handel. »Wenn du überlebst, schuldest du mir ein Leben.« Er zögerte und atmete noch einmal tief durch. »Aber ich werde nicht verlangen, dass du mir Adara gibst.«
    Blu entspannte sich sichtlich, trotz der immensen Schmerzen.
    Wex sprach weiter. »Ich verlange nur, dass du Adara ihr Leben zurückgibst.«
    Es war deutlich zu erkennen, dass Blu der Handel ganz und gar nicht gefiel. Nichtsdestoweniger hätte der Flussmensch immer noch die Chance, Adaras Zuneigung zu erringen; und Wex’ Vorschlag war zumindest besser als die Alternative.
    Das verbrannte Fleisch stank, Blu stöhnte und knurrte vor Schmerz, und das eine Auge zuckte hin und her wie verrückt, doch schließlich nickte er. Es war abgemacht.
    Kraven und Wex traten ein Stück zur Seite. »Ich wusste gar nicht, dass du auch ein Heiler bist«, meinte Kraven mit einem Grinsen.
    Wex zuckte die Achseln. »Bin ich auch nicht. Ich bin nur ein einfacher Schweinebauer. Wobei ich sagen muss, dass mir die Schweine lieber sind. Die quieken nicht so laut.«
    Der Magier klopfte ihm auf die Schulter. »Ich mag vieles wissen, aber du steckst voller Überraschungen.«
    »Wexford, wo zur Hölle bist du?«, ertönte ein Ruf von oben. Es war Fretter. Siedend heiß fiel Wex ein, dass er schon längst im Kartenraum hätte sein müssen.
    »Ich muss dich jetzt allein lassen«, sagte er zu Blu. »Bleib hier, ruh dich aus. Die Frauen werden dir Wasser bringen. Trink es.«
    Wex nickte Kraven zu, und sie gingen hinaus.
    Nur die wichtigen Leute waren anwesend. Fretter, Blurdo, und Kraven standen vor Wex’ Wandzeichnung, Spragg hielt am Fenster Wache. Auch Cirilla war da. Schließlich war es ihr zu verdanken, dass sie

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